16. Februar 1997 (Teil 2)

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Du bist wie Drogen. Erst machst du mich happy dann kaputt. Trotzdem bin ich süchtig nach dir.

16. Februar 1997

„Du hast tapfer gekämpft, Victoria, meine Schöne." Ich lächle Gellert an, als er sich neben mir auf dem Krankenbett niederlässt und meine Wunden inspiziert.

Mühsam und vor Schmerzen gequält, lege ich einen Arm um seine Hüfte und ziehe ihn an mich ran. „Danke. Weißt du schon, wie die Auroren unseren Standort gefunden haben?"

Er seufzt. „Wir haben einen Verräter. Wahrscheinlich Goldstein." Seine dunkle Stimme bringt meinen Verstand zum Glühen und ich muss mich beherrschen, um nicht in ihrer sanften Tiefe zu versinken und nie mehr aufzutauchen.

„Queenie?", frage ich bedauernd. „Das ist schade. Ich mochte sie."

„Sie ist eine geborene Legilimentikerin. Es ist nicht gut, sie als Gegnerin zu haben, da nur wenige unserer Leute Okklumentik beherrschen."

„Können wir nicht anordnen, dass sie es lernen?"

„Das werde ich tun. Mach dir aber keine zu großen Hoffnungen an den durchschnittlichen Menschen."

„Hm", mache ich müde. „Hattest du neue Visionen?"

Kurz herrscht Schweigen. Gellert zwirbelt mit seinen langen Fingern durch mein Haar, eine kleine Geste, die mich in den Gefühlswahnsinn treibt. Bloß seine Nähe lässt meinen Atem schneller gehen und bringt mich buchstäblich um den Verstand.

„Ein Vogel ohne Flügel, ein Huhn, das ein schlechtes Ei legt und eine weiße Katze", murmelt er nachdenklich, gerade als ich anfange zu befürchten, dass er gar nicht mehr antworten wird.

Ich verstehe nur Bahnhof, bin aber geschockt von seiner Ehrlichkeit. So etwas kommt selten vor. „Das klingt ja nicht sehr positiv. Was hat es zu bedeuten?", frage ich neugierig.

„Drei Tiere. Ein Dreiklang steht in der Wahrsagung für etwas, das sich gegenseitig beeinflusst", klärt Gellert mich auf. „Ein Vogel ohne Flügel: Gefangen im eigenen Körper. Die Katze steht in der Symbolik für die Wiedergeburt. Das Ende von dem einen, doch gleichzeitig eine neue Chance. Das schlechte Ei stellt eine Warnung dar. Ich hatte so einen ähnlichen Traum, als ich den Plan mit dem Qilin entworfen habe. Ich hätte darauf hören sollen, aber Dumbledore hatte es damals extra darauf abgesehen, mein inneres Auge zu verwirren."

„Okay", sage ich verwirrt. „Aber was hat es für uns zu bedeuten?"

„Victoria, du bist ein ungeduldiger Mensch. In der Wahrsagung darf man nicht zu schnell Schlüsse ziehen. Es ist eine verdeckte Form der Magie, die aus Bruchteilen besteht, die man nach und nach zusammenfügen muss. Ich weiß nicht, ob du jemals im englischen Ministerium warst. Dort gibt es eine ganze Halle voll mit Prophezeiungen, von denen sich kaum die Hälfte bewahrheitet hat."

„Warum nicht?", frage ich verwirrt.

„Weil Prophezeiungen immer nur eine wahrscheinliche Zukunft zeigen. Davon gibt es zu jeder möglichen Entscheidung verschiedener Menschen eine andere."

Ich zögere, aber Gellerts Anwesenheit hat etwas, das mich dazu verleitet, meine Gedanken auszusprechen. „Also bringt Wahrsagung gar nichts?"

„Doch. Wenn man lernt, seine Gabe richtig zu benutzen und die richtigen Schlüsse zu ziehen, dann schon." Er schmunzelt und streichelt mir übers Gesicht. Jedem anderen hätte ich jetzt auf die Finger geschlagen, doch von diesem einen Mann gefällt mir die Berührung. „Du bist eine Kämpferin, keine Wahrsagerin und das ist gut so. Alles andere wäre eine Katastrophe."

„Hey, wäre es nicht!"

Eine Weile schweigen wir und grübeln über die drei Tiere in Gellerts Träumen. Zumindest tue ich das, worüber Gellert nachdenkt: Keine Ahnung. Auf einmal drückt er mich an seine warme Brust und streichelt mir durch die langen schwarzen Haare. Ich vergrabe mein Gesicht in seinem schwarzen Umhang und atme Gellerts wundervoll attraktiven Duft ein.

