- Kapitel 7 -

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Luke Sicht

»Habt ihr alles?«, fragte Mom uns.

Um sicherzugehen, schaute ich ein letztes Mal in meinem Rucksack. »Collageblock, ein paar Mappen, Mäppchen, Wasserflasche, Pausenbrot, ...«, begann ich leise aufzuzählen. »Ich hab alles«, meinte ich. »Ich auch«, kam es von Akira. »Gut. Ich wünsche euch beiden viel Spaß in der Schule. Falls es Probleme geben sollte bin ich erreichbar«. Sie drückte uns noch einmal, gab uns unsere Schlüssel und wir verließen das Haus.

»Bist du auch nervös?«, wollte ich von Akira wissen. »Ja, das bin ich. Zum Glück haben wir einander und müssen das nicht alleine machen«. Da hatte sie recht. Ich war genauso froh sie an meiner Seite zu haben.

An der Haltestelle angekommen warteten wir auf unseren Bus. Der sollte gegen halb acht hier ankommen. Das tat er auch.

Wir suchten uns zwei Plätze. Ich setzte mich an den Platz am Fenster, Akira ließ sich neben mir nieder.

Die Fahrt dauerte ungefähr 20 Minuten. An der Schule angekommen stiegen wir aus.

Unmittelbar vor uns erstreckte sich ein graues zweistöckiges Gebäude mit vielen Fenstern. Nach und nach kamen immer mehr Schüler an und gingen rein.

»Wir sollten auch reingehen. Schließlich müssen wir noch herausfinden, wo wir hin müssen«. Nickend stimmte ich ihr zu, woraufhin wir uns ins Innere des Gebäudes begaben.

Es vergingen ein paar Minuten, bis wir das Sekretariat gefunden hatten. Wie immer übernahm Akira die Initiative und klopfte. »Herein«, kam es von drinnen. Wir betraten das eher klein geratene Sekretariat. Eine Frau, um die vierzig Jahre mit Kinnlagen dunkelblonden Haaren schaute uns an. »Wie kann ich euch helfen?«, stellte sie uns die Frage.

»Wir sind Akira und Luke Zellner und neu hier. Wissen sie, wo wir unsere Klasse finden können?«, teilte Akira unser Anliegen mit, während ich schweigend neben ihr stand.

»Gebt mir einen kurzen Moment«, bat sie uns und begann auf den Monitor zu schauen. Man könnte das leise Klackern der Tastatur hören.

»Ihr seid in der Klasse 9b von Frau Kiel«, informierte sie uns. »Was hattet ihr in eurer vorherigen Schule für Kurse belegt?«. »Biologie«, war Akiras Antwort. Dann fiel der Blick der Frau auf mich. »Auch Biologie«. Sie nickte und tippte wieder etwas. Im Hintergrund sprang der Drucker an. »Ich drucke euch schnell eure Stundenpläne aus«. Nach ein paar Schritten war sie beim Drucker am anderen Ende des Raumes, wartete dort und nahm die beiden ausgedruckten Stundenpläne entgegen.

»Hier«. Sie reichte uns unsere Stundenpläne. Wir warfen direkt einen Blick darauf.

Montag. Erste Stunde: Deutsch bei Frau Kiel in Raum 209.

»Raum 209 dann wohl«, sagte Akira zu mir. Nickend stimmte ich zu. Dann hob sie ihren Blick. »Danke für ihre Hilfe«, bedankte sich Akira bei der Frau. Die Frau setzte zur Antwort an, als die Schulklingel ihr zuvor kam. »Kein Problem. Ihr solltet jetzt euer Klassenzimmer suchen«.

Das musste sie uns nicht zweimal sagen. Schnellen Schrittes verließen wir das Sekretariat, eilten durch den mit Teppichboden ausgelegten Lehrerflur und hinaus in das Treppenhaus voller Schüler.

Wir beide hatten keine Ahnung wo Raum 209 lag. Akira tippte grob auf die zweite Etage, wo wir im ersten Flur fündig wurden. Glück muss man haben.

Vor dem Klassenzimmer tummelten sich bereits unsere Mitschüler. Sie standen in Grüppchen dort und unterhielten sich. Es gab auch welche die alleine dort saßen.

