3. Kapitel

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Die mit Flöhen bedeckte Decke zerriss, als Dallos aufsprang. Er rieb sich seine Augen wach und blickte sofort hastig zu seiner Seite. Dort lag ein weiteres Bett, doch dieses war leer.

   „Leonar?" Der Ruf drang hallend durch die kleine Hütte. „Leonar?"

   Eine vermummte Gestalt in schwarzer Robe huschte durch die morsche Holztür in den winzigen Raum. „Herr von Rehmar?" Der namenslose Vampir, Diener von Kun, sprach höflich, doch rasch.

   „Wo ist Leonar von Badazan? Wir ruhten hier, seine Wunden sollten geheilt werden, wo ist er hin?"

   Der Vampir zeigte hinter sich. „Herr von Badazan wachte deutlich vor Euch auf und ist bereits mit dem Admiral und dem Heeresführer zur Vernehmung der Gefangenen Felka angetreten. In der Haupthalle des Dorfes."

   Dallos schnaufte und schüttelte sich, seine Kleidung stank nach kaltem Schweiß, Wut breitete sich in ihm aus. „Die beiden sind schon hier?! Und da lässt er mich hier einfach weiterschlafen?!" Er tastete am eigenen Leib entlang, suchte nach dem Ächzen darin. „Ihr habt mich wieder zusammengeflickt?"

   Der Vampir lächelte schmal und senkte kurz sein Haupt. „Prellungen, Quetschungen und ein paar Schnitte. Keine Herausforderung für unsere Künste. Ihr seht selbst, keine Narben sind hinterblieben."

   Dallos suchte seine Handfläche ab, doch fand keinerlei Anzeichen einer Wunde mehr. „Habt Dank. Saubere Arbeit. Habt Ihr den Bericht über unsere Belagerung hier?"

   Der Vampir ragte sich auf, als würde er von einem Brief vorlesen. „Das klagende Heer nahm das vorliegende Fischerdorf mühelos ein. Frau Felka wurde erfolgreich gefangen genommen, wenn auch in einem körperlich angeschlagenen Zustand."

   Dallos grinste scharf. „Ich entschuldige mich schon bei Kun, keine Sorge."

   Der Vampirdiener nahm sein Lächeln auf. „Es wurden kaum Gefangene genommen, geflohen sind nach unseren Kenntnissen keine."

   „Biestblut. Wäre es nicht um Kun, ich wäre Wolfsfraß geworden. Das haben unsere Späher übersehen, mehr dazu?"

   Der Diener spannte die Lippen an und nickte betroffen mit seinem verhüllten Kopf. „Das Biestblut war uns nicht bekannt. Wir versuchen an den Leichen der Fischer herauszufinden, wie viele hier davon betroffen sind. Doch scheint es eine Seltenheit."

   „Geschichte, Aufbau, was wissen wir sonst darüber? Sind diese eine Gefahr? Unsere Historiker, was sagen sie?"

   Der Vampir schnaufte nun leicht lächelnd. „Nein, Herr von Rehmar, nein, eine Gefahr sicherlich nicht. Das Biestblut ist nichts weiter als schwindendes Erbe einer ausgestorbenen Art. Und unseren Fähigkeiten weit unterlegen."

   Dallos spähte etwas abwesend zur Tür der Hütte. „Das dachte man auch einmal von Euch, geehrter Vampir. Aber gut. Leonar, sein Zustand?"

   „Der Herr von Badazan hatte eine kritische Stichwunde im unteren Leib erlitten. Ohne unsere Behandlung und unser Tun wäre er noch vor dem Untergang Áhns ausgeblutet."

   Dallos zischte durch seine Lippen. „Vor Sonnenuntergang tot. Und er stand noch fest in beiden Beinen. Beeindruckt oder närrisch. Aber er lebt?"

   „Natürlich, Herr von Rehmar. Er ist nicht verstorben. Unsere Künste erlauben das Retten vor dem fast sicheren Tod. Nur die Toten selbst, die sind verloren und im nächsten Sein."

   Mit ehrlicher Dankbarkeit legte Dallos eine Hand auf die Schulter des Vampirs. „Erneut Dank. Es ist nicht selbstverständlich."

   „Unter der bleichen Königin schon."

Die bleiche Königin - Geburt des TerrorsWhere stories live. Discover now