- Kapitel 36 -

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Lukes Sicht

»Ich wollte gar nicht lange stören, nur kurz vorbeischauen, ob bei dir alles okay ist«, äußerte die dazugekommene Person.

Ich kannte ihn. Es war der Notarzt von Samstagvormittag. Wie hieß er noch gleich? Irgendwas mit D.

Damien!

»Bei mir ist alles gut«, meinte Akira zu ihm. »Das freut mich. Hast ja Besuch wie ich sehe«. Als er das sagte, schaute er zu mir. »Und wie geht’s dir?«, erkundigte er sich auch nach meinem Wohlergehen.
»Gut«, brachte ich die Antwort hervor. Er nickte.

Akira hatte sich neben mir angespannt Und schaute auf die Bettdecke.

»Stimmt was nicht?«, fragte er stattdessen. Er schien ihre Anspannung bemerkt zu haben.

»Sie sind doch sicher hier, weil Mom ihre Finger im Spiel hat, oder nicht?«, sprach sie ihre Vermutung geradewegs aus.
»Nein. Das ist meine eigene Entscheidung gewesen. «, verneinte er. »Allerdings kann ich nicht abstreiten, dass sie eben gerade mit mir geredet hat«, fügte er hinzu, bevor Akira dazu etwas sagen konnte.

Ihr Blick hatte sich verfinstert, als Mom erwähnt wurde.

»Hört zu …«, begann er und stützte sich mit den Unterarmen auf dem Gestänge am Fußende des Bettes ab. »Ich bin auf euer Seite. Dir Akira sehe ich an, dass das du auf eure Mutter aktuell nicht gut zu sprechen bist. Es ist nicht mein Interesse mit ihr zusammen gegen euch zu arbeiten, sondern mit euch. Natürlich nur, wenn ihr das auch wollt.«

Was wusste er bereits alles?
Zumindest musste er wissen, dass wir Hilfe benötigten.

Ich schaute zu Dad, der sich auf einen der Stühle gesetzt hat. Er hielt sich aus diesem Gespräch raus.

»Und das soll ich ihnen glauben?«. Meine Zwillingsschwester hatte die abwehrend die Arme verschränkt.

»Wieso sollte ich Lügen?«, stellte Damien die Gegenfrage.

Akira schaute an ihm vorbei. Schien nach einer Antwort zu suchen. Ab und an öffnete sie ihren Mund, um zu antworten, nur um diesen wieder zu schließen.

»Keine Ahnung«, war das einzige, was sie darauf sagen konnte.

»Wieso sind sie und Mom der Meinung, dass ich Hilfe von ihnen bräuchte?«, wollte Akira wissen.

»Du sollst aktuell wohl leicht reizbar sein und dich mehr zurückziehen als sonst.«

Akira biss sich auf die Unterlippe. Ich hatte sie immer noch im Arm und sie hatte die Arme wieder um mich gelegt, nachdem sie ihre abwehrende Haltung gelockert hatte.
Sie schaute zu mir, dann zu Damien.

Was ging ihr durch den Kopf?

»Wir sehen uns auf jeden Fall morgen noch und übermorgen. Du hast bis übermorgen Zeit dich zu entscheiden, ob du dazu bereit wärst Hilfe anzunehmen«, gab Damien ihr die Aufgabe und wandte sich an mich. »Du Luke machst dir bitte auch Gedanken. Ich kann dir dabei helfen die Angst anzugehen. Das Angebot steht.«

Ich nickte leicht, um ihm zu zeigen, dass ich es zur Kenntnis genommen hatte.

»Gut. Ich muss wieder los. Akira, bis morgen und Luke, Pass auf dich auf, jetzt wo du deine Schiene los bist«, verabschiedete er sich.

Akira sagte kein Wort und ich blieb leise. Auf dem Weg zur Tür nickte Damien unserem Vater noch zu und verschwand auf den Flur.

Akira ließ geräuschvoll die Luft aus ihren Lungen entweichen. Ich schaute sie an.

Niemand sagte ein Wort.

»Ich glaube, ihr beiden habt erstmal was zum überlegen. Kommst du hier klar Akira?«, war es Dad, der die Stille brach.

Meine Zwillingsschwester nickte und schaute zu mir. Ich hatte die Augen geschlossen. Die Müdigkeit kam wieder.

»Ich komme morgen in meiner Pause, wenn ich kann. Okay?«
»Ist okay«
»Gut. Luke?«.

Ich öffnete die Augen und schaute zu ihm.
»Komm. Wir müssen nach Hause«, meinte er und ich verließ Akiras Bett.

»Bis Mittwoch, hoffentlich«, sagte Akira zum Abschied zu mir. »Hoffentlich«, stimmte ich zu. Dann verließ ich mit Dad das Zimmer, wo Mom auf uns Wartete.

Zu dritt verließen wir die Station und letztendlich das ganze Krankenhaus. Endlich. War hoffentlich das letzte Mal für einige Zeit, dass ich da rein musste.

Im Auto lehnte ich meinen Kopf an die Scheibe und schloss die Augen.

Auf dem Weg nach Hause war ich eingeschlafen.

Wach wurde ich, als es Abendessen gab. Mein Hunger war groß. Lag daran, dass ich über den Tag nichts großartig gegessen hatte.

Nach dem Essen ging ich in mein Zimmer.

Das Gespräch mit Damien kam mir wieder in den Sinn. Er wollte mir helfen. Doch wie? Wie wollte er das anstellen? Reden? Konfrontieren?
Ich zog meine Schlafsachen an und kuschelte mich ins Bett.

Dieses Thema wollte nicht aus meinem Kopf verschwinden.

Wie sollte ich mich entscheiden, wenn ich nicht wusste, wie genau er mir helfen wollte?

Ich war zu müde, um mich mit dieser Frage noch am selben Tag zu beschäftigen, weshalb ich das Licht ausschaltete und versuchte zu schlafen.

Mit Musik auf den Ohren ließen sich die störenden Gedanken besser vertreiben und ich konnte leichter einschlafen.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt