31. März 1997 (Teil 4)

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You learn more from losing than winning. You learn how to keep going. - Morgan Wootten

31. März 1997

„Grey!", höre ich Lisas Stimme, sobald ich einen Fuß in den Klassenraum gesetzt habe. Sie starrt mich mit leuchtenden Augen an. „Wow, coole Frisur! Steht dir!"

Ich seufze. Das hatte ich zwischen all den anderen Sorgen völlig vergessen. Um nicht dumm dazustehen habe ich keine Wahl, als mitzuspielen. Ich werfe mir meine hässlichen, blauen Haare schwungvoll über die Schulter und stolziere zu meinem Platz in der ersten Reihe.

„Ich bin schon so aufgeregt, Grey," sprudeln die Worte wie ein Wasserfall aus meiner selbsternannten Freundin, „ich meine, Professor Unruh ist mega streng und will uns ständig disziplinieren, aber er ist der beste Lehrer, den wir je hatten." Sie strahlt mich an. „Gerade eben hat mich so ein großer Slytherin angegriffen und weißt du was? Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, mich tatsächlich verteidigen zu können!"

„Schön für dich", grummle ich, "aber der Kerl kann nicht besonders gut gewesen sein."

„Ach Grey, musst du denn immer so negativ sein? Ich wette mit dir, dass ich mich nach noch einem Jahr Unterricht mit Professor Unruh sogar gegen die Todesser verteidigen kann!"

Mir liegt schon ein sarkastischer Kommentar auf der Zunge, als die Tür dramatisch aufgeht und unser aller Lieblingsprofessor mit wehendem Umhang und einem für ihn typischen gefährlichen Grinsen auf den Lippen in das Klassenzimmer marschiert. Bei seinem Anblick wird mir weich ums Herz. Warum habe ich ihn nicht schon viel früher erkannt?

„Tische und Stühle an den Rand!", befiehlt der gefallene Revolutionär. „Heute werden wir die Stunde nutzen, um euch gründlich auf das kommende Turnier vorzubereiten. Jeder einzelne von euch wird lernen, seine Stärken und Schwächen anzuerkennen und diese zu seinem Vorteil zu nutzen." Die Worte des alten Zauberers werden von tosendem Applaus begleitet. „Da körperliche Stärke oft von unerfahrenen Kämpfern unterschätzt wird, beginnen wir heute mit einem grundlegenden Aufwärmtraining."

Wie aus dem Nichts erscheinen die Übungen an der Tafel, was zur Folge hat, dass der Jubel schlagartig in Seufzen und Murren umschlägt.

„Das meint er jetzt nicht ernst, oder?", fragt mich Lisa leise und beäugt die Tafel skeptisch, während sie murrend beginnt ihren Stuhl zu tragen.

„Was genau ist für dich unglaubwürdig?", erkundige ich mich gereizt und bringe meine Sachen mit einem demonstrativen Schwenker meines Zauberstabs an den Rand.

Neben Lisa gibt Miri einen übertriebenen Seufzer von sich, während sie ihren schwabbeligen Hintern von ihrem Stuhl hievt. „Liegestützen! Sit-ups! Mein Gott, davon schaff ich noch nicht mal zehn!"

„Nun, dein Gott wird dich wohl kaum zu einer Kämpferin machen, wenn du nicht bereit bist, dafür zu arbeiten. Ich für meinen Teil könnte diese einfachen Übungen mit dem doppelten meines Körpergewichts einhändig schaffen."

„Wenn das so ist, Ms Gant, warum machen Sie es nicht der Klasse vor?", fragt mich Gellert, der in typischer Lehrermanier plötzlich hinter mir aufgetaucht ist.

Meine Klassenkameraden senken ihre Blicke oder schauen eilig zur Seite.

„Solange er mich nicht drannimmt, ist ja alles gut", höre ich Miri hinter mir tuscheln, „nicht wahr, Will?"

„Naja, er muss ihr Ego nicht auch noch fördern", wispert der Angesprochene.

Ich ignoriere die Kinder und schenke meinem Geliebten ein strahlendes Lächeln. „Für Sie immer, Professor."

Gellerts VictoriaWhere stories live. Discover now