Levi Fitz-Beckets Söhne

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„So eine verfluchte –" Anna schlug den Airbag zur Seite. „Alles okay? Henry?"

„Raus hier", sagte Henry. „Irgendwer hat Nagelnetze auf die Straße gelegt ... Imo? Hey, mein Junge ..."

Anna brauchte mehrere Anläufe, die verbeulte Tür aufzutreten. Sie kletterte aus dem zerstörten Auto und rieb ihren Nacken. Imo folgte ihr und schnüffelte in der Luft herum. „Wer war das?", fragte Anna kopfschüttelnd.

Henry öffnete den Kofferraum und packte alles Brauchbare in ihren Rucksack. „Vielleicht einfach Räuber. Wenn wir allerdings wirklich großes Pech haben, dann ..."

Das Heulen von Motoren war zu hören.

„Räuber haben keine Autos, oder?", flüsterte Anna und ging zu Henry.

„Verdammt", fluchte Henry. „Verdammt, verdammt –"

„Was ist los, wer ist das?", fragte Anna hastig.

Henry hörte sie nicht. „Imo, verschwinde", sagte er leise an den Bären gewandt.

„Was tust du? Ich dachte, er könnte uns helfen", zischte Anna.

Henry schüttelte schnell den Kopf. „Es sind zu viele, sie würden ihn erschießen." Imo sah ihn nur mit großen Augen an. „Geh in den Wald, los." Henry machte eine große Geste zum Wald auf der anderen Seite des Weges.

Imo sah die beiden noch einmal traurig an – Annas Herz brach beinahe entzwei – dann trabte der Bär in die schützenden Schatten des dichten Waldes, bis er nicht mehr zu sehen war.

Henry legte seine Hände auf ihre Schultern und sah Anna mit ernster Miene an. Außerdem sah Anna noch etwas anderes in seinem Gesicht. Es war das erste Mal, dass sie den Piraten so erlebte. Er schien tatsächlich Angst zu haben. „Egal was passiert, bitte ... hass mich nicht", sagte er leise.

„Was?"

„Ich war – ich war nicht ganz ehrlich zu dir und das tut mir leid, aber du brauchst mich", sagte er eindringlich.

Anna öffnete den Mund, doch es war zu spät.

Zwei große Autos fuhren um die Kurve auf die beiden zu. Bestimmt ein Dutzend Menschen verteilten sich auf den Ladeflächen und hatten ihre Gewehre auf die beiden gerichtet.

Henry schloss die Augen. „So ein Dreck", murmelte er und hob die Hände.

Anna tat es ihm nach. „Das sind Piraten, richtig?", wisperte sie. „Was haben Piraten hier zu suchen?"

„Wir sind nur noch wenige Kilometer vom Meer entfernt, Anna."

Hoffnungsvoll sah Anna ihn an. „Deine Seite?"

Henry schnaubte. „Oh nein. Definitiv nicht meine Seite."

Annas Herzschlag beschleunigte sich. „Südpiraten", wisperte sie.

Henry nickte.

Die Wagen hielten an. Die Südpiraten sprangen ab und umstellten Henry und Anna. Einer der Piraten trat lachend vor. Er hatte eine Glatze und kaute auf einer alten, ungezündeten Zigarette herum. Dennoch wirkten die Piraten zu Annas Enttäuschung nicht halb so ungepflegt, wie sie angenommen hatte. Irgendwer musste doch langsam in ihr Bild passen, das sie von Piraten hatte. „Sieh mal einer an, wen haben wir denn da ..." Der Blick des Piraten blieb an Henry hängen.

Dann wäre dem Mann beinahe die kostbare Zigarette aus dem Mund gefallen. Er starrte Henry ungläubig an. „Robin?" Der Mann hob verwirrt das Kinn. „Ich hätte schwören können, dass du auf der Cassiopeia warst, als ich ..." Er lachte mit einer Mischung aus Verwunderung und Zweifel.

16521 Band 1: Der Pirat, der Bär und der Regenحيث تعيش القصص. اكتشف الآن