13. Kapitel

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„Rede und zwar jetzt!"

   „Nein." Dallos grinste entspannt und fast schon rebellisch inmitten von Fabiennes Saal, während die Vampirin fauchend vor ihm stand.

   „Du hast zu gehorchen, Mensch, rede, woher kennst du die bleiche Königin und das so ... vertraut!" Schwester Fabienne schlug neben Dallos Kopf in die dunkle Wand, es donnerte und der Stahl splitterte leicht.

   Doch der Mann schreckte nicht einmal auf. „Nein, habe ich nicht. Und ich genieße sehr, wie furchtbar dich all dies aufregt!"

   Die Vampirin wuchs in Statur, Dallos konnte sich bereits all die Qualen vorstellen, die sie für andere Menschen bereit hatte. Doch eben nicht für ihn.

   „Und du könntest längst in meinen Kopf schauen oder mir das Reden befehlen, ich kenne deine Macht, Fabienne. Aber du tust es nicht, weil du nun weißt, mit wem ich hier in diesen ewigen Hallen am engsten bin. Und vorher hast du auch nichts in meinem Schädel gesehen, oder? Rate mal warum." Die letzten Worte flossen wie Honig von seinen Lippen.

   Die Vampirin zischte frustriert auf. „Sie? Sie schützt dein Verstand vor mir ... vor uns?! Ein Mensch? Die bleiche Königin vertraut einem solchen gebrochenen Ding wie dir?! Ich ... mein Herz." Fabiennes ließ sich fast theatralisch auf einen ihrer Stühle fallen.

   Ihre Kammer war hoch, geschmückt mit Bildern, Vitrinen voller Artefakte, feinsten Teppichen und zahllosen süß riechenden Kerzen. An der Wand wie am Boden hing feiner burgunderfarbener Stoff, doch inmitten all der Pracht fand man auch hier überall die Flagge Milanas.

   Der weiße Stoff mit der blutigen Hand darauf zeigte seine Präsenz in jeder Kammer in diesen Hallen.

   „Sie ist nur neidisch Junge, die gute Schwester mag es nicht, im Unklaren gelassen zu werden, mach dir nichts draus." Die krächzende, doch liebevolle Stimme drang von der anderen Seite der Kammer.

   Dort stand Leonar, nun endlich aus seiner Rüstung gepellt, nur noch mit verschwitzten Unterlumpen bekleidet.

   Neben ihm Marah saß auf einem Stuhl, Kopf von ihrem Stumpf abgewandt und ihr Blick voll mit Sorge, gleich große Schmerzen zu erleiden. Mit verbliebener Hand strich sie sich abwesend durch ihre schönen, dreckblonden Haare, als wollte diese kämmen.

   Vor ihr hockte ein kleiner, in sich zusammengefallender Vampir. Seine Kleidung einfach, doch nobel, sein Gesicht faltig und kaum Haar auf seinem kahlen Kopf. Doch seine Worte ließen tatsächlich auch Fabienne innehalten.

   Der Vampir begutachtete den Stumpf von Marah als würde er ein Schwert im Schmiedeofen hin und her drehen. „Und geschlagen wurde dies von einer...?"

   Leonar blickte kurz auf ihre Wunde, nahm schon seit der ersten Frage die Rolle des Antwortenden ein. „Eine Gleve. Wie wir erfahren haben aus etwas was sich Áhnstahl nennt."

   Der alte Vampir zog scharf die Luft durch seine Zähne, als würde er den verheerenden Schlag selbst nachempfinden können. „Áhnstahl. Sonnenstahl. Bei den Ewigen Fünf, bei Defala selbst, es ist Jahrtausende her, dass ich von diesem Material gehört habe. Und eine ganze Gleve sagt Ihr?"

   Leonar versuchte sich die Waffe genauer vorstellen. „Wenigstens die Klinge. Doch der Griff schimmerte ähnlich. Und sie war schwer. Wog genug, um einem normalen Mann beim Schwung allein den Arm zu brechen."

   Der Vampir nickte. „So viel Áhnstahl auf einem Haufen habe ich noch nie gesehen. Und ich diente schon unter Malum dem Apfelkönig selbst. Ich fürchte, keine der Magie der unseren kann ihren Arm wiederherstellen. Auch unsere Kräfte haben ihre Grenzen, doch schlimmer, unsere Kräfte meiden diese Wunde. Sie wurde geschlagen von uns hassenden Stoff."

Die bleiche Königin - Geburt des TerrorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt