20. September 1996

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Wenn der Karneval vorbei ist, maskieren wir uns wieder richtig.

20. September 1996

"Komm schon, Grey! Ich bin mir ziemlich sicher, einen neuen Geheimgang entdeckt zu haben," labert Lisa aufgeregt auf mich ein. Sie zupft mir am Ärmel, was zur Folge hat, dass mein Kürbissaft auf ihren Umhang tropft.

Ich ignoriere sie wie üblich und konzentriere mich auf meine eigenen Gedanken und das ungute Gefühl, welches sich fest in meiner Magengegend eingenistet hat. Noch immer habe ich keine Gelegenheit gefunden, mich aus Hogwarts raus zu schleichen.

"Du musst unbedingt mitkommen. Es ist voll dunkel und gruselig dort, aber zusammen können wir ihn erkunden", holt mich die nervige Blondine aus meinen Gedanken.

"Ich mache es hier gleich dunkel und gruselig, wenn du mich nicht mal in Ruhe lässt!", schnaube ich.

Wie soll ich so einen ordentlichen Plan schmieden? Gellert wird bestimmt langsam ungeduldig. Was er wohl von mir denken wird, wenn er erfährt, dass einer seiner besten Akolythen sich als Kind versteckt hält. Also wäre ich Gellert, würde ich ganz ehrlich diesen Feigling, mich, direkt aus meiner Truppe verbannen!

Ich blicke sehnsüchtig hinüber zum Slytherintisch. Dort haben die ältesten und adeligen Familien gewisse Prioritäten, wie zum Beispiel ihr eigenes Schlafzimmer. Außerdem gibt es in den Kerkern eine Bibliothek, in der die Slytherins fern von widerlichen Schlammblütlern ihre Zeit genießen können. Wenn ich da nur rein könnte, würde ich jetzt ganz in Ruhe einen Plan aushecken können, der selbst der ehrwürdigen Victoria Collins gerecht wäre.

"Warum bist du denn immer so abweisend, Grey? Sind wir denn keine Freundinnen mehr?"

Waren wir das denn überhaupt mal?, fragte ich mich in Gedanken, sage aber: "Ich brauche eben mal meine Ruhe."

Damit erhebe ich mich und gehe auf den Slytherintisch zu.

"Nicht du schon wieder!" Natürlich ist es Pansy Parkinson, die mich anguckt, als wäre ich das letzte Stückchen Dreck.

"Hey Süße, kannst du mir nicht mal sagen, wie das Passwort zum Slytherin Gemeinschaftsraum ist?", frage ich betont gesprächig.

"In deinen Träumen", zischt sie.

Doch leider Gottes ist das menschliche Gehirn so programmiert, dass es Fragen automatisch beantwortet. Mit ein wenig Legilimency habe ich auch schon die Antwort: "Toujours pur". Ich muss ein wenig lächeln, als ich das weitverbreitete Motto in ihrem Kopf sehe.

"Dankeschön für die Hilfe", sage ich und klopfe ihr freundschaftlich auf die Schulter, wofür ich mich auf die Zehenspitzen stellen muss.

Sie schaut mir verwirrt nach.

Sobald ich in den überfüllten Gemeinschaftsraum klettere, und sich alle Blicke mir zuwenden, wird mir klar, dass ich mich hätte unsichtbar machen müssen. Wäre es nicht die ultimative Gelegenheit gewesen, meinen Heiligtum des Todes zu testen? Nun ja, zu spät!

Direkt werde ich mit bösen Blicken und fiesen Worten bombardiert: "Was will die Schlampe denn hier?", "Warum ertränken wir die Blutsverräterin nicht einfach?" und "Riecht ihr das? Die pisst sich gerade in die Hose!" sind nur wenige der fiesen Sprüche, die in diesem Moment fallen.

"Ruhe!", zische ich mit so viel Autorität, wie ich nur kann. Es wirkt. Alle sind still und schenken mir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.

"Ich bin ein stolzes Mitglied der reinen und sehr alten amerikanischen Familie der Pinecones, derselben Familie, der auch die mächtige Victoria Collins, bekannteste Akolyth aus Gellert Grindelwalds Reihen entstammte."

Gellerts VictoriaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt