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Ich saß auf meinem Fensterbrett, sah runter auf unsere Einfahrt und wartete, bis Jared kam, um mich abzuholen. Es war Samstag, kurz vor der Mittagszeit, als Jared mir geschrieben hatte, dass er in einer halben Stunde mit seinem Auto zu mir fahren würde, um mich abzuholen. Wir würden den ganzen Tag lang wegbleiben, hatte er mich gewarnt.

Als ich seine Nachricht gelesen hatte, tippte ich schnell ein „Freu mich schon" und lief zu meinem Kleiderschrank, um ein Outfit zu finden. Das war schwerer als gedacht. Schließlich zog ich meine schwarze Skinny Jeans und ein schwarzes Top an, dazu nahm ich noch mein rot-schwarzes Karo-Hemd. Meine Haare lockte ich ein wenig mit meinem Glätteisen, meine Mascara frischte ich auf.

Viel zu schnell war ich fertig und so landete ich jetzt auf meinem Fensterbrett. Wann kam er denn endlich? Meine Vorfreude war riesig, ich erkannte mich selbst nicht mehr. Ich sah, wie ein rotes Cabrio in unserer Einfahrt hielt. Tatsächlich das Jared hinter dem Steuer! Wie viele Autos hatte er bitte? Fröhlich lief ich runter zu Jared nach draußen, natürlich nicht, ohne die Haustür zuzusperren.

„Helena", lächelte Jared, als er mich erblickte. „Hi", begrüßte ich ihn ebenso lächelnd. „Steig ein, ich hoffe, du magst Autofahrten", grinste Jared und öffnete mir wie ein Gentleman die Beifahrertür. „Vielen Dank", kicherte ich. „Selbstverständlich", spielte Jared den Chauffeur und machte eine kleine Verbeugung.

Ich war total begeistert von diesem Auto. Während wir fuhren, flatterten meine Haare mit dem Wind - ich liebte es. „Wir kommen gleich auf einen Highway, da is das viel besser", sagte Jared und gab noch ein wenig Gas. Verdammt, das war eine wahnsinnig tolle Idee von ihm! Ich wusste gar nicht, dass das noch längst nicht alles war.

Währenddessen liefen im Radio Lieder von Bonnie Tyler, Roxette und anderen Stars aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Und dieses Auto war auch ein Oldie, ich wollte es haben!

Wir fuhren eine ganze Weile, ohne auch nur ein Wort wechseln. Es war keineswegs unangenehm oder so, im Gegenteil, diese Stille genossen wir richtig. Rechts konnte ich das Meer erkennen, es war einer der schönsten Augenblicke in meinem Leben. Das Sonnenlicht brachte die Wasseroberfläche zum Glitzern, wir waren ganz alleine auf dem Highway und ein warmer Wind wehte uns um die Ohren. Im Radio lief gerade das Lied „Total eclipse of the heart" von Bonnie Tyler, eines meiner Lieblingslieder zur Zeit. Perfekter konnte dieser Moment nicht sein.

Jared wurde langsamer und fuhr schließlich auf einen steinigen Parkplatz. „Ich hoffe, du stirbst bei der Hitze nicht. Du warst ja so schlau und hast eine lange Jeans angezogen", sagte Jared kopfschüttelnd und stieg aus. Ich tat es ihm gleich. „Ich wusste nicht, dass es im September so heiß sein kann, ja?", verteidigte ich mich.

„Willst du einen Bikini? Wir können später auch baden gehen, wenn du willst", schlug Jared vor. „Woher hast du einen Bikini?", fragte ich misstrauisch. „Ich hab ja bisschen eingekauft und meine Schwester war so nett und hat mir geholfen", erkläre Jared und rettete sich gerade noch.

