12. Kapitel

5.4K 288 12
                                    

Hailey

Vor über zehn Jahren

(Kleine Anmerkung: Die Dialoge sind eigentlich auf spanisch, da Hailey in Mexico aufgewachsen ist. Ich schreibe sie aber nicht in spanisch, da ich kein Spanisch kann, aber behaltet im Hinterkopf, dass sie eigentlich spanisch sprechen. :))

Müde. Ich war einfach nur müde. Welches neunjährige Mädchen darf sich nicht mit ihren Freundinnen treffen?

„Bitte, Papa", flehte ich und zog ein unschuldiges Gesicht. Mein Vater mustert mich missbilligend und streicht seinen Anzug glatt.

„Biiiittteee", flehe ich langgedehnt. „Mama hat gesagt, dass ich gehen darf. Wieso erlaubst du es mir nicht? Mir wird nichts passieren, wirklich. Bitte." Ich bin kurz davor laut mit meinem Fuß auf dem Boden aufzustampfen und das Haus zusammenzuschreien.

„Nur weil deine Mutter das gesagt hat, heißt es nicht das ich zustimmen muss. Ich muss nur auf dich aufpassen und von sowas hat deine Mutter keine Ahnung. Du wirst nicht zu deinen Freundinnen gehen, verstanden?"

„Aber wieso? Bitte, lass mich gehen."

„Nein, keine Widerworte. Geh in dein Zimmer los!"

Wütend starre ich meinen Vater an. „Nie darf ich irgendwas machen, immer muss ich Zuhause bleiben und in mein Zimmer gehen. Javier muss nie in sein Zimmer gehen. Er darf raus gehen, er darf sich mit seinen Freunden treffen und ich? Ich muss immer in mein Zimmer!"

Sauer verschränke ich die Arme.

Mein Vater steht von seinem Sessel auf und dreht sich weg von mir. Ich blicke mich hilfesuchend nach irgendjemanden um, der mir helfen kann. Aber keiner der Angestellten bewegt sich. Feiglinge.

„Geh sofort in dein Zimmer. Wenn ich noch ein Wort höre, verbiete ich dir jemals wieder dieses Haus zu verlassen und jetzt weg mit dir", sagt mein Vater ruhig. Bis jetzt habe ich noch nie erlebt, dass mein Vater jemals die Kontrolle verloren hat. Immer ist er ruhig, distanziert und ... und kalt.
Ich öffne den Mund, aber es kommt kein Wort raus.

Ich drehe mich um und laufe schweigend aus dem Zimmer meines Vaters. Und während ich durch den Flur gehe, einsteht eine Idee in meinem Kopf. Ich sollte einfach abhauen.

Hailey
Gegenwart

Sobald die Tür hinter mir zuschlägt, merke ich, wie müde ich eigentlich bin. Der Tag war echt anstrengend. Ich lasse meine Tasche fallen und atme tief durch.

Während ich in der Dunkelheit stehe höre ich plötzlich ein Geräusch. Erschrocken reiße ich meine Augen auf und versuche meine Atmung so leise und ruhig zu halten wie es geht. Waren das Schritte?

Langsam gehe ich ein paar Schritte zur Tür, stelle mich jedoch so hin, dass man mich nicht erkennen kann durch das rein scheinende Licht der Straßenlaternen. Vorsichtig greife ich zu der Kommode, die direkt neben der Tür steht. Leise öffne ich sie und habe dabei genau meine Umgebung im Blick. Wieder ein Geräusch. Jetzt bin ich mir fast sicher, dass es Schritte sind.

Oben an dem Brett der obersten Schublade der Kommode habe ich eine Waffe befestigt. Zur Sicherheit habe ich an ein paar Orte in meiner Wohnung Waffen angebracht. So kann ich sicherer schlafen. Ich schalte die Sicherung an der Waffe aus und mittlerweile haben sich meine Augen vollständig an die Dunkelheit gewöhnt.

Ich erkenne eine Schatten. Scheiße. Scheiße.

Sie haben mich gefunden.

„Arme hoch", knurre ich und ziele auf den Schatten.

Ich höre ein ersticktes Aufschreien und das Licht geht an. Im ersten Moment bin ich geblendet, ziele aber weiter auf die Person.

Als ich erkenne wer es ist, senke ich ungläubig die Waffe. Sie ist die letzte Person, die ich hier erwartet habe.

Forget meWhere stories live. Discover now