„Du und ich", flüstere ich atemlos, „wir beide..."

„Gegen den Rest der Welt", vervollständigt er mit einem schiefen Lächeln unser gemeinsames Motto.

Auf einmal ist er mir so nah. Seine Nasenspitze berührt die meine und seine Körperwärme geht auf mich über und droht, meine Wangen zu verglühen. Mein ganzer Körper kribbelt vor Erregung.

„Atmen, Victoria", haucht er mir zu.

Erst da merke ich, dass ich den Atem angehalten habe. Ich hole tief Luft und kichere. „Überbewertet, Gellert, Atmen ist überbewertet."

Ich lege meine Hand an seinen Hinterkopf und versuche ihn näher zu mir zu ziehen.

„Meinte ich doch, dass du ungeduldig bist", flüstert er gegen meinen Mund.

„Gellert Grindelwald", drohe ich verspielt, "wenn du mich noch länger warten lässt, dann..."

„Was dann?", erwidert er amüsiert.

Mit einer blitzschnellen Bewegung packt er meine Hände und presst sie mit sanfter Gewalt neben meinen Kopf auf das Bett. Ich versuche leicht, sie seinem festen Griff zu entziehen, doch keine Chance. Gellert weiß genau, wie sehr ich auf seine Dominanz- und Machtspiele abfahre.

„Gelleeert!", jammere ich. Es sollte verboten sein, dass ein Kerl solch eine Wirkung auf eine Frau hat, wie Gellert auf mich. „Dir ist klar, dass du mich gerade in den Wahnsinn treibst, nicht wahr?"

Er lacht. „Soll ich dich etwa trösten, meine Schöne?"

Ich setze zu einer Antwort an, doch dann, endlich, senkt er seine rauen Lippen auf meine. Ich seufze auf und übergebe mich komplett meinen Gefühlen. Erst küsst er mich ganz sanft und zurückhaltend und genießt jeden Moment meiner Ungeduld, doch dann wird er immer wilder und dominanter. Ich erwidere seinen Kuss mit vollster Inbrunst.

Gellert lässt meine Hände lost und drückt mich mit seinem ganzen Gewicht in das Bett, sodass ich nun komplett unter ihm liege. Meine Verletzungen brennen, doch ich merke es kaum. Es ist, als würde ein loderndes Feuer zwischen uns entfacht. Ein Feuer, welches selbst dann in mir weiterbrennt, als Gellert von mir ablässt.

Eine Weile liegen wir einfach nur da. Ich drücke meine Hüfte fordernd nach oben zwischen Gellerts Beine. Er geht darauf ein, seine Hände fahren über meine Oberschenkel. Ich seufze auf und presse meine Beine gegen seine. Meine Hände gleiten wie automatisch zu dem Verschluss seines Umhangs. Ungeduldig reiße ich die Knöpfe auf, doch auf einmal legt sich Gellerts Hand auf meine und hindert mich daran, ihn auf der Stelle zu entkleiden.

„Heute nicht, Victoria", haucht er mir zu.

Ich fahre mit den Händen durch sein blondes Haar, zupfe und reiße spielerisch an seinen aufgestellten Strähnen. „Warum nicht?"

Er legt seine Stirn auf meine. Sein warmer Atem kitzelt auf meiner zarten Haut. Ich hebe einen Finger und fahre die harten Kanten seines Kinns entlang.

„Victoria?", durchbricht Gellerts harte Stimme auf einmal die romantische Spannung zwischen uns.

„Ja, Gellert?", frage ich leicht genervt.

Jetzt kommt Business, warnt mich meine innere Stimme sarkastisch.

Gellert sieht mich mit einem eindringlichen Blick an, der mein Inneres versteinern lässt. „Versprich mir, dass du mich niemals verlassen wirst, was auch immer geschieht."

Was soll das denn jetzt? Ich schaue meinen Geliebten beleidigt an. „Natürlich werde ich dich nie verlassen, Gellert. Warum sagst du sowas?"

„Weil ich es gesehen habe", flüstert er zurück.

Auf einmal mischt sich das Geräusch von Schritten mit dem des sanften Meeresrauschens. Ich fahre erschrocken aus den Erinnerungen und blicke hinter mich, meinen Zauberstab drohend erhoben.

Dann senke ich ihn wieder und ein glückseliges Lächeln erscheint auf meinen Lippen.

Gellerts VictoriaWhere stories live. Discover now