30. Juni 1997 (Teil 1)

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I'm just gonna do the same think I do every episode - destroy, and look good doin' it! - Scottybyrd

30. Juni 1997

Während ich durch die scheinbar verlassenen Gänge stürme, erhebe ich meinen Zauberstab und richte ihn auf mein Gesicht. Wie durch Zauberhand verändern sich meine Gesichtszüge und werden länger und erwachsener. Haut und Haare werden dunkler und passen sich meinen nun schwarzen Augen an. Mein Partykleid verformt sich in eine schlichte schwarze Robe, die mir jegliche Bewegungsfreiheit ermöglicht. Ich schwenke meinen Zauberstab, sodass ein kleiner Spiegel in meiner ausgestreckten Hand erscheint und bleibe kurz stehen, um Victorias Aussehen zu perfektionieren. Letztendlich gebe ich mich mit einer vereinfachten Version meines früheren Selbst zufrieden und sprinte weiter Richtung Schlossausgang.

Aus schlechtem Gewissen und verzweifelter Nostalgie heraus vollende ich mein neues Outfit mit einer feinen Kette, deren Anhänger aus einem uralten und bedeutungsschweren Zeichen besteht. Ein Dreieck für den Tarnumhang, ein Kreis für den Stein der Auferstehung und ein Strich für den Elderstab, auch bekannt als Stab des Schicksals oder Todesstab. Zusammen ergeben sie das Zeichen der Heiligtümer des Todes, in jüngster Zeit vor allem als Gellerts Kampfsymbol für das größere Wohl bekannt.

Auf einmal höre ich leichte Schritte aus einem entlegenen Korridor. Ohne meinen Gang zu verlangsamen, tippe ich meinen Körper mit meinem Zauberstab an und verschwinde aus der sichtbaren Umgebung.

Trotz des Rennens ist mein Atem gleichmäßig, als ich unsichtbar in den verbotenen Wald eindringe. Trockenes Laub und abgestorbene Äste knirschen leicht unter meinen schweren Kampfstiefeln, doch außer mir selbst scheint sich keine Seele im Gebüsch zu regen.

„Seht mal, die Collins-Missgeburt ist auch mal da", höre ich eine kratzende Frauenstimme, die so klingt, wie ein Fingernagel auf einer Schultafel und mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagt.

Ein paar Schritte später erblicke ich die ungleiche Gruppe aus edlen und einfach gekleideten Zauberern und einigen wenigen Hexen. Die Aasfresser, wie ich sie insgeheim getauft habe, stehen eng beisammen in einer Lichtung kurz vor der Grenze zum Schlossgelände. Genau wie Voldemort und seine rechte Hand, Bellatrix, ist Nagini nicht anwesend. Tatsächlich hatte ich mich ein wenig darauf gefreut, sie wiederzusehen, denn Nagini, deren Schlangengestalt als einzige unverändert geblieben ist, erinnert mich an die guten alten Zeiten vor meinem Tod.

„Wir hofften schon, du wärst brav zurück in deinem Grab. Dann wäre deine dumme Familie ein für alle mal ausgelöscht", spricht die dickliche Frau mit der widerlichen Stimme, deren braune Haare streng nach hinten gebunden sind.

„Was meinst du mit ausgelöscht, Carrow?", zische ich zurück, „Was habt ihr mit Perseus getan?"

„Seht doch, sieht ganz so aus, als hätten wir da die Schwachstelle der ach so mächtigen Frau des vergangenen Jahrhunderts getroffen. Sag mir ja nicht, dass du deinen kleinen Verbrecher-Freund mit der eigenen Familie betrügst." Sie bricht in ein kratziges Gelächter aus und einige Aasfresser stimmen mit ein. „Oh, genau, das gehört zur Familientradition! Das würde ja eure entstellten Gesichter erklären."

Ich richte meine glühende Zauberstabspitze auf die verletzliche Stelle zwischen ihren Augen. „Cruci..."

„Lass das Gerede, Alecto", fordert ein hochgewachsener, blonder Schönling mit brutalem Gesichtsausdruck und ich senke mit einem tiefen Atemzug meinen Zauberstab. „Collins, der Junge ist in Gefangenschaft, aber unversehrt. Solltest du deinen Auftrag erfolgreich ausführen und deine Loyalität zum dunklen Lord beweisen, wird er freikommen. Solltest du aber versuchen ein falsches Spiel mit uns zu spielen oder dein eigenes Talent überschätzt haben, wird er schneller sterben, als du „es tut mir leid" sagen kannst."

Gellerts VictoriaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt