1. Mai 1997 (Teil 1)

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Wenn du wissen willst, wie ein Mensch ist, dann sieh dir genau an wie er seine Untergebenen behandelt, nicht die Gleichrangigen. - Hermine Granger

1. Mai 1997

„Huch, was macht die Slytherin-Gryffindor hier bei uns?", wundern sich auch schon die ersten Dachse und mustern mich mit skeptischen Blicken.

„Unpraktischerweise liegt das Essen in eurer Nähe", erwidere ich mit einer gelangweilten Stimme.

Einer der Jungs grinst. „Oh, gute Idee. Wir kommen mit!"

„Merlin bewahre mich!", rufe ich aus, doch die Gruppe ignoriert mich.

„Ja, dann können wir sicherstellen, dass sie die Elfen gut behandelt. Bei Slytherins weiß man ja nie", sagt ein anderer, allerdings ohne Groll in der Stimme. Hufflepuff sind schließlich stolz darauf, tolerant zu sein und für sie ist eine Gryffindor, die sich als Slytherin sieht genauso zu akzeptieren wie ein Muggel, der die Magie einer Hexe für sich beansprucht.

„Ihr kommt ganz sicher nicht mit. Wenn mich mein Haus mit dummen Hufflepuffs sieht, bin ich endgültig ausgestoßen. Das heißt, solange ich nicht gerade dabei bin, ihnen ihren Platz zu zeigen", füge ich bedrohlich hinzu und hebe meinen Zauberstab.

„Ms Gant", kommt auf einmal Gellerts warnende Stimme. Ich lasse den Zauberstab wieder sinken und grinse ihm verschwörerisch zu.

„Sie sind doch nicht etwa auf der Seite der Hufflepuffs, oder Professor?" Die Frage interessiert mich wirklich. Immerhin sind die Dachse schlau genug, diesen Moment zu nutzen, um zu verschwinden, sodass Gellert und ich seit über einem Monat endlich wieder allein unter uns sind.

Gellert legt seinen Arm um meine schmalen Schultern. Eine kleine Geste, die meinem Herzen einen freudigen Hüpfer entlockt. Ob Gellert seine Meinung, was uns beide angeht, inzwischen geändert haben könnte?

„Ich glaube, ich werde diese Häusersache hier in Hogwarts nie ganz nachvollziehen", erwidert er entspannt.

Ich grinse. „Das ist wohl gut, wenn man meine momentane Situation bedenkt. Mein Vater würde sich im Grab umdrehen, wenn er es wüsste."

„Gryffindor steht für Mut und Loyalität. Was ist das Problem?", fragt mich der ehemalige Durmstrang Schüler.

„Okay, so habe ich noch nie über die Sache nachgedacht", gebe ich langsam zu und kitzle die Birne auf dem Gemälde der Obstschale, das daraufhin wie eine Klapptür aufschwingt und den Eingang zur Küche eröffnet. „Es sind vor allem die Leute. Durmstrang akzeptiert nur die Besten der Reinblütler, da hat man das Problem nicht."

Die Hauselfen begrüßen uns mit enthusiastischen Verbeugungen. „Was wünschen der Meister und die junge Meisterin? Die Hauselfen von Hogwarts werden alles für euch bereitstellen." Es schwingt unberechtigter Stolz in den kleinen Stimmen mit, obwohl sie doch nichts als Diener sind. Gellert und ich versuchen, ihnen mit unseren überheblichen Blicken ihren Status klarzumachen.

„Ein paar Sandwiches und macht uns einen Platz frei", Gellert deutet unwirsch auf den vollgestellten Tisch.

„Wird erledigt. Soll Dobby den Herrschaften Getränke bringen?", quietscht ein Elf, der sich nicht wie die anderen ein weißes Geschirrtuch mit dem Hogwarts-Wappen um die Hüfte gebunden hat. Stattdessen trägt er eine alberne Mischung aus etwas, das wie Schlafanzugshorts mit rosa und orangefarbenen Streifen aussieht und einer mit Hufeisen gemusterten Krawatte, die über seiner nackten Brust baumelt. Über seinen großen, spitzen Ohren balanciert der Hauself eine Menge aufeinandergestapelter, unförmiger Mützen, die seinen Kopf seltsam verlängert erscheinen lassen.

„Was ist das, was du da anhast?", fragt Gellert mit einer kritisch hochgezogenen Augenbraue.

Wir gehen an den kleinen Geschöpfen vorbei zu dem nun freigeräumten Tisch, auf dem ein großer Stapel unterschiedlicher Sandwiches auf uns wartet. Im Vorbeigehen stoße ich mit einer etwas zu weit geratenen Handbewegung die Mützen „ausversehen" von dem kleinen Kopf des Elfen. Dobby beugt sich zu Boden, um seine geliebten Habseligkeiten aufzusammeln, wobei seine spitzen Ohren hin und her wackeln.

Gellerts VictoriaWhere stories live. Discover now