18. Kapitel

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Seljo zog einen kräftigen Schwall Luft durch seine große Nase ein. „Bei allen Dünen, hier stinkt ja jede Ecke nach Mist." Sein Gelächter schüttelte die drei Menschen hinter ihm wacher und sie zwangen sich ein Grinsen auf.

   Knapp zwei Tage waren sie von Calicedam gen Norden gereist und erreichten wie erwartet die Stadt Orkensang. Die Reise mit Seljo erwies sich als weniger angespannt. Der Rotsonnen redete viel von sich und seinem Volk, Informationen, die von den heimlichen Vampirdienern gierig aufgesogen wurden. Doch vor allem sprach Seljo von sich, seinen Taten, seiner Größe und seinem Mut. Fragen an sie gab es wenige, wirkten diese doch stets ehrlich. Dallos schien mehr ehrlich mit dem großen, bleichen Mann lachen zu können, während Leonar sich stets noch zwingen musste. Marah dagegen war wieder gänzlich in ihrem Element. Ihr Lachen, kleine Berührungen an Seljos Arm, freche Kommentare, man wusste nicht, was tatsächlich gespielt war. Die zierliche Frau aus Calicedam trug wieder ihre undurchsichtige Verkleidung. Dallos feierte ihr Schauspiel, doch Leonar mied sie mehr als sonst.

   So erreichten sie Orkensang. Die Stadt war an einer breiten Schlucht erbaut, diese verlief von Westen nach Osten. Auf beiden Seiten stand Gemäuer teils aus Holz, teils aus Stein. Wirklich imposant war der Anblick der zahllosen Brücken über der Schlucht. Die dicken Seile hielten viele Pfade so groß wie Handelsstraßen in der Luft, selbst kräftigster Wind berührte diese kaum. An beiden Enden der Schlucht standen Türme und Kräne aus Stahl, ihr Arm über den Abgrund gerichtet, und dicke Ketten baumelten von ihnen herab.

   Am tiefen Boden im Tal schlängelte sich ein kleiner Fluss entlang. Das schneidende Wasser war der Grund für die breite Schneise, hatte ein Strom ewig Zeit, er würde jedes Land zersetzen. Überall drang der Geruch von Dreck in ihre Nasen. Und Dallos hatten selten größer Angst.

   Seljo prahlte mit seinem Plan. „Nun, ein kurzer Plausch mit dem Volksmeister hier für Proviant und Rest und wir können weiterziehen. Ihr sagtet, wir müssen nicht über die Brücken, sondern von hier nach Osten. Recht so. Ich und die Höhe, naja. Das Einzige, was dem mächtigen Seljo Respekt lehrt, ha. Wartet hier. Mein Anblick sollte uns einen besseren Stand geben. Und Lokjef. Schau nicht so traurig drein. Bist du mit Sand im Schuh aufgewacht? Ha! Halt dir eben die Nase zu!" Wie gesprochen wand sich Seljo tiefer in die Stadt hinein und suchte Menschen mit Autorität.

   Schnell zischte Leonar zu Dallos herüber. „Sonst bist du stets so verzerrt und im Wahnsinn, warum entfallen dir hier alle Züge?"

   Mit einer langsamen Drehung verbarg Dallos sein Gesicht. „Es riecht wieder nach Dreck und Scheiße. Es riecht wieder nach ihnen. Orks. Die Stadt hat wieder Orks in den Käfigen."

   Marah hielt ihr Lächeln bei, zwinkerte vorbeiziehenden Stadtwachen zu, doch flüsterte leise. „Und warum interessieren dich stinkende Mooshäute in irgendwelchen Käfigen?"

   „Noch ein paar Tagesmärsche weiter nördlich und wir kommen an die Grenze dieses Landes, Berosfa, zu dem Königreich Rehmar. Meiner Heimat. Und hier in dieser Stadt hingen vor allem unsere Orks. Unsere Sklaven. Und als die bleiche Königin mich befreite, habe ich fast jeden Ork aus seinen Ketten erlöst. Die haben alle mein Gesicht gesehen."

   Bevor die Gruppe reagieren konnte, jaulte Seljo ihnen über die Straße zu. „Kleine Menschen! Kommt. Man heißt uns warm willkommen! Darf ich vorstellen, neuer Volksmeister von Orkensang." Seljo winkte in Richtung eines hohen und mageren Elfen.

   Der Ir stand kränklich gebückt und ein trockenes Lächeln schmückte seine eher kalten Züge. „Volksmeister Zinsko, ich habe die Ehre." Er verbeugte sich leicht, seine Hände verweilten auf dem Rücken. „Mit großer Freude heißen wir die Befreier aller Völker mit Puls in Orkensang willkommen. So auch deren Begleiter."

Die bleiche Königin - Geburt des TerrorsHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin