26. Kapitel

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Leonars Leiche wurden von Dorian hinweggetragen, der Rat Milanas diskutierte bereits wieder. Vampire und ihr Umgang mit dem Tod, es war Dallos noch fremd. Dorrashs Ableben wurde mit keiner Trauer versehen, keiner Zeremonie, noch anderen Anerkennungen. Er war und dann war er nicht mehr und die Vampire machten einfach weiter. Dallos konnte der Leiche nicht hinterher sehen, konnte das leise Weinen von Marah nicht mehr ertragen, da verstummten sie alle.

   Milana, die bleiche Königin, trat in ihre Mitte, ihr Blick gen Himmel gerichtet. Und bewegte sie ihre blutroten Lippen, ein jeder hörte es in seinem Kopf. „Mein Volk, mein Fleisch, trete zu mir!"

   Es war wie das Auftauchen eines Schwarms, das Herbeieilen eines Schattens, das Verdunkeln der Welt selbst. Befanden sich eben noch nur die Ratsmitglieder Milanas und ein paar Außenstehende in den ewigen Hallen, auf einmal war das Reich der Vampire gefüllt.

   In jedem Fenster in jeder der gigantischen Säulen sah man die Gesichter von Vampiren, jede Brücke zwischen den Gemäuern war mit ihnen gefüllt. Nur auf dem großen Käfig traute sich keiner der Untoten, war dieser ihnen allein heilig. Milana rief und ihr Volk antwortet sofort, treu.

   „Nicht zu wandeln, nicht zu wachsen. All dies gibt unbegrenzt Stärke, doch nur auf einem Pfad allein. Ist der Weg weit und lang, es bleibt gar einer. Ich leitete euch, beinahe schon sechs Jahrtausende lang. Ich führte, sorgte und plante. Diese Welt, die Völker darauf, es ist unser Recht und unser Wille sie alle ... ALLE zu beherrschen, zu leiten und zu führen. Denn der Wille der Welt ist der Wille der Vam Ir, ist der Wille meiner."

   Sie blickte auf ihre Ratsmitglieder. „Vam. Dieses Blut floss einst durch die Adern der Ersten, Mala. Dieses Blut wurde gezerrt und geformt durch den Herren Defala. Und ist das Nichts von diesem Bild gewichen, seine Stärke liegt in unseren Adern, in all unseren Adern. Es war dieses Blut, das uns den Willen und das Recht gab, zu herrschen. Und eine Herrschaft ist es erst, wenn man den Willen anderer bricht sie zu leiten und zu führen, sonst bleibt alles leere Gesten."

   Milana deutete nach oben, ihr bleiches Gesicht von Ekel verzerrt. „Sie sind vergänglich, ihre Reiche vergänglich, ihre Sprache, Werke, Sein, alles vergänglich. Und richten wir sie nicht zurecht, formen nicht einen Rahmen ewiger Art, die Völker mit Puls werden schwinden und sterben. Und welcher Herrscher regiert über tote Länder?!"

   Sie hielt inne, den Kopf gesenkt. „Doch die Welt wehrt sich. Wandelt sich. Wächst. Die Völker formten ein neues und dieses Volk steht uns entgegen, Spinne unserer Art, Jäger unseres Blutes. Und hielten wir uns für unantastbar, wir sollen vergänglich werden. Ein Vam Ir war zuvor Mensch. Das Nichts kann nicht Neues schaffen, nur Bestehendes ändern. Defala schuf Mala nicht, er wandelte sie. Und sich gegen diese Natur zu wehren, es spricht gegen das Bild Nali. Drum haben wir uns zu wandeln!"

   Sie hob die Hände und ihre Stimme erklang aus jeder Ecke, jedem Schatten der ewigen Hallen. „Warten und schauen waren unsere Pläne, Ruhen und Schmieden. Nicht länger. Spürt es, spürt das einst menschliche Blut in euren Adern. Spürt die Arroganz, die Frechheit, den Ehrgeiz, lasst euch von diesen Gefühlen ergreifen. Tut dies und hebt eure Waffen, eure Magie, euren Willen. Jetzt treten wir vor, wir alle, fast 20.000 von unserem Volk, wir treten vor die Hauptstadt Calicedam und erobern zurück, was einst Mala gehört hat, was nun mir wieder gehören soll!"

   Das Rascheln von Klingen und Stahl war zu hören, ein jeder zog seine Waffe. Dallos hielt sein Schwert, Kun formte seine Hände zu Krallen, Ankis zog seine beiden langen, stumpfen Klingen und Schwester Fabienne griff ins Nichts, zog einen gewaltigen Zweihänder hervor, welchen sie so elegant wie eine Feder hielt.

   „Wir sollen die Mauern der Stadt zu Fall bringen, die Menschen daran erinnern, wer hier herrscht! Und prallen wir an diesen ab, werden zerschlagen von dem verfluchten Volk, was sich da schimpft Rotsonnen, wir sollen hier begraben werden, die ewigen Hallen als einziges Reich der unseren, hat uns die Welt tatsächlich bewiesen, sie will uns nicht, uns abwerfen wie eine Krankheit! Wir wuchsen wie der Schimmel in ihr dahin, stark und einflussreich, lasst uns testen, ob sie für die Vampire bereit ist oder ihr Fieber uns hinweg brennt! An diesem Tag, heute, lasst uns zeigen wie widerlich menschlich das Volk der Vam Ir noch sein kann, zwingt man es dazu!"

Die bleiche Königin - Geburt des TerrorsWhere stories live. Discover now