- Kapitel 42 -

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Lukes Sicht

»Handy ist geladen, mein Schlüssel ist eingepackt. Was zu Trinken hab ich dabei. Busfahrkarte ist in der Handyhülle. Ich sollte alles dabei haben, was sich brauche«, ging ich gedanklich noch einmal die Liste der Gegenstände ab, die ich keinesfalls vergessen durfte.
Nachdem das überprüft war, holte ich meine Schuhe aus dem Regal und zog sie an.

Auf der Treppe oben hörte ich Schritte und ich schaute nach, wer es war.

Auf dem Treppenabsatz oben stand Akira und schaute zu mir runter.
»Pass bitte auf dich auf … Ich möchte später nicht hören, dass du im Krankenhaus gelandet bist!«

Ich band den letzten Schuh ordentlich zu, damit er mir beim Umherspringen später nicht vom Fuß rutschte und stand auf.

»Keine Sorgen. Ich werde noch keine 100 Prozent geben. Der Arm ist noch nicht so weit, weshalb ich da kein Risiko eingehen werde«, versicherte ich ihr, dass ich auf mich aufpasste.

Sie kam die Treppe runter und zog mich in ihre Arme.
»Bitte. Das eine Mal dich verletzt da liegen zu sehen hat mir gereicht …«, murmelte sie und legte ihren Kopf auf meiner linken Schulter ab.
»Hoch und heilig versprochen!«

Sie löste sich von mir und schaute mir in die Augen.
»Danke« Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

»Ich bin jetzt unterwegs! Bis später!«, rief ich in Richtung Wohnzimmer, um mich bei unseren Eltern abzumelden.
»Pass auf dich auf und sei spätestens zum Abendessen wieder da!«, kam es von Mom zurück.
»Okay!«

»Viel Spaß dir. Ich werde mich mal an die verpassten Schulaufgaben machen«, meinte Akira und verzog sich nach oben, als ich durch die Haustür nach draußen verschwand.

Auf ging es zum Bus. Mit diesem fuhr ich runter in die Innenstadt, besser gesagt zum Hauptbahnhof. Der Treffpunkt, wo Nick bereits auf mich warten sollte.

Er wusste, wo mein Bus hielt und ich musste auch nicht lange suchen, bis ich ihn gefunden hatte. Auch er entdeckte mich und ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht.

»Hi. Freut mich, dass es endlich klappt«. Zur Begrüßung trafen sich unsere Fäuste.
»Ich bin auch froh endlich wieder loslegen zu können. Zwar nicht im vollen Umfang, aber das kommt auch noch«
»Wir lassen es langsam angehen. Schließlich wollen wir nicht, dass dein Arm wieder kaputtgeht, wenn er gerade einigermaßen heile ist«.
Nickend stimmte ich ihm zu.

»Komm. Unser Zug fährt in ein paar Minuten«, forderte er mich auf ihm zu folgen und ging vor ins Innere des Hauptbahnhofs.

Es war einiges los. Manche Leute rannten von Gleis zu Gleis, um ihren Zug noch zu bekommen.

Nick und ich liefen entspannt zu einem Ticketautomaten, holten uns ein Ticket und gingen nach oben auf Gleis 3. Züge kamen und fuhren ab.

Unser Zug ließ nicht lange auf sich warten und wir stiegen ein. Trotz der kurzen Fahrzeit, die wir hatten, setzten wir uns kurz hin.

Bereits an der nächsten Haltestelle stiegen wir wieder aus und liefen den Rest zu unserem Ziel.

»Jetzt noch ca. 5 Minuten laufen und wir sind da«, gab Nick mir eine ungefähre Zeitangabe.

Zum Glück war es nicht mehr so heiß wie noch vor ein paar Tagen. Ansonsten wäre ich bereits auf dem Weg an einem Hitzschlag gestorben.

»Hier sind wir«, verkündete er unsere Ankunft und ich schaute mir den Ort an.

Der Parkour Park ist um einiges größer als der in meinem Viertel. Mir war bereits klar, dass ich die Elemente mit den Stangen noch auslassen musste.

»Komm. Wir wärmen uns auf«, schlug Nick vor, setzte seinen Rucksack ab und begann loszulaufen. Ich legte meinen Rucksack zu seinem und folgte ihm.

Tief atmete ich ein und wieder aus. Genoss das Gefühl von Freiheit, was ich unendlich vermisst hatte in den drei Wochen Schonungszeit.

Nach dem Aufwärmen ging es los. Während Nick Vollgas geben könnte, beschränkte ich mich aufs Springen von Mauer zu Mauer. Ab und an wagte ich einen Sprung über ein Hindernis und stützte mich dabei nur auf meinen linken Arm.