„Du hast eine Schwester?", fragte ich erstaunt. Mir fiel auf, dass ich so viel über ihn nicht wusste. „Ja, sie ist ein Jahr älter als ich und heißt Kathy", sagte Jared lächelnd. „Also, du trägst diese Decke hier und ich trage den Korb. Und wehe, du lachst mich wegen dieser Idee aus, ich habe echt keine Ahnung, wie solche Dates funktionieren!" Ich fing an zu grinsen. „Ist das also ein Date hier?", feixte ich und nahm die zusammengerollte Stranddecke. „Natürlich", erwiderte Jared schmunzelnd.

„Ganz ehrlich, ich finde diese Idee perfekt! Du hast dir so viel Mühe gegeben", lächelte ich. „Das freut mich", sagte Jared sichtlich erleichtert und nahm den schweren Korb aus dem kleinen Kofferraum des Autos. Dazu gab's noch eine kleine Tasche, die er mir reichte. „Dein neuer Bikini, Sonnencreme und eine kurze Hose. Bedank dich bei meiner Schwester, ich hätte nicht daran gedacht", grinste Jared und schloss den Kofferraum.

Wir gingen runter zum Strand und suchten uns einen guten Platz, wo ich die Decke ausbreitete. Sogleich setzten wir uns darauf und ich holte den Bikini raus. Er war schwarz und wunderschön. Das war von nun an mein Lieblingsbikini.

„Könntest du dich vielleicht umdrehen? Ich würde ihn mir gerne schon anziehen", fragte ich etwas verlegen. „Klar", sagte Jared sogleich und tat, worum ich ihn bat. Der Bikini passte wie angegossen, was ich gleich darauf bemerkte. Jared hatte sich auch ausgezogen und trug nur noch seine Badehose. So hatte ich die perfekte Aussicht auf seinen trainierten Oberkörper.

„Er steht dir wirklich gut", stellte Jared fest. „Danke", sagte ich leise. „Willst du was essen? Da ich leider grauenhaft im Kuchen backen bin, musste ich einen kaufen, aber der sollte nicht schlecht sein. Chips hätte ich auch da, genauso wie Eis", erzählte Jared. „Du bist so süß", grinste ich. Irritiert sah der Mann mich an. „Wie kommst du denn da drauf?" „Du gibst dir so viel Mühe, Jared. Danke", lächelte ich.

„Was willst du essen, verdammt nochmal", rief Jared frustriert, was mich zum Lachen brachte. „Den Kuchen. Damit ich weiß, ob du Recht hast oder nicht", erwiderte ich. „Hoffen wir mal, er schmeckt", murmelte Jared und holte zwei Teller, zwei Kabeln und schließlich den Kuchen aus dem Korb. Es war eigentlich kein Kuchen, sondern Sachertorte, meine Lieblingstorte. Wie konnte Jared das wissen, oder war es einfach ein glücklicher Zufall?

„Erzähl mir mehr über dich. Ich weiß so wenig", forderte ich Jared auf. „Ich habe am fünfzehnten Juni Geburtstag und liebe alles, was mit Schokolade zutun hat. Ich habe sogar zwei Schwestern, wie schon erwähnt, Kathy, und noch Lilith, die Süße ist erst neun und will immer, dass ich ihr Zöpfe mache", erzählte Jared. „Aww, wie süß ist das denn bitte?", seufzte ich. „Du bist dran, Helena."

„Oh, ich habe irgendwie nichts zu erzählen. Mein Geburtstag ist am zwölften April und ich wünsche mir jedes Jahr eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder. Aber das geht eben nicht, weil meine Eltern nicht wollen, dass ihr Kind ohne sie aufwächst. Eine Babysitterin ist ihrer Meinung nach keine Ersetzung der Eltern und tut auf Dauer auch nicht gut", meinte ich. „Da haben sie Recht. Ich bin früher nach der Schule nach Hause gekommen, habe unsere Babysitterin für Lilith weggeschickt und habe, bis meine Eltern gekommen sind, auf sie aufgepasst", antwortete Jared. „Du bist ein guter großer Bruder, hm?", feixte ich. „Sicher. Aber lass uns jetzt schwimmen gehen. Wer als Erster im Wasser ist!", rief Jared und sprang auf, um loszulaufen.

wild thoughts ✓Where stories live. Discover now