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Ich war gestern erst am Abend ins Hotel zurückgekehrt. Mit Harvey und Carlo hatte ich mich gut verstanden. Beim Abschied hatte mich Carlo nach einem Date gefragt. Ich hatte zugesagt und erst danach Jared hinter mir entdeckt, der jedes Wort mitbekommen hat. Er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an und rauschte ins Hotel. Den ganzen Abend hatten wir nicht mehr gesprochen, Jared ignorierte mich einfach.

Als ich in der Früh aufwachte, lag Jared nicht mehr neben mir. Dabei war es noch nicht einmal acht Uhr. In ungefähr einer Stunde würde Carlo unten auf mich warten, bis dahin musste ich mich vorbereiten. Ich hatte keine Ahnung, was ich anziehen sollte.

Mir fiel ein, dass ich ein rotes, figurbetontes Kleid mitgenommen hatte und holte dieses aus dem Schrank. Es war perfekt für das Date. Dazu trug ich meine schwarzen Highheels.

Heute schminkte ich mich ein wenig mehr als sonst und war unheimlich froh, als ich den Eyeliner beim zweiten Versuch gut hinbekam. Roter Lippenstift durfte natürlich auch nicht fehlen, es war derselbe Rotton wie beim Kleid.

Ich wollte gerade das Zimmer verlassen, als Jared hereinkam. Er sah mich von oben bis unten an. „Viel Spaß mit deinem Lover", schnaubte der Mann vor mir und ging ins Bad. Ich verdrehte die Augen und ging zum Lift. Es war für mich unerklärlich, wieso Jared so ein Theater machte. Er konnte doch unmöglich eifersüchtig sein?

Auf einmal hatte ich kein schönes Gefühl mehr. Ich mochte Carlo sehr, aber eben nur auf freundschaftlicher Basis. Und ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht das Gleiche von mir dachte.

Irgendwas hielt mich davon auf, Carlo richtig zu mögen. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber es war Jared. Meine Gefühle waren durcheinander, ich wusste nicht, was in mir vorging oder was ich für Jared empfand. Aber ich konnte doch nicht ein wenig in ihn verknallt sein?

„Du siehst wunderschön aus, Helena." Ich zuckte zusammen. Carlo stand vor mir, ich hatte ihn gar nicht bemerkt. „Oh, danke", murmelte ich und fühlte mich ziemlich unwohl. Wieso hatte ich zugesagt? Ich bereute es gerade so sehr.

„Ich dachte, wir könnten heute noch einmal ins Café gehen", meinte Carlo, als wir das Hotel verließen. Es regnete in Strömen. „Das ist eine gute Idee", meinte ich und schenkte ihm ein Lächeln. Doch wie kamen wir dort hin? Ich konnte unmöglich so im Regen herumlaufen!

„Ich habe leider kein Auto, und Taxis waren auch nicht erreichbar, aber ich halte gerne den Regenschirm über uns. Das macht dir doch nichts aus, oder?", fragte Carlo besorgt. „Nein, kein Problem", murmelte ich. Es war definitiv ein Problem!

So gingen wir durch den Regen und die Kälte zum Café von Miss Zeroni. Als wir dort ankamen, war ich komplett durchgefroren. Wieso hatte ich keine Jacke mitgenommen? Ich hatte mir sicher eine Erkältung geholt, die sich spätestens morgen bemerkbar machen würde.

„Oh, wie schön, euch wiederzusehen! Was kann ich euch denn heute bringen?", fragte Miss Zeroni, als wir uns an einen Tisch gesetzt hatten. „Ein romantisches Frühstück", bestellte Carlo und lächelte mich an. Mein schlechtes Gewissen meldete sich.

„Carlo, ich wollte dir etwas sagen", begann ich. Erwartungsvoll sah er mich an. „Ich weiß, dass ich diesem Date hier zugestimmt habe, aber ich habe darüber nachgedacht. Ich mag dich wirklich, aber mehr als Freundschaft ist da nicht", seufzte ich. Carlo sah mich ein wenig enttäuscht an, aber lächelte diese Enttäuschung weg.

„Schade. Du bist ein wundervoller Mensch, Helena", sagte mein Gegenüber. Ich sah ihn ein wenig bedrückt an. „Du auch, Carlo. Aber ich empfinde einfach nicht mehr für dich", erwiderte ich. Carlo nickte verständnisvoll. „Schon okay, Helena. Da kann man nichts machen", meinte Carlo. Ich lächelte ihn dankbar an.

Die Stimmung war angespannt während wir unsere Erdbeertorte aßen. Nur eine halbe Stunde später gingen wir wieder zum Hotel, es hatte nicht aufgehört zu regnen. Vor dem Eingang saßen River und Steve, sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie uns erst bemerkten, als wir zwei Meter vor ihnen stehen blieben. Jared sah uns beide an und ging dann auf Carlo zu. Was hatte er vor?

„Sag mir, was war deine Mission? Wolltest du, dass Helena erfriert oder so? Nicht einmal deine Jacke konntest du ihr geben!", fauchte Jared. „Jared, beruhig dich doch! Er wusste ja nicht, dass ich so angezogen war, es war meine Schuld!", rief ich. Jared sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Teilweise. Du solltest dich echt nicht wie eine Nutte anziehen", meinte er. Wütend sah ich ihn an.

„Aber wenn du mich fickst, ist dir egal, dass ich sonst wie eine Nutte aussehe?", zischte ich. „Helena, fang nicht schon wieder damit an!", drohte Jared. „Dann lass Carlo in Ruhe! Er hat es zumindest gut gemeint, während du immer versuchst, alles kaputtzumachen! Und was die Jacke angeht - wieso krieg ich deine nicht, hm?", fragte ich spöttisch.

„Leute, ihr streitet wegen so unnötigen Sachen", warf River ein. „Wir sehen uns mal wieder, Helena", meinte Carlo und ging. Jared sah mich verachtend an.

„Weißt du, es gibt so Momente, wo ich mir wünsche, du würdest nicht existieren, Jared", sagte ich kühl und ging ins Hotel.

wild thoughts ✓Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon