16. Kapitel

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„Das Gedächtnis von einfachen Menschen treibt mir solche Wut in den Leib, ich könnte glatt wieder einen Puls bekommen!" Schwester Fabienne marschierte in ihrer Halle auf und ab, die wunderschönen Bilder, Vitrinen gefüllt mit unbezahlbaren Artefakten und die verzierten Teppiche an den Wänden wackelten dabei. „Ich warnte dich explizit vor, explizit vor, den Eiselfen ebenbürtig und mit Kopf hoch entgegen zu treten! Stattdessen musstet ihr beinah um das Leben von Dallos betteln!"

   Marah knickte den Kopf ein und blieb still. Kurz bewegte sich ihr verbleibender Arm, als wolle sie den anderen damit ergreifen, dann senkte sie ihn wieder. „Ich tat, was Ihr wolltet. Und ich tat es gut ... ich ... ich. Wir haben ..."

   Fabienne trat vor Marah und mit einer Geste ihrer Hände begann Marah unfreiwillig den Kopf zu heben, ergriffen von dunkler Magie. „Du allein hättest ausreichen müssen, mir dieses Volk zu bringen. Stattdessen verlässt du dich auf die Redekünste von Leonar! Bei den Ewigen Fünf, Leonar! Die Verstümmelung deiner hat dich vergesslich werden lassen, als hätte der Rotsonnen dir auch noch den Kopf abgeschlagen!"

   Mit einem Rauschen wand sich Fabienne um, strich sich die kurzen blonden Haare wieder zurecht und glättete die Falten in ihrem burgunderroten Kleid.

   Eilig eilte Leonar zur Hilfe. „Herrin. Vergebt ihr sowie uns. Die Last unserer Aufgabe wiegt schwer auf menschlichen Schultern."

   Fabienne wedelte mit einer Hand durch die Luft. „Ja, ja, ja, ja. Kuns und Dorrashs Schuld. Sprechen von euch als wärt ihr bereits keine Menschen mehr. Lässt mich dies vergessen. Wünschte, ihr alle drei hättet keinen Puls mehr!"

   Ein Knarzen von einer der Stühle an Fabiennes langer Tafel hallte durch den Raum. „Na, na Fabienne, das ist grob gesprochen, die drei haben sich erfolgreich geschlagen. Sind kaum erfroren." Dorrash von Rapapalosch grinste ihnen frech zu und Dallos und Leonar dankten ihm stumm. Der breite Vampir war in weiße Leinen gewickelt, seine Glatze wie seine Muskeln schimmerten bleich, seine Augen waren geplagt von Langeweile. „Wäre ich dabei gewesen, ich sag dir Fabienne, ich ..."

   „Diiiiiiiiich hätten wir bereits einmal beinah verloren, Dickkopf. Du stehst schon unter dünnem Tuch! Und die bleiche Königin wünscht sich explizit unseren Arrest hier in den ewigen Hallen. Dazu, deine Kräfte sind lange noch nicht wieder bei dir, das spüre ich."

   Dorrash versuchte die Schultern zu heben, doch zuckte dabei tatsächlich noch schmerzhaft auf. „Ach, was du spürst, du bist doch keine Kämpferin, du redest eher, bist etwas verzogen, wie eine Göre. Und ich dagegen bin ..."

   Fabienne schlug auf den Tisch und nach dem gewaltigen Donnern folgte eine angespannte Stille. „Ich bin eine der Drei direkt unter ihr, Dorrash! Kun, Ankis und ... ICH! Dein Dickschädel soll das nicht vergessen, sonst lehre ich deinem Leib diese Lektion erneut! Ich trage den Titel Milanas linke Hand und Milanas Kuss nicht umsonst!"

   Dorrash sah aber eine unglaubliche Härte in ihrem blauen Blick und erschrak. Langsam ließ er sich in seinen Stuhl fallen. „Ich bin einfach nur müde. Ich will raus. Schlagen. Kämpfen! Siehst du das nicht?"

   Fabienne prüfte seinen Gehorsam mit einem weiteren Blick, dann wurde ihr Gesicht wieder sanfter. „Ist Malum durstig? Natürlich sehe ich das. Sollst du. Wirst du. Geduld ist auch ein Talent eines Kriegers und ich weiß, dass du dieses beherrschst."

   Seine Freud über ihr Lob wedelte sie aus der Luft und blickte zu den Menschen. „Aber er hat Recht, Dank an euch. Meine Diener haben die Knochen von den Arka Ir bereits eingesammelt, ohne Zwischenfall wohl gemerkt!"

   Dallos konnte nicht länger seine Zunge zügeln. „Gräber von Göttern. War schon ein schöner Anblick."

   „Bei den Ewigen Fünf, Gott ist so eine furchtbar menschliche Bezeichnung. Es gab die Ideen, die haben hier alles geschaffen. Und die wiederum haben sich Diener gebaut. die Hadujege. Das in dem Eis waren nichts weiter als einfach Bedienstete. Etwa so wie ihr zu mir und der bleichen Königin." Beim letzten Satz kicherte Fabienne in ihren Handrücken.

Die bleiche Königin - Geburt des TerrorsWhere stories live. Discover now