30. Ein Angebot, das sie nicht ablehnen können

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Jerry führte uns durch ein grob herausgebrochenes Loch in der Wand, gerade groß genug, dass man mit eingezogenem Kopf hindurch passte. Weiter ging es durch eine Art Stollen. Holzbalken stützten die Erdschichten über uns ab. Es roch muffig. Alle paar Meter hing eine schwach gelbleuchtende Grubenlampe von der Decke. Ich war froh, dass Jerry voraus ging, sonst wäre ich in dem schummrigen Licht bestimmt gegen eine Wand gelaufen. Es half auch nicht, dass ich die ganze Zeit rückwärts gehen musste, um Narcisa zu tragen.

»Wo sind wir hier?«, fragte Yella.

»Eben waren wir in einem Schutzraum«, erklärte Jerry. »Der Besitzer der Villa war recht paranoid, deswegen hatte er überall auf dem Gelände verborgene Räume und Waffen eingebaut. Wir haben den Raum letztes Jahr entdeckt und einen zweiten Ausgang geschaffen.«

Nach einer Weile gelangten wir in einen weiteren leeren Betonflur, der aber geräumiger als der erste wirkte. Von hier zweigte links und rechts noch jeweils ein Gang ab. Am anderen Ende befand sich eine grüne Metalltür mit einem großen Drehgriff. Den schwarzgelben Streifen am Türrahmen zufolge musste sich etwas Gefährliches dahinter verbergen.

Vieles wirkte alt, etwa so alt wie die Villa, aber dennoch gepflegt; die weißen Wände waren offensichtlich vor nicht allzu langer Zeit frisch gestrichen worden, und die Beleuchtung funktionierte tadellos. Wir schienen uns in einer Art unterirdischer Komplex zu befinden. Verschiedenfarbige Streifen auf dem Boden leiteten zu Räumen wie ›Messe‹, ›Lager B‹ oder ›Schlafsäle‹. Wir bogen um die Ecke und gingen durch die einzig geöffnete Tür in diesem Bereich.

Die anderen warteten bereits auf uns. Evelyn und Blix saßen auf einem fleckigen Sofa und sahen auf drei Monitore, von denen einer die Einfahrt der Villa, der zweite die Rückseite und der dritte die Fünf-Uhr-Nachrichten zeigte. Husar hockte auf einer Pritsche an der Wand. Der rot-gelb gestreiften Sporthose und dem Schweißband auf der Stirn nach kam er geradewegs vom Training. Als er uns hereinkommen sah, stand er auf, damit wir die schlafende Narcisa auf dem Bett ablegen konnten.

Husar streckte Yella die Hand hin. »Giorgios Husar von den Weltrettern

»Den Superheldenfilmen?«

»Der Partei. Wir werden oft verwechselt.« Er lächelte gequält.

»Nie von gehört. – Ich bin...«

»...Yella Espina«, beendete Blix ihren Satz und drehte sich zu uns um. »Als Waise aufgewachsen. Dritter Platz bei den Jugendmeisterschaften in Go. Sprühte als Taggerin unter dem Namen ›Jezehel‹. Keine gemeldete Beschäftigung. Bestellt Pizza immer ohne Zwiebeln.«

»Könnt' schwören, es wäre der zweite Platz gewesen. Sie wissen eine ganze Menge über mich. Ich nehme an, Sie sind Robin Blix, der Meisterdetektiv?«

Blix nickte.

»Sie sehen genau so aus, wie ich Sie mir vorgestellt habe. Fehlt nur noch so ein alberner Filzhut.«

Blix hüstelte und schielte zur Decke.

»Und du bist?«, sagte Yella.

»Evelyn, die Schwester von Jerry. Zwillingsschwester, um genau zu sein.« Sie versuchte ein Gähnen zu verstecken, und mir fiel ein, dass auch sie die ganze Nacht auf den Beinen gewesen waren, um Duncans Ablenkung zu koordinieren.

»Also: was ist passiert?«

Wir erzählten den anderen von unserem Einbruch bei Duncan, Timos Verrat und unserer spektakulären Flucht. Schließlich räusperte sich Blix und ergriff wieder das Wort.

»Es tut mir leid, welcher Gefahr wir euch ausgesetzt haben. Ich hätte das nicht zulassen dürfen.«

»Das war ganz allein meine Entscheidung«, sagte ich. »Wenn sich jemand entschuldigen muss, dann ich.«

Ich bin KWhere stories live. Discover now