Fürs Erste hielten wir uns im Hintergrund und warteten auf unsere Lehrerin. Diese kam etwa fünf Minuten nach Unterrichtsbeginn. Die Tür wurde aufgeschlossen und unsere Klasse ging rein. Akira und ich hinterher.

Wie automatisch fanden sich die Schüler auf ihren Plätzen ein. Wahrscheinlich übernommen aus dem vorherigen Schuljahr.

Etwas verloren standen Akira und ich in der Klasse. Zum Glück kam unsere Lehrerin auf uns zu, bevor die Situation unangenehm wurde.

»Guten Morgen. Ihr müsst unsere beiden neuen Schüler sein. Wie waren noch gleich eure Namen?«. »Ich bin Akira«. »Und ich Luke«. Sie nickte und schob ihre Brille mit dickem grauen Rand wieder in Position. »Freut mich euch beide hier begrüßen zu dürfen. Ich bin übrigens Frau Kiel. Eure Klassenlehrerin. Ihr habt mich in den Fächern Deutsch und Religion. Außer ihr schließt euch dem Ethikkurs an. Dann sehen wir uns nur für Deutsch«. Aufmerksam hatten wir ihr zugehört.

»Kommen wir zu euren Sitzplätzen. Wollt ihr nebeneinander sitzen?«, fragte sie. »Ja. Das wäre nett«, bejahte Akira die Frage. »Dann lässt uns mal schauen, wo wir euch unter bekommen«. Mit den Worten drehte sie sich zur Klasse und ließ ihren Blick über die tuschelnden Schüler schweifen. Die Tische waren in Reihen aufgestellt. Jede Reihe bestand aus vier zweier Tischen und einem Einzeltisch.

Es gab keine zwei Plätze nebeneinander. Das merkte auch Frau Kiel, die damit begann uns einen freien Tisch in der Mitte des Raums freizuräumen, indem sie die Schüler dort umsetzte. Natürlich nicht ohne etwas gemeckert seitens der umgesetzten Schüler.

Wir ließen uns auf die freigewordenen Plätze nieder. Rechts von mir saß eine Mitschülerin an dem Einzeltisch. Links von Akira ein Junge an einem Zweiertisch.

»Guten Morgen Klasse 9b«, begrüßte Frau Kiel offiziell die ganze Klasse. »Guten Morgen Frau Kiel«, kam es mehr oder weniger motiviert von der Klasse zurück.

»Ihr habt sicher bemerkt, dass wir zwei neue Schüler in der Klasse haben«. Ihr Blick fiel auf mich und meine Zwillingsschwester. »Seid ihr so nett und stellt euch der Klasse einmal vor?«. »Gerne«, stimmte Akira zu und begann sich vorzustellen. »Ich heiße Akira, bin 14 Jahre alt und Lukes Zwillingsschwester«.

Leises Gemurmel war zu hören. Davon ließ ich mich nicht irritieren und stellte mich ebenfalls vor: »Hi. Ich bin Luke, ebenfalls 14 und Akiras Zwillingsbruder«.

»Vielen Dank ihr beiden«. Sie wandte sich wieder an die gesamte Klasse. »Jetzt seid ihr an der Reihe euch den beiden kurz vorzustellen«.

Damit begann die Vorstellungsrunde von 24 Mitschülern, die sich der Reihe nach mit Namen und Alter vorstellten. Für mich war es unmöglich mir die ganzen Namen auf einmal zu merken. Einen Namen, den ich mir merken konnte, war der von Natalya, dem Mädchen, das rechts von mir saß.

»Dann wollen wir Mal mit dem organisatorischen Kram starten ...«.

Die nächsten Minuten waren gefüllt mit Erklärungen zu benötigten Materialien und einer groben Übersicht über die Themen, die uns dieses Schuljahr in Deutsch erwarteten. Beim Religionsteil hatte ich abgeschaltet. Ich wollte sowieso in den Ethikkurs.

Sobald der Organisatorische Part abgehakt war, begann der richtige Deutschunterricht. Besser gesagt wir besprachen, was wir in der nächsten Stunde machten, da die Pause kurz bevor stand.

Pünktlich um halb 10 klingelte es und wir gingen in die Pause.

WKM - Angst vor ihnen Where stories live. Discover now