38. Kapitel

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London

Ich spüre wie sich Hailey in meinen Armen anspannt.

„Ich ... ähm ...", Hailey windet sich aus meinem Griff und setzt sich auf. Ihre Augen mustern mich mit einem leicht erschrockenen Blick.

Schon seit langem frage ich mich, was genau mit ihr passiert ist. Ich weiß nur das ihre Schwester jung gestorben ist und Hailey anscheinend nicht bei ihren Eltern wohnt, auch wenn sie das eine ganze lange Zeit behauptet hat. Aber ... ich habe so viele Frage. Was ist mit ihrer Schwester passiert? Ist sie mit ihrer Familie zerstritten? Und wenn ja, wieso? Was ist passiert?

„Wieso willst du das wissen?", fragt sie mich und ich erkenne Angst in ihrem Blick. War die Frage so falsch?
„Ich ... ich habe einfach das Gefühl, dass du viel mit dir herumschleppst – viele Geheimnisse. Und ich will dir gerne helfen", sage ich und greife sanft nach ihrer Hand. Hailey blickt mich immer noch ängstlich an. Ich will ihr durch meine Frage keine Angst machen, Gott, das ist das Letzte was ich will.

Hailey sieht aus als würde sie mit sich ringen, ihr Blick gleitet zuerst zu mir, dann auf unsere verschränkten Finger.

„Ich ... ich kann nicht. Es tut mir Leid", flüstert sie und senkt ihren Blick. Sie zieht ebenfalls ihre Hand weg und ich muss schlucken. Autsch. Das habe ich nicht erwartet.

„Wieso Hailey? Ich will dir wirklich einfach nur helfen", sage ich und rutsche näher an sie heran. Sie stößt mich von sich weg, aber das werde ich nicht zulassen. Sie ist das Beste was mir passieren könnte.

„Du musst es mir auch nicht gleich erzählen. Ich kann das verstehen, aber ...", Hailey unterbricht mich mit einem scharfen Blick.

„Ich bezweifle, dass du mich verstehen kannst. Du weißt doch nicht was ich alles erlebt habe, was ich alles durchgemacht habe", sagt sie leicht aufgebracht und ich beiße mir auf die Zunge. Okay, ich muss genau aufpassen was ich sage. Ich bewege mich hier auf schmalen Grad.

„Lass es mich so formulieren, ich will einfach nur für dich da sein. Aber ich habe das Gefühl du lässt mich nicht", sage ich vorsichtig und streiche beruhigend über ihre Finger. Ich versuche ihren Blick aufzufangen, aber ihre braunen Augen starren wieder auf unsere Hände.

„Hailey?", frage ich sie zögerlich, aber ich bekomme keine Reaktion von ihr. Sie wendet ihren Kopf von mir ab und zieht ihre Hände weg.

„Es tut mir Leid", höre ich sie flüstern.
Sie schließt mich aus.
Sie vertraut mir nicht.
Ich würde am Liebsten auf irgendwas einschlagen. Und es überrascht mich wie sehr ihre Zurückweisung mich verletzt.


Hailey

Meine Gedanken sind ein Wirrwarr. Was soll ich machen? Ein Teil von mir will ihm alles erzählen, die beschissenen Geheimnisse zwischen uns einfach beseitigen, aber der andere Teil ... will sich einfach nur verkriechen.
Ich weiß das ich London unrecht tue, aber er hat mich überrumpelt. Und ich habe Angst. Angst davor, dass zwischen uns alles anders sein könnte, dass er mich mit anderen Augen sieht. Es erscheint mir schlauer einfach nichts zu sagen.

„Hailey? Bitte rede mit mir", höre ich London sagen, aber ich verbanne ihn komplett aus meinen Gedanken.
Der innere Kampf in mir ist zu groß. Ich weiß nicht was richtig ist, was ich machen soll. Ich höre London seufzen. Ich möchte gar nicht wissen was er jetzt von mir denkt. Die nächsten Minuten verlaufen schweigend, die Stimmung zwischen uns ist komisch.

„Ich sollte gehen", sage ich etwas zögerlich und blicke das erste Mal wieder zu London. Dieser reißt seine Augen auf und schüttelt den Kopf. „Nein, Hailey. Das will ich nicht", sagt er schnell und ich atme erleichtert aus. Immerhin etwas.

Forget meWhere stories live. Discover now