»Kleines Wettrennen von hier auf die andere Seite? Ich bin fair und lasse meinen rechten Arm auch außen vor«, schlug er vor.
»Okay. Bin dabei«, stimmte ich zu und machte mich bereit.

»Drei … Zwei … Eins … Los!«, zählte er runter und auf los ging es los. Wir liefen los, sprangen zeitgleich über die erste Mauer, dann auf die Zweite, von wo aus wir uns von Hindernis zu Hindernis arbeiteten. Ich musste teilweise echt Aufpassen, dass ich nicht aus Versehen doch meinen rechten Arm einsetzte, weil ich es gewohnt war.

Letztendlich kam Nick vor mir auf der anderen Seite an.

»Das war gut. Beim nächsten Mal, wenn du wieder ganz heile bist, geben wir beide alles«, meinte Nick. »Bis dahin dauert es noch ein paar Wochen. Erstmal muss ich da wieder Kraft drin entwickeln. Mein Physiotherapeut meinte, dass das Zeit braucht«
Er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Mach dir keinen Stress! Besser du nimmst dir Zeit und baust das Schritt für Schritt wieder auf, anstatt dich nach ein paar Wochen wieder zu verletzen«, appellierte er und schaute mir in die Augen um die Ernsthaftigkeit seiner Aussage zu unterstreichen. »Hast recht …«, gab ich ihm recht.

»Komm. Lass uns Spaß haben«. Und schon sprang er wieder los. Ich hinterher.

Wir powerten uns ordentlich aus. Ab und an legten wir Pausen zum Trinken und Erholen ein.

Gegen 18 Uhr war es an der Zeit zum Ende zu kommen und uns auf den Rückweg zu machen.

»Das hat Spaß gemacht. Heute kann ich sicher gut schlafen«, lachte ich und auch Nick musste lachen. »Morgen ist dir sicher nicht mehr nach lachen zumute. Da kickt nämlich der Muskelkater rein«, prophezeite er mir bereits mein Leid des nächsten Tages voraus. »Na hoffentlich wird es nicht zu schlimm«, meinte ich, worauf Nick nur grinste.

Mit dem Zug ging es zurück in die Innenstadt.

Am Hauptbahnhof ging es mit dem Bus weiter nach Hause.

Kurz vor Nicks Haltestelle verabschiedeten wir uns voneinander:
»Hat Spaß gemacht mit dir heute. Das müssen wir unbedingt wiederholen, wenn du wieder alles machen kannst!«
»Auf jeden Fall!«
»Wir sehen uns Montag. Leide morgen nicht zu sehr unter deinem Muskelkater«
Ich schmunzelte und schüttelte den Kopf. »Keine Sorgen. Ich überlebe das schon. Bis Montag«.

Wir schlugen zum Abschied noch einmal ein, dann musste er aussteigen.
Ein paar Minuten später musste auch ich aussteigen und lief die restlichen Meter nach Hause.

Drinnen angekommen zog mir bereits der Geruch von Paprika in die Nase und rief zu aller erst ein: »Bin wieder da!«, in Richtung Wohnzimmer und Küche.

Dad kam aus dem Wohnzimmer und lehnte sich in den Türrahmen. »Wie war’s?«
»Klasse! Wir hatten ordentlich Spaß, trotz, dass ich nicht alles machen konnte. Was gibt’s zu essen? Ich hab Kohldampf!«

Dad schmunzelte. »Paprika Sahne Hähnchen mit Reis. Dauert aber noch ein paar Minuten. Du hast noch genug Zeit um duschen zu gehen.«

»Dann mache ich das schnell«. Schnell stand ich auf und ging nach oben, wo ich mir frische Wäsche aus dem Schrank holte, womit ich ins Bad ging um zu duschen.

Kaum war ich fertig, war das Abendessen fertig und ich könnte dem Bedürfnis meines Magens nach Inhalt nachkommen.

Akira fragte mich beim Essen aus, wie mein Treffen mit Nick war und ich erzählte ihr und unseren Eltern von unserem Wettrennen.

»Klingt so, als hattet ihr ordentlich Spaß. Das freut mich«, kam es von Dad.
Auch Mom könnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.

Nach dem Essen ging ich in mein Zimmer und fiel total erledigt ins Bett.

»Bin Mal gespannt, ob mich der Muskelkater heimsucht oder, ob er mich gnädigerweise in Frieden lässt …«

Letzteres bezweifelte ich allerdings...

WKM - Angst vor ihnen Where stories live. Discover now