- Kapitel 70 -

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Lukes Sicht

Ich ließ mich auf meinem Platz nieder. Akira kam kurz nach mir und setzte sich ebenfalls.

»Hey ihr beiden. Wie war euer Tag?«, erkundigte sich Dad direkt Mal bei uns, während er sich bereits seinen Teller mit dem Abendessen befüllte.

»Training war super! Nächsten Samstag gehe ich nochmal hin und danach soll ich mich entscheiden, ob ich dort richtig mitmachen möchte, oder nicht. Aktuell würde ich mich auf jeden Fall dafür entscheiden«, erzählte Akira noch einmal für Dad, wie ihr das Training an der neuen Kampfsportschule gefallen hat.
»Das klingt doch super. Dann hoffe ich Mal, dass das zweite Training auch gut läuft und du bald festes Mitglied dort bist«, sagte Dad darauf mit einem Lächeln, dann schaute er zu mir.

»Bei mir war es ganz okay. Marius war da«. Mehr wollte ich dazu erstmal nicht sagen. Nicht vor Mom. Es war in diesem Moment so harmonisch am Tisch, dass ich ungern einen Konflikt riskieren wollte. Deshalb hoffte ich, dass Dad meine Antwort akzeptierte und nicht weiter nachhakte.

»Kommst du denn gut dort zurecht?«, folgte eine Frage, die ich noch mit gutem Gewissen beantworten konnte. »Geht. Mit Marius an meiner Seite war es heute einfacher. Schließlich war ich nicht ganz alleine zwischen den Sanitätern und Notärzten« Darauf nickte Dad und aß weiter.

Das Thema schien vorerst vom Tisch zu sein.

Es wurde aufgegessen, gemeinsam abgeräumt und im Anschluss auf unsere Zimmer gegangen. Ich brauchte meine Ruhe. Mein imaginärer Akku war ziemlich leer und brauchte die Ruhezeit, um sich wieder aufladen zu können.

Mit den Kopfhörern auf den Ohren legte ich mich ins Bett und begann YouTube zu schauen.

Der darauffolgende Tag, Sonntag, war ereignislos. Ich nutzte diesen Tag, um weiterhin meinen inneren Akku aufzuladen, weshalb ich die meiste Zeit auf meinem Zimmer verbrachte.

Gegen Abend an diesem Tag kam Akira in mein Zimmer und setzte sich zu mir aufs Bett. »Ja?«, fragte ich so nach ihrem Anliegen und schob mir eine Seite vom Kopfhörer von den Ohren, damit ich sie besser verstehen konnte.

»Wir haben ab morgen ja Ferien, nh?«, begann sie mit einer Frage, die ich nickend bestätigte. »Viola und ich hatten die Idee, dass wir als Clique morgen Mal nach Essen fahren. Dann können wir beiden den Münsteranern mal unser altes Zuhause zeigen. Was hältst du davon?«, unterbreitete Akira mir den Vorschlag.
»Das ist keine schlechte Idee«, meinte ich.
»Meinst du, dass Marius mitkommt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Er hat dieses Wochenende Besuch. Abgesehen davon darf er aktuell nicht zu lange alleine unterwegs sein«
»Schade. Vielleicht beim nächsten Mal. Dann fahren nur Viola, Nick, du und ich. Wir haben uns gedacht morgen gegen zehn den Bus zu nehmen zum Hauptbahnhof und von dort nehmen wir den RE 42«
»Wie lange fahren wir mit dem Zug?«, wollte ich wissen. »Etwas über eine Stunde, wenn alles glattläuft.«

Ja, das war die Voraussetzung. Und wie man die Deutsche Bahn so kennt, ist das so eine Sache. Aber man könnte ja hoffen.

»Wissen Mom und Dad schon darüber Bescheid?«, kam ich auf unsere Eltern zu sprechen, die davon ja auch Bescheid wissen mussten. Schließlich brauchten wir für die Zugtickets Geld.
»Das mache ich beim Abendessen.«

»Hoffentlich dürfen wir. Wir fahren ja nur ins Ruhrgebiet und nicht in einen komplett anderen Teil von Deutschland.«

»Ich bin dann mal wieder weg«, sagte sie und stand auf. Ich zeigte ihr einen Daumen nach oben und setzte meine Kopfhörer wieder richtig auf. Akira verließ mein Zimmer, ich war wieder alleine und konzentrierte mich darauf, was auf dem Bildschirm vor sich ging.

Später beim Abendessen fragte Akira, wie angekündigt unsere Eltern, ob wir am nächsten Tag nach Essen fahren durften.
Mom war sich kurz unsicher, letztendlich stimmten aber beide zu und wir bekamen das Geld für die Zugtickets.

Damit ich morgen nicht wie ein Stinktier roch, beschloss ich direkt nach dem Abendessen duschen zu gehen.

Nach dem Duschen war ich wieder in meinem Zimmer und legte mich auf mein Bett.

Der Wecker am nächsten Morgen ging um neun Uhr. Grummelnd schaltete ich diesen aus und setzte mich auf, da ich ansonsten innerhalb weniger Sekunden wieder eingeschlafen wäre. Mit den Händen rieb ich mir den Schlaf aus den Augen, wonach ich mich einmal ausgiebig streckte, um meinem Körper zu signalisieren, dass die Zeit des Ausruhens vorbei war.

Langsam stand ich auf und schlurfte zum Schrank rüber, aus dem ich mir eine schwarze Cargohose und einen Hoodie rausholte, der verschiedene Grautöne hat, die ineinander verlaufen. Diese beiden Sachen legte ich auf meinem Schreibtischstuhl bereit und verließ mein Zimmer, damit ich runtergehen konnte zum Frühstücken.

Zu dieser Uhrzeit war auch Dad bereits wach. Das wusste ich anhand des Fernsehers, den ich leise aus dem Wohnzimmer hören konnte.
Mom sollte längst auf der Arbeit sein.

Wie üblich machte ich mir mein Frühstück und setzte mich damit an den Tisch. Akira kam fünf Minuten nach mir und frühstückte ebenfalls.

Während wir in aller Ruhe unsere erste Mahlzeit des Tages zu uns nahmen, kam Dad zu uns in die Küche.

»Guten Morgen«, begrüßte er uns und ging zu der Kaffeemaschine, wo er seine Kaffeetasse neu befüllte.
Akira und ich erwiderte das „guten Morgen“ und schoben und weiter Löffel für Löffel unser Müsli in den Mund.
»Wann wollt ihr nochmal los?«, kam die Frage von Dad. »Um Zehn kommt der Bus«, beantwortete meine extrovertiertere Hälfte ihm die Frage. »Okay gut. Ich hab euch zu dem Geld für die Fahrscheine noch Geld für Essen hingelegt. Damit ihr in Essen auch was essen könnt«. Das Schmunzeln auf deinen letzten Satz konnte er sich nicht verkneifen. Akira und ich mussten ebenfalls Schmunzeln und schüttelten die Köpfe.
»Danke. Wäre ja schon blöd, wenn wir in der Stadt, die essen heißt verhungern würden«, führte Akira den Witz noch ein wenig weiter aus.
»Das wäre in der Tat ziemlich blöd. Deshalb vergesst das Geld auf der Kommode nicht«, stimmte Dad ihr zu.
»Ich nehme es gleich mit hoch und packe es ein«, erklärte Akira sich dazu bereit. »Sehr gut«, sagte Dad darauf und verschwand mit seinem Kaffee wieder ins Wohnzimmer.

Nachdem wir fertig mit Frühstücken waren, uns jeweils eine Flasche Wasser geschnappt haben und Akira das Geld von der Kommode im Flur eingepackt hatte, gingen wir wieder nach oben, packten uns unsere Rucksäcke fertig und zogen uns um.

Die Uhrzeit näherte sich langsam der zehn Uhr Grenze.

Noch schnell Zähne geputzt, Rucksack geschnappt und es ging nach unten Schuhe anziehen. Ich packte meinen Schlüssel ein und verstaute diesen im Rucksack.

»Gehts los?«, fragte Dad, der plötzlich mit im Flur stand. »Jap«, bejahte Akira. »Wann habt ihr geplant Wieder hier zu sein?«
»Etwa zum Abendessen«
»Okay. Passt auf euch auf und meldet euch, falls was ist«. Er drückte uns beide noch mal, wonach wir nach draußen verschwanden und uns auf den Weg zur ersten Etappe machten. Dem Bus.

Pünktlich um Zehn Uhr kam dieser auch angefahren, wir stiegen ein und los ging es Richtung Hauptbahnhof.

WKM - Angst vor ihnen Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora