- Kapitel 56 -

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Lukes Sicht

Der Tag darauf, der Donnerstag, war ein normaler Tag. Aufstehen, Schule und das Übliche am Nachmittag.

Dann kam der Freitag. Der Tag, an dem ich mich mit Marius verabredet hatte.

Im Gegensatz zum ersten Mal war ich weniger nervös. Ich konnte Chris besser einschätzen, was mir ein wenig die Angst nahm. Trotzdem war sie da.

Am Morgen, auf dem Weg zum Bus hatte Akira mich noch einmal gefragt, ob ich mir das wirklich zutraute.
Meine Antwort war ja gewesen, obwohl ich mir nicht zu 100 Prozent sicher war.

Da es ein kurzer Schultag war, endete der Unterricht bereits um 13 Uhr.
Ich packte meine Sachen zusammen und stand auf. Den Stuhl stellte ich hoch.

Auf dem Weg zu Marius und meinem Treffpunkt, dem Vertretungsplan, lief Akira neben mir her.

»Schreib, wenn was ist, okay?«. Sie schaute mich an.
»Mache ich«, versicherte ich ihr und sie umarmte mich noch einmal, bevor sie sich Nick und Viola anschloss, mit denen sie zum Bus ging.

Zwar mussten Marius und ich auch diesen Bus nehmen, aber wir wollten uns nicht an der Haltestelle treffen.

Lange warten musste ich nicht und ich sah ihn auf mich zukommen. Ich winkte ihm zu, er winkte zurück.

»Dann ab zum Bus«, meinte er und wir gingen zur Haltestelle.

»Zum Glück ist das Wetter heute gut. Passend für unser Vorhaben, in die Stadt zu gehen«, sprach er das Wetter an. Ich stimmte ihn zu.

Der Himmel war nicht klar. Vereinzelt wanderten Wolken über den Himmel, wovon manche sich vor die Sonne schoben. Dazu milde Temperaturen.

An der Haltestelle warteten wir auf den Bus, mit dem wir zu Marius nach Hause fuhren.
Die restlichen Meter, bis zu dem Mehrfamilienhaus, in dem Marius mit seinem Vater lebt, ging es zu Fuß.

»Bin wieder da!«, rief Marius ins Innere der Wohnung und zog seine Schuhe aus. Auch ich zog meine Schuhe aus und stellte sie neben Marius.

»Bin in der Küche!«, kam es zurück und Marius lief vor dorthin. Ich folgte ihm und versuchte meine Nervosität zu verbergen.

Chris stand noch am Herd und kümmerte sich ums Mittagessen.

»Hey Luke«, begrüßte er mich und lächelte leicht.
Mit einem einfachen »Hey«, erwiderte ich das und setzte mich an den Tisch.

»Kannst du mir beim Gemüse schneiden helfen Marius?«, wollte Chris von seinem Sohn wissen. »Ja klar!«, sagte dieser und machte sich sogleich ans Werk.
Still beobachtete ich die beiden dabei, wie sie sich ums Mittagessen kümmerten.

»Kann ich hier einfach so sitzen und die beiden die Arbeit machen lassen oder sollte ich fragen, ob ich helfen darf?«

Die Unsicherheit darüber tat sich mit meiner Angst zusammen und meine innere Unruhe steigerte sich weiter.

Um nicht unruhig auf dem Stuhl hin und her zu rutschen, stand ich auf und trat hinter Marius.

»Kann ich irgendwie helfen? Also was schnei-«, setzte ich zum Fragen an, wurde aber von einem »Ah! Scheiße!« von Marius unterbrochen, der das Messer abrupt hat fallen lassen.
Marius hielt seine linke Hand, an der bereits das Blut runterlief und auf die Arbeitsplatte darunter tropfte.

Chris begriff ziemlich schnell, was passiert war und hielt Marius verletzte Hand unter laufendes Wasser.

Ich konnte nicht mehr machen als zusehen. Die Schuld nagte an mir.
Er hatte sich wegen mir geschnitten.

WKM - Angst vor ihnen Where stories live. Discover now