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Ich wurde von lauten Stimmen aufgeweckt.

„Du weißt, dass das nicht so weitergeht! Dieser Junge braucht Hilfe, verdammt nochmal, und nicht dieses Mädchen!" „Anthony, Helena tut ihm so gut. Du kannst ihn nicht in irgendeine scheiß Anstalt stecken, das lasse ich nicht zu!" „Schön. Dann werde ich jetzt wohl gehen."

Ich keuchte auf. Waren das Anthony und Diana? Vorsichtig sah ich zu Jared. Dieser schien noch zu schlafen. Aber wohin wollte Anthony gehen?

„Wenn du jetzt gehst, kommst du nie wieder!", schrie Diana. Ich hörte sie schluchzen und bekam selbst Tränen in den Augen. Aber mich einzumischen, war keine gute Idee. „Ich werde auch nie wieder kommen! Verflucht sei dieses Haus!", brüllte Anthony und klappte etwas zu. Er stapfte die Treppen hinunter und knallte die Haustür laut zu. Gleich darauf hörte ich ein Auto schnell wegfahren.

Ich lief schnell raus, wo ich Diana weinend auf dem Boden fand. „Oh mein Gott, bitte nicht. Er ist es nicht wert", flüsterte ich und schloss sie in meine Arme. „Sag Jared nicht, dass Anthony wegen ihm abgehauen ist. Bitte", schniefte Diana und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist."

„Mum?" Jared war aus seinem Zimmer getreten und trug nur Boxershort. Als dieser uns erblickte, kam er schnell her. „Was hat dieses Arschloch getan?", fauchte Jared. „Abgehauen", sagte Diana tonlos und wischte ihre Tränen weg. Aber es kamen immer mehr dazu.

Ich fühlte mich unwohl und wollte die beiden alleine lassen, was ich auch tat. Schnell zog ich mich an und ging in Liliths Zimmer. Lilith lag im Bett und presste ihre Hände gegen die Ohren. „Haben sie aufgehört?", fragte sie traurig. Es brach mein Herz.

„Sie haben aufgehört. Das wird nicht mehr vorkommen", sagte ich leise und setzte mich zu ihr. „Wo ist Daddy? Ich will mit ihm reden", meinte Lilith. Mir stiegen Tränen in die Augen. „Lilith, dein Dad ist nicht mehr da."

Ihr Mund klappte auf, die Augen weiteten sich. „Nicht mehr da?", wiederholte das Mädchen schockiert. „Jared, komm her!" Ich zuckte bei dem lauten Schreien zusammen. Wenige Sekunden später kam Jared ins Zimmer. Diese Wut in seinem Gesicht war unbeschreiblich, aber als er Lilith sah, wurden seine Gesichtszüge weicher.

„Lilith, meine Prinzessin", murmelte er und umarmte sie fest. „Daddy ist weg?", fragte Lilith vorsichtig. „Zum Glück. Wir brauchen dieses Schwein nicht", knurrte Jared und schloss seine Augen. „Ich will aber Daddy!", rief Lilith sauer. „Lilith, er ist weggegangen. Anthony wird nicht wieder kommen", erwiderte Jared. „Ich will das aber nicht!", schniefte die Kleine.

Ich fragte mich, wie Anthony das machen konnte. Einen Nervenzusammenbruch bekam jeder mal, aber direkt abhauen? Er hatte egoistisch gehandelt und kein bisschen an seine Frau und die Kinder gedacht. Das war einfach unglaublich.

„Geht's Lilith gut?" Diana war aufgetaucht, ihre Augen waren gerötet vom Weinen. „Mama, ich will Daddy", sagte Lilith weinend und lief ihrer Mutter in die Arme. „Es tut mir so leid, Schatz", flüsterte Diana. Tränen sollten ihre Wangen hinab.

„Wieso hat er das gemacht?", wollte Jared wissen. Diana und ich tauschten einen raschen Blick. Ich würde definitiv ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn ich es vor ihm geheim hielt, aber Jareds Mutter wollte es so.

„Er hatte keine Lust mehr", stammelte Diana. Damit hatte sie ja auch Recht. „Arschloch, Bastard, Wichser", fluchte Jared.

„Was ist hier los?", ertönte Kathys entsetzte Stimme. „Daddy ist weg!", rief Lilith. „Was?!" „Es tut mir leid", flüsterte Diana.

Plötzlich zog Jared mich aus dem Zimmer. Verwirrt sah ich ihn an. „Geh nach Hause", sagte er tonlos. „Aber wieso? Ich will euch helfen!", erwiderte ich wütend. „Helena, du bist nicht immer diese tolle Heldin, klar? Hol deine Sachen und verpiss dich von hier! Du bist hier nicht mehr willkommen", zischte Jared und schubste mich so fest, dass ich gegen die Wand krachte und auf den Boden fiel.

Das war verdammt schmerzhaft.

„Gut, werde ich. Wage es ja nicht, mich noch einmal anzuschauen! Gott, ich hasse dich!", schrie ich und stürmte aus dem Haus. Tränen liefen mir übers Gesicht, während ich nach Hause rannte.  Zum Glück waren meine Eltern nicht mehr da.

Mein Hinterkopf pochte durch den Zusammenstoß mit der Wand. Ich hätte nicht erwartet, dass Jared mir so wehtun würde. Natürlich war er gerade durcheinander, aber ich wollte doch nur helfen. Nichts gab ihm das Recht dazu, mir weh zu tun. Nicht psychisch oder physisch.

Ich legte meine Klamotten ab und stieg unter die Dusche. Die Schule würde in zehn Minuten beginnen, aber dafür hatte ich keine Nerven. Während das Wasser auf mich herunter prasselte, konnte ich meine Tränen nicht aufhalten. Sie schnitten mir die Luft ab, ich konnte nicht mehr atmen. Es fiel mir so schwer. Ich sank auf den Boden und schloss meine Augen.

Alles würde ich tun, um Jared zu helfen, aber er machte alles, damit ich es nicht tat. Ich begann zu zittern. Warum machte er es mir so verdammt schwer? Ich wollte ihn so sehr hassen, aber es klappte nicht.

Verflucht seist du, Jared Lincoln.

...
Heute Nachmittag kommt wahrscheinlich noch eins :)

wild thoughts ✓Onde histórias criam vida. Descubra agora