02. September 1996

362 54 163
                                    

Als Gott uns schuf, wollte er angeben.

02. September 1996

Montag. Mein erster Schultag als Grey Gant. Ich habe meine ganze Garderobe von Gryffindor in Slytherin Farben umgezaubert. Jetzt stolziere ich, als wäre es das offensichtlichste der Welt, zum Slytherin Tisch. Ich setze mich neben meinen Großneffen und gegenüber von Draco.

„Hi", sagt Perseus Collins schüchtern. „Wie war nochmal dein Name?"

Ich lache und meine anerkennend: „Typisch Reinblut!"

Da den Reinblutkindern seit Geburt an nur die höhere Gesellschaft gestattet ist, sind wir es nicht gewöhnt neue Leute kennenzulernen und haben dementsprechend Probleme damit, uns Namen zu merken, die wir nicht einordnen können. Außerdem gibt es keinen Grund, sich die Mühe zu machen, sich den Namen irgendwelches Schlammblutes zu merken. Ich habe bis heute noch Schwierigkeiten damit.

„Ich bin Grey Gant. Dreckiger Muggelname, der mich ständig daran erinnert, mit wem ich verwandt bin. Wenn du willst, antworte ich auch gerne auf Pinecone."

„Du musst nicht schlecht über Muggel reden, nur um dazu zu gehören", flüstert er zurückhaltend.

„Was?! Perseus, du kommst aus dem edlen und respektablen Haus der Collins. Ich will nie wieder solch einen Bullshit aus deinem Mund hören. Es ist eine Schande für das Blut der mächtigen Victoria Collins, welches in deinen unwürdigen Venen fließt", zische ich ihn wütend an.

Diese Tirade muss er, wie alle Kinder der stolzen Reinblutfamilien, schon millionenfach gehört haben. Trotzdem schüttelt er erstaunt seinen Kopf. „Du bist echt begeistert von dieser Victoria Collins."

„Sie ist mein... Vorbild", meine ich lahm.

„Eine gefallene Hexe," flüstert er. „Sie ist der einzige Grund, weshalb du mit mir redest, oder?", fragt er traurig.

Ich komme nicht dazu, ihm zu antworten.

„Was willst du denn hier, Gryffindor?", fragt Pansy, ein bösartiges Flackern in ihren Augen. Ich habe nicht bemerkt, wie sie sich neben Malfoy gesetzt hat.

„Stell dir mal vor, du wärst es, die ins falsche Haus einsortiert wurde", meine ich und schaue ihr arrogant in die Augen. „Ich gehöre zu euch und Punkt, Ende, aus."

„Ich bin in Slytherin, Dumme. Du aber nicht. Das ist der Unterschied zwischen uns und das bedeutet alles."

„Sorry, dass es mich gibt", zische ich ihr wütend zu.

Es wird nicht besser.

„Miss Gant, bedauerlicherweise muss ich Sie bitten, sich zu Ihrem eigenen Haus zu setzen", meint eine ölige Stimme, die viel eher schadenfroh als bedauernd klingt. Ich schaue auf und sehe den jüngsten Mann im Kollegium vor mir stehen. Er hat lange, pechschwarze, fettige Haare, die ihm ins Gesicht hängen, in dessen Mitte sich eine viel zu lange Nase befindet. Der Typ erscheint mir direkt unsympathisch.

„Ich denke, als Lehrer sollten Sie die Häuserkooperation fördern", meine ich bloß selbstsicher.

„Was Sie denken, Miss Gant, spielt keine Rolle..."

„Warum ziehen Sie Gryffindor nicht einfach Punkte wegen meinem schlechten Verhalten ab?", unterbreche ich ihn.

„Ich denke, ich habe da eine bessere Idee", meint er bösartig. „Der Hausmeister Mr. Filch, wird sich über Ihre Hilfe freuen."

Mir ist nach übergeben zumute. „Nein!"

„Doch."

Es scheint ihm Spaß zu machen, Macht über mich zu haben. Dieser verfluchte, kleine Dreckskerl. Wenn ich je eine Gelegenheit finde, gegen ihn zu duellieren, werde ich ihm dieses schadenfrohe Schmunzeln ohne weitere Umschweife vom Gesicht fluchen.

Gellerts VictoriaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt