7. Narcisa

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Ich wollte mich gerade zum Schlafen hinlegen, als ich ein leises Flüstern vernahm, das von draußen zu kommen schien.

»Psst!« machte es. »Hier drüben!«

Ich schaltete die Nachttischlampe ein und musste erstmal blinzeln, weil das grelle Licht mich blendete. Nachdem sich meine Augen daran gewöhnt hatten, fixierte ich mit ihnen das Fenster und sah – nichts.

»Komm näher«, befahl die Stimme nun lauter, und ich gehorchte. Doch auch als ich das Fenster und die Läden öffnete und in die kalte Nachtluft hinausstarrte, konnte ich beim besten Willen niemanden entdecken. Etwas anderes hätte mich auch schwer gewundert, schließlich ging es unter meinem Sims mehrere Meter tief runter, und nichts in der Wand bot einem Menschen Halt.

»Na, na, nicht so ruppig«, beschwerte sich die Stimme nun ganz in meiner Nähe. Sie klang gedehnt, so als ob ihr Besitzer beim Sprechen ein- statt ausatmete. Hatten sich dabei gerade meine Fensterläden bewegt? Oder hatte ich an ihnen gerüttelt? Aber warum sollte ich so etwas tun? Ich war doch nicht verrückt.

Wie ich beruhigt feststellte, teilten die Fensterläden meine Meinung. »Glaub mir, K, du bist bei völlig klarem Verstand. Hätte nie besser sein können.«

»Wer bist du?« flüsterte ich ehrfurchtsvoll.

»Ich bin einer von vielen Boten der Vernunft. Sie schickt uns, um dich auf den rechten Pfad zurückzuführen. Du läufst nämlich gerade Gefahr, einer Verschwörung auf den Leim zu gehen.«

Eine Verschwörung? Das hörte sich ja furchtbar an! »Wer verschwört sich gegen mich?«

»Du hast doch bestimmt schon eine Vermutung«, säuselte die Stimme.

»Robin Blix...«, sagte ich langsam. – »Und...?« – »Evelyn.« – »Erraten.«

Hatte ich es doch gewusst! Ich hatte die beiden schon eine ganze Weile in Verdacht, mir gegenüber nicht mit offenen Karten zu spielen. Und nun hatte ich einen Zeugen.

»Was haben sie mit mir vor?« fragte ich meinen hölzernen Freund.

»Sie beneiden dich um deine Fähigkeiten, K! Und sie haben einen Plan entwickelt, sie sich mit deiner Hilfe anzueignen.«

»Aber ich dachte, sie finden das Shiften furchtbar...«

»Ja, das sagen sie dir! Aber in Wahrheit warten sie sehnsüchtig auf den Moment, in dem sie dir gleichen. Der Detektiv bräuchte endlich keine Verkleidungen mehr! Evelyn könnte ihren Traum verwirklichen, den Platz eines ihrer Idole einzunehmen, um von allen bewundert zu werden!«

»Und wie... wie wollen sie das anstellen?«

»Sehr gute Frage«, befand die Stimme. »Haben sie dir nicht versprochen, nach deiner Identität zu forschen?«

Ich nickte. Als mir einfiel, dass Fensterläden keine Augen haben, schob ich ein »Ja« nach.

»Und was habt ihr inzwischen herausgefunden?«

»Nichts...«

»Genau. Das ist alles nur vorgespielt. Sie wollen dir nicht helfen, weil sie dich brauchen. Sie wollen in den Vault

Da war es wieder, dieses Wort, das ich bereits heimlich vor ein paar Tagen bei den beiden aufgeschnappt hatte. »Was ist denn dieser Vault?«

Die Stimme geriet ins Schwanken. »D-Das, äh... Da werdet ihr gemacht. Ich meine, da werden Menschen in Shifter verwandelt. Glaube ich.«

»Glaubst du?«

»Hey, ich bin nur ein Bote der Vernunft, kein allwissendes Orakel! Alles was ich weiß ist, dass wenn sie bekommen haben, was sie wollen, sie dich fallen lassen werden.«

Ich bin KWhere stories live. Discover now