22. Kapitel

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„Was ein hässlicher Bursche!" Fabienne grinste scharf, ihr kühler Blick auf die Mitte ihrer Gemächer gerichtet.

   Der große Festtisch, die schönen Bilder, die wertvollen Vitrinen und der feine Stoff waren entfernt worden und in der Mitte von Schwester Fabiennes Halle stand das Skelett eines Drachen. Drähte, Nägel und Ketten hielten die Knochen zusammen.

   Der alte Schmied und Vampir Blir huschte langsam um das Skelett herum und brachte Fetzen von Fleisch und Haut an verschiedenen Stellen an. Langsam nahm das Äußere des Drachen Gestalt an, doch war schlicht zu widerlich es einen solchen zu nennen.

   „Ihr redet von der Waffe?" Leonar hielt seinen Ton ruhig.

   Doch der feine Witz zauberte Fabienne ein Lachen auf die Lippen. „Natürlich. Niemals würde ich so über den armen Blir reden."

   Der alte Vampir hob den Kopf. „Herrin?"

   „Nichts von Bedeutung, Blir. Hast du das Drachenblut geprüft?"

   Blir sah zu einem kleinen Tisch, darauf standen Gläser, Wein, ein wenig Essen und ein großer Krug voll mit Blut. „Habe ich. Es ist rein und nicht befleckt. Sollte funktionieren."

    Respektvoll Leonar musterte Blir. „Schmied und Magie begabt?"

   Der Vampir hob stolz seine Brust. „Nichts Höheres war die Kunst in Badazan. Unsere Stadt war erfüllt, umgeben, beinahe schon gänzlich in der Magie untergegangen. Es war unser Blut, unser Handwerk. Unser ... nun, es lockte falsche Augen auf die Stadt."

   Leonar spürte die endlose Trauer hinter den gleichbleibenden Augen und strahlte dagegen an. „Ihr begeistert mich erneut und erneut. Sehr gute Arbeit, Blir von Badazan."

   Blir begann freudig wieder, das Fleisch und die Haut an dem Drachenskelett anzubringen.

   Schwester Fabienne schaute an Leonar empor, ein ungeahntes Mustern in ihrem Blick. „Mir gefällt euer Ton. Fragt nicht warum. Vielleicht brauche ich Euch in meinen Diensten. Anstatt ihrer."

   Marah saß in lumpenhaften Klamotten neben dem kleinen Tisch und trank unter Aufstoßen von einer Schnapsflasche. Ihr Gesicht schien zu strahlen, doch ihr Blick hing betäubt. Die Lücken in ihrem Gebiss nahmen ihrer Eleganz den Rest.

   Fabienne zischte leicht. „Es scheint, ich könnte baldig jemand neuen in meinen Diensten brauchen. Sie hat es versucht, das muss man anerkennen. Aber sie ist nicht mehr von großem Wert für mich. Seid Ihr nicht gemacht für das Reden und Lügen, doch ich rieche andere Talente in Euch. Und mein altes Werkzeug, nun, ich denke zu viel zu gebrauchen ist Marah bald nicht mehr. Hielt den Test der Zeit nicht wirklich aus. Mit ihr sind keine Pläne, keine Intrigen mehr zu planen."

   Marahs trunkener Blick suchte Fabienne, doch die Vampirin sah sie nicht an, mied sie wie einen Bettler am Straßenrand. Da kicherte Marah, griff zu dem Tisch und nahm wieder einen Schluck, erbrach jedoch als baldig darauf. Sie hatte sich in der Flasche vergriffen und anstatt Schnaps kippte sie sich einen Schluck Drachenblut in den Hals. Gierig schnappte sie nach Luft, Erbrochenes an ihren Mundwinkeln.

   Sofort kicherte Fabienne hämisch. „Für wahr. Wert und Nutzen eilen auf ein rasches Ende zu. Und ich dachte, sie hätte neuen Kampfgeist gefunden. Doch genügend gedient hat sie. Soll sie für den Rest ihrer Tage Blir hier aushelfen. Denke nicht, dass diese noch viele sind. Menschen! Wollen immer oben mitspielen und kennen ihren Platz nicht. Was ein Schauspiel!"

   Leonar hob Marah auf die Beine. Ihr Körper geschändet, ihre Haare zerzaust, ihr Blick müde und ihre Bewegungen schwach, dennoch zwang sie sich zu einem Grinsen. „Vergriffen. Bin noch etwas taub denke ich, ha! Alles gut. Ich bin nur müde."

Die bleiche Königin - Geburt des TerrorsWhere stories live. Discover now