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„Scheiße."

„Begrüßt man so eine Freundin?", lachte Kathy und umarmte mich. „Helena!", rief Lilith und rannte auf mich zu. „Hey Lilith", grinste ich. Was war das bitte für ein Zufall, dass Familie Lincoln im gleichen Hotel wie ich war?

„Begleitest du uns hoch ins Zimmer?", fragte Kathy. „Klar", erwiderte ich. Plötzlich traf Jareds Blick auf meinen.Diese Spannung zwischen uns war spürbar. Ich riss mich los und ging mit Kathy und Lilith in ihre Zimmer. Dieses lag zwei Zimmer neben mir.

„Es könnte problematisch werden. Deins und Jareds Zimmer sind nebeneinander", meinte Kathy. Ich zuckte mit den Schultern. „Mir egal." Kathy seufzte und sperrte das Zimmer mit ihrer Karte auf.

„Helena." Ich drehte mich um und blickte direkt in Jareds Augen. „Jared?" Ein Hauch von Unsicherheit lag in meiner Stimme. „Ich soll dir von Ashley und Traicy ausrichten, dass sie dir das gönnen", meinte Jared schulterzuckend. Ich nickte langsam. „Cool. Sag ihnen, dass sie mir am Arsch vorbeigehen und ich sie gerne schlagen werde, wenn ich wieder in Amerika bin", erwiderte ich und ging hastig in das Zimmer seiner Schwestern. Genug Jared für heute.

Dieser Meinung war ich, aber nicht der Rest dieser Welt. Unsere Eltern hatten diese fabelhafte Idee, wir könnten ja gemeinsam Abendessen gehen. Im Hotel gab es keinen Tisch, der groß genug war, also fuhren wir woanders hin. Wir setzten uns an einen großen Tisch und bestellten unser Essen. Jared saß mir direkt gegenüber.

„Also vorab- Helena, du hast einen wahnsinnig guten Geschmack, was Kleidung angeht!", sagte Jareds Mutter begeistert. Ich trug eigentlich nur meine französische Bluse und eine Jeans. „Danke, Mrs. Lincoln", lächelte ich. „Einfach Diana, Schatz. Und meinen Mann kannst du Anthony nennen", erwiderte die Frau strahlend. Ich liebte sie.

Meine Eltern stellten sich ebenso vor, ich merkte, dass Jared teilnahmlos da saß und weg wollte. Aber was konnte ich schon großartig dagegen machen? Rein gar nichts.

Ich hatte mir eine Pizza Salami mit Apfelsaft bestellt. Auf einmal hatte ich so Lust auf Apfelsaft bekommen. Lilith bekam einen Orangensaft mit Spaghetti, während Kathy und Jared beide Lasagne gewählt hatten.

„Ist denn alles okay bei euch?", fragte Diana und sah zwischen mir und Jared hin und her. „Mum, sie ist nur irgendein Mädchen. Wieso sollte ich ihr meine Aufmerksamkeit schenken?", erwiderte Jared genervt. „Schon allein die Tatsache, dass du mich ignorierst, ist genug Aufmerksamkeit", spottete ich. „Bitte macht doch jetzt kein solches Theater", bat Anthony uns. „Entschuldigt mich", murmelte Jared und ging Richtung Toiletten. „Ich muss auch mal", sagte ich und bemerkte noch Kathys misstrauischen Blick.

Ich hatte Recht. Jared musste nicht aufs Klo, er stand einfach vor der Tür. Mit energischen Schritten ging ich auf ihn zu und drückte ihn an die Wand. Perplex sah er von seinem Handy auf, direkt in meine Augen. „Chill mal dein Leben, huh?", sagte er kopfschüttelnd. Ich ließ von ihm ab und schaute ihn sauer an.

„Sag mal, was sollte denn das vorher, huh?", äffte ich ihn nach. „Erklär es mir. Alles." Ich wartete, dass etwas Sinnvolles aus seinem Mund kam. Aber das war nicht wirklich der Fall.

„Helena, du bedeutest mir wirklich mehr, als ich mir eingestehen möchte. Aber ich kann einfach nicht darüber reden. Zumindest nicht jetzt", sagte Jared leise. „Also war das nicht, weil ich nicht genug war?", fragte ich verzweifelt. „Die Welt dreht sich nicht nur um dich, Schätzchen", erwiderte Jared. „Du hast es nicht verneint", murmelte ich. Fragend sah er mich an. „Also war ich wirklich nicht genug für dich?", wollte ich wissen. Irgendwie wollte ich die Antwort nicht hören.

„Helena, du bist perfekt. Du bist genau richtig für mich. Aber das mit uns... kann einfach nicht funktionieren. Niemals", sagte Jared. „Warum?" Er schwieg. „Verdammt, wenn du mir so Scheiße erzählst, dann begründe sie doch bitte!", rief ich. „Helena, bitte. Lass mich in Ruhe. Ich werde schnell eine Neue finden, die dich ersetzt", antwortete Jared kühl und ging.

Entsetzt sah ich ihm hinterher. Also war ich so einfach zu ersetzen? Nur ein Zeitvertreib?

Ich lief aufs Klo und ließ mich auf den Klodeckel nieder. Er konnte das unmöglich ernst meinen. Aber wieso nicht? Natürlich meinte er es ernst. Er war Jared, der war schon immer so. Warum sollte er sich für mich ändern?

Verdammt, ich musste stark bleiben. Ich musste diesen Typen vergessen. Alles was ich jetzt brauchte, war Ablenkung. Vielleicht sogar ein anderer Mann, ein besserer. Es gab viele Jareds, aber dieser hier im Restaurant war einzigartig. Und ich wollte ihn nicht verlieren, obwohl da nie mehr war als Sex. Liebe war ein Arschloch.

Aber liebte ich Jared überhaupt? Ich redete mir ein, dass das nicht stimmte. Ohne ihn würde ich sehr gut klarkommen. Ich hätte kein Problem damit, ihn mit anderen Mädchen zu sehen.

Meine Gefühle waren wie betäubt. Diesen Urlaub konnte ich nicht genießen und ich war so froh, als wir endlich nach Hause flogen. Ich vermisste mein Bett und das Gefühl, weit genug entfernt zu sein von Jared.

Von nun an würde er Geschichte sein. Jared war Vergangenheit, er sollte mich nicht mehr interessieren. Meine Gefühle wurden schwächer, ich schaltete komplett ab.

Und irgendwie fühlte es sich gut an, gar nichts zu fühlen.

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