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„Guten Morgen, Schreihals", begrüßte mich Steve grinsend. Ich gähnte und setzte mich an den Küchentisch. Mein Kopf schmerzte ein wenig. „Ist Alec noch da?", fragte River. Ich nickte. „Kennst du?" „Ja, er ist mein Cousin." Perplex sah ich ihn an. Ich hatte mit Rivers Cousin geschlafen? Mir fiel ein, dass ich noch meiner Mutter schreiben musste und holte mein Handy aus der weißen Hosentasche hervor. Die Hose hatte ich aus einem Schrank, genauso wie das schwarze T-Shirt.

„Hey Helena! Du hast dir einen heißen Typen geangelt!", grinste Fabiola, als sie das Zimmer betrat und sich zu uns setzte. „Wo hast du denn gepennt?", fragte River. „Draußen auf dem Boden. War ziemlich kalt, als ich heute aufgewacht bin", seufzte die Angesprochene. „Keinen Typen geklärt?", erwiderte ich. „Ne, aber du!" Ich verdrehte meine Augen. „Ehrlich, es war nur ein One Night Stand. Alec ist heiß und so, aber irgendwie nicht mein Typ", antwortete ich.

„Helena ist schon vergeben, auch wenn die beiden es sich nicht eingestehen wollen", ertönte Alecs Stimme. Dieser kam oberkörperfrei in die Küche und lächelte mir zu. Fragend sah ich ihn an. „Ich sehe doch, was du für Jared fühlst, und genau so erkenne ich, dass er dich liebt. Was auch immer zwischen euch vorgefallen ist, ihr solltet reden", meinte Alec. Wütend sah ich ihn an. „Du hast keine Ahnung!"

„Dann erzähl' es uns doch. Ich bin mir sicher, dass ihr zwei füreinander bestimmt seid." Alec sah mich abwartend an, auch die anderen sind neugierig geworden. „Also eigentlich nicht viel. Er hat Theater gemacht und ich war mit meinen Eltern bei ihm Zuhause. Da ist er komplett ausgeflippt und wir haben uns wieder vertragen. Am nächsten Morgen gab's Probleme und er hat behauptet, ich könne nicht immer die Heldin spielen, nur weil ich helfen wollte. Dann hat er mich angeschrien, ich solle verschwinden und hat mich geschubst, sodass ich gegen die Wand gekracht bin", erzählte ich.

„Jared?", fragte River erstaunt. „Jared", bestätigte ich. „Hat er getrunken oder so?", wollte Alec wissen. „Nicht, dass ich wüsste", entgegnete ich. „Aber das wäre auch keine Entschuldigung!", warf Fabiola ein. Ich stimmte ihr zu. „Was müsste er machen, damit du ihm verzeihst?", fragte Alec. „Etwas Besonderes, Persönliches. Nicht eine Schokolade oder sonst was. Aber das wird er niemals machen, und ich werde ihn sicher nicht dazu bringen, sich bei mir zu entschuldigen", erwiderte ich.

„Du erwartest nur das Schlechteste von mir." Ich drehte mich um. „Wie könnte ich das nicht, Jared." „Ich bin kein Mörder." „Wäre ich blöder hingefallen, hätte ich sterben können", sagte ich ruhig und traute mich endlich, in Jareds Augen zu sehen. „Ich weiß." „Schau, nicht einmal jetzt entschuldigst du dich!", rief ich. „Helena, nein. Weißt du, ich will mich so gerne entschuldigen, aber ich weiß einfach nicht, wie. Das, was ich getan habe, war richtig scheiße und ich glaube nicht, dass irgendwelche Worte es wieder gut machen würden. Es tut mir wirklich leid und ich war nicht ich selbst, als ich dir diese Worte gegen den Kopf geschleudert habe. Aber diese kann ich auch nicht mehr zurückziehen", erwiderte Jared verzweifelt. Ich sah ihm an, dass er jedes seiner Worte ernst meinte.

„Ich... ich kann das nicht... noch nicht", murmelte ich und wandte mich ab. „Ich weiß. Ich werde mir etwas einfallen lassen und hoffe, dass du mir eines Tages verzeihen kannst. Du bist alles, was ich brauche." Ich schloss meine Augen. Diese Worte waren Balsam für meine Seele, wirkten aber wie Messerstiche in meinem Herzen. „Es ist wohl Zeit zu gehen", sagte ich leise und verließ das Haus.

...

Wochen vergingen, es passierte nichts Spektakuläres. Ich freundete mich mehr und mehr mit Fabiola. Sie war wirklich ein herzensguter Mensch, was ich damals niemals erwartet hätte. Es war Vorweihnachtszeit, ich mochte Weihnachten nicht. Trotzdem überlegte ich, was ich meinen Liebsten schenken sollte. Dazu zählten Kathy, Lilith, Fabiola, Jaime und auch River, sowie meine Eltern. Lilith hatte ich längers nicht mehr gesehen, da ich nicht mehr in das Haus der Lincolns gehen wollte. Mit River verstand ich mich wirklich ausgezeichnet und fand, dass er gut mit Kathy zusammengepasst hätte. Aber dann passierte etwas Unerwartetes, wodurch River eine Chance bekam.

Es war eine Woche vor Weihnachten, als Jaime zu mir kam, mit einem bedrückten Gesichtsausdruck. „Was ist los?", fragte ich und versuchte, Jared zu ignorieren, welcher gerade ins Klassenzimmer kam. „Ich habe mit Kathy Schluss gemacht", murmelte Jaime. Mit aufgerissenen Augen sah ich ihn an. „Aber wieso?", fragte ich verwirrt und auch ein wenig wütend. „Ich habe bemerkt, dass ich mehr für eine andere Person fühle als für Kathy", seufzte Jaime. „Wer ist sie denn?", wollte ich wissen. Mein Gegenüber schloss seine Augen und schüttelte den Kopf.

„Sie ist ein Er."

„Es ist Steve", sagte Jaime leise. Ich spähte zu Steve. „Gute Wahl", antwortete ich. „Aber Kathy tut mir trotzdem ein wenig leid." „Du hast also kein Problem damit, dass ich schwul bin?", fragte Jaime erstaunt. „Also bitte, natürlich nicht. Ich find's nur schade, weil du und Kathy echt gut zusammen gepasst haben", erwiderte ich lächelnd.

wild thoughts ✓Where stories live. Discover now