- Kapitel 69 -

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Lukes Sicht

Es vergingen ungefähr zehn Minuten Fahrt, bis Mom das Auto in der Einfahrt unseres Hauses parkte.

Ich öffnete die Beifahrertür, stieg aus und ging zur Haustür, wo ich auf Mom wartete, die den Schlüssel hatte.

Im Haus zog ich zuerst meine Schuhe aus und ging danach in die Küche. Das Schokobrötchen, was ich auf der Wache gegessen hatte, war bereits verdaut und mein Magen verlangte nach neuem Inhalt. Um diesbezüglich Abhilfe zu schaffen, holte ich mir aus dem Kühlschrank einen Joghurt. Kirsche mit Schoko Streuseln. Noch einen Löffel aus der Schublade geholt, da ich schlecht mit den Fingern essen konnte und ich setzte mich auf meinen Platz an den Tisch.

Mom war irgendwo anders im Haus unterwegs, denn im Wohnzimmer hörte ich sie nicht.

»Ob Akira schon von ihrem ersten Training zurück ist?«, kam bei mir die Frage auf, während ich mir einen Löffel voll Joghurt in den Mund schob.

Kurz bevor ich mit essen fertig war, kam Mom in die Küche.
»Hast du noch Wäsche in deinem Zimmer, die gewaschen werden muss?«, wollte sie wissen. »Glaube nicht. Ist Akira schon wieder Zuhause?« »Ja. Sie müsste auf ihrem Zimmer sein«. Darauf nickte ich, aß auf, räumte den leeren Becher und den Löffel weg und machte mich auf den Weg nach oben.

Vor ihrer Zimmertür blieb ich stehen. Zu hören war nichts. Es war still dort drinnen.
Vorsichtig öffnete ich die Tür und wagte einen Blick hinein. Auf ihrem Bett war niemand, weshalb ich einen Schritt weiter in ihr Zimmer ging, um in ihrer Leseecke nachzusehen. Dort würde ich fündig, denn sie hatte es sich auf ihrem Sitzsack bequem gemacht und las ein Buch.

Mit einem einfachen »Hey«, versuchte ich ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Darauf ließ sie das Buch ein Stück sinken und schaute mich über den Rand hinweg an. »Hey. Wie war dein Tag auf der Wache?«, erkundigte sie sich direkt Mal. »Es ging. Marius war auch da und Damien hat vor langsam in Richtung Phase Drei seines Plans zu gehen«, gab ich ihr eine Kurzfassung von dem, was Phase war und setzte mich auf ihren Schreibtischstuhl. »Schon? Das geht ganz schön schnell«, meinte sie und hatte die Augenbrauen hochgezogen. Auch das Buch hatte sie auf ihren Schoß sinken lassen.
»Ich weiß auch nicht …« Ich lehnte meinen Kopf nach hinten und schaute geradeaus an das Stück Wand über der Tür.

»Hat er erklärt, was genau sein Plan für Phase drei ist? Ich meine mich daran zu erinnern, dass er bei der ersten Erklärung seines Plans gesagt hatte, dass Phase drei was mit Herausforderungen zu tun hatte, die du bewältigen musst, richtig?« Bestätigend nickte ich.
»Hat er da mittlerweile was Genaueres ausgearbeitet?« »Hat er. Sein Plan ist es, dass ich in ein paar Wochen, jeden Samstag, einmal durch so ein Schema gehe, was, glaube ich, ABCDE Schema heißt. Irgendwie ein Untersuchungsschema. Keine Ahnung mehr, wie genau sein Wortlaut da war. Ich soll, ab nächster Woche, Schritt für Schritt da rangeführt werden«, erzählte ich ihr von dem, was mir noch von Damiens Erklärung in Erinnerung geblieben ist.
»Hm. Er scheint sich ja Gedanken gemacht zu haben, aber ich hab meine Bedenken, ob das nicht zu schnell geht«, sprach sie ihre Zweifel aus und verschränkte die Arme.
Darauf zuckte ich nur mit den Schultern.

»Geht es zu schnell, oder kann Damien mich besser einschätzen als ich es selbst kann?«

»Das wichtigste ist, dass du wirklich nichts überstürzt. Wenn es nicht geht, geht es nicht. Okay?«, machte sie mich nochmal auf eine wichtige Sache aufmerksam. »Ich versuchs jedenfalls«, meinte ich. Denn ich wusste, dass ich im Eifer des Gefechts aus Frust gerne Mal über meine Grenze hinaus gehe, um mir das Gefühl von Kontrolle über die Angst zu geben.

Darauf sagte sie nichts mehr und wir schwiegen und für ein paar Augenblicke an.

»Wie war das Training?«, wechselte ich das Thema, um das Schweigen zu brechen. Wie ein Schalter, wechselte ihr Gesichtsausdruck von nachdenklich zu aufgeregt. »Es war klasse! Am Anfang hab ich nur zugeschaut und hab mir ein Bild davon gemacht, wie das abläuft und dann durfte ich selbst mitmachen. Und ahhhh! Ich hab’s vermisst!«. Die Freude war aus ihrer Stimme rauszuhören. Abgesehen davon grinste sie über beide Ohren. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Freut mich, dass es dir gefallen hat. Wann ist das nächste Training?« »Nächsten Samstag.« »Dann haben wir beide samstags was zu tun«. Darauf nickte sie.

Ich erhob mich von dem Schreibtischstuhl und streckte mich einmal. »Dann lass’ ich dich Mal wieder alleine. Mein Bett ruft nach mir« »Dann komm dem Ruf von deinem Bett Mal nach. Ich lese weiter!«. Darauf zeigte ich ihr einen Daumen nach oben und verschwand aus ihrem Zimmer.

In meinem Zimmer fiel mein Blick direkt auf mein Bett.

»Erst umziehen. Dann aufs Bett schmeißen!«, erinnerte ich mich daran, mich nicht mit Straßenkleidung ins Bett zu kuscheln.

Dass, das schon passiert ist,
ignorieren wir Mal gekonnt.

Nachdem ich meine Kleidung von der Straßenkleidung zu etwas bequemeren Klamotten gewechselt hatte, chillte ich mich aufs Bett und angelte meine Kopfhörer von meinem Nachtschrank.

Die faule Zeit hatte ich mir verdient nach dem heutigen Tag, auch wenn nicht viel passiert war.

Meine Kopfhörer koppelten sich mit meinem Handy und ich begann YouTube zu schauen.

Daraus bestand meine Beschäftigung bis zum Abendessen.

WKM - Angst vor ihnen Onde histórias criam vida. Descubra agora