28. Kapitel

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London

Meine Mutter macht sich natürlich große Sorgen und hört gar nicht auf mich zu nerven, als sie im Krankenhaus ankommt. Wieso musste Sydney es ihr unbedingt sagen? Mein Vater ist noch unterwegs und ist nicht da, um sie zu beruhigen.

„Gott, ich habe dir immer gesagt, dass es irgendwann mal schief gehen wird. Tut es sehr weh? Soll ich einen Arzt rufen? Jetzt geht es Sydney besser und du musst dich verletzten", plappert Mom vor sich hin und legt ihre Hand fürsorglich auf meine Stirn. Ich weiß nicht, ob sie merkt, dass ich meinen Arm gebrochen haben und kein Fieber habe.
„Alles gut. Ich habe schon Schmerzmittel bekommen und der Arzt meint, ich kann bald wieder nach Hause. Du musst keine Angst um mich haben, ich bin immerhin schon etwas älter", sage ich leicht genervt. Mich regt es immer auf, wenn unsere Mom so tut, als wäre sie die Mutter des Jahres. Wer ist eigentlich immer weg? Genau, sie.

„Ich bin immer noch deine Mutter, es ist quasi mein Job, mir Sorgen zu machen." Ich schüttle nur leicht genervt den Kopf.
„Komm, wir hohlen uns ersteinmal einen Kaffee und London soll sich ausruhen", springt Sydney ein und zieht unsere Mutter beruhtsam aber bestimmt zur Tür. Ich lächle ihr dankend zu.

Sobald die beiden weg sind, greife ich zu meinem Handy. Die Sache mit Hailey geht mir nicht aus dem Kopf und ich muss Gewissheit haben. War jetzt mehr zwischen ihr und Anthony oder nicht?

Das Tuten macht mich ganz verrückt. Komm nimm ab, looos.

„Hey, London. Womit habe ich die Ehre verdient?", fragt Anthony und ich bin froh, ihn erreicht zu haben.

„Hey, ich hätte nur eine kurze Frage", komme ich gleich zum Punkt und rede nicht lange drum herum.
„Schieß los."
„Läuft zwischen dir und Hailey etwas?"

„Wie kommst du denn jetzt da drauf?", fragt Anthony leicht verwundert, „Aber nein, zwischen uns läuft nichts."

Ich atme tief ein. Was?

„Aber du meintest doch, dass ihr euch treffen wolltet und ein Date habt", verteidige ich meine Vermutung kleinlaut. Habe ich Hailey grundlos beschuldigt? Verdammt.

„Naja, ich hab da wohl was falsch verstanden. Wir hatte uns getroffen, allerdings nur, weil Hailey mir sagen wollte, dass sie nur eine Freundschaft mit mir will. Keine Ahnung ob sie jemanden anders hat oder so. Allerdings hab ich sie seitdem nicht mehr gesprochen."

Okay, das erklärte so ziemlich alles. Sydney hatte doch Recht, es war ein Missverständnis.

„Und wieso fragst du jetzt?"

„Ähm, Sydney hatte so etwas gesagt und ich wollte nur nochmal nachfragen, ob ihr zusammen seid. Hat sich ja jetzt erledigt", murmle ich.

„Zusammen sind wir definitiv nicht. Okay, ich muss jetzt auch los. Wir sehen uns", beendet Anthony das Gespräch und ich nehme das Handy von meinem Ohr. Verdammt.

Sofort wähle ich Haileys Nummer, was mit nur einer Hand gar nicht so einfach ist. Sie muss mir zuhören und meine Sicht der Dinge verstehen. Sie muss einfach.
Das Tuten zieht sich ewig lange hin und ... ich werde an die Mailbox weitergeleitet. Verdammt.


Hailey

Ich sitze noch immer mit Tara im Wohnzimmer und unterhalte mich mit ihr. Ich weiß, dass ich mit London reden muss, aber vorher muss ich ersteinmal meine Gefühle ordnen. Ich weiß nicht, was ich überhaupt möchte und was ich ihm gegenüber genau empfinde. Klar, ich mag ihn. Wie kann man ihn nicht mögen? Er ist fürsorglich, kümmert sich rührend um Sydney, ist ein guter Zuhörer und ich habe das Gefühl, er würde mir nie etwas vorspielen. Und er sieht natürlich verdammt gut aus.

Aber auf der anderen Seite ist er kein Typ, der sich an ein Mädchen bindet, auch wenn ich nicht weiß, ob ich das überhaupt will. Und ich habe das Gefühl, würde ich mich richtig auf ihn einlassen, würde das ... nicht eine halbherzige Beziehung werden, wir die vorigen bei mir. Nein, für London empfinde ich schon jetzt mehr, als ich es will. Und das macht mir Angst. Große Angst.

„Dein Handy klingelt", reißt mich Tara aus meinen Gedanken. Ich blicke auf und greife danach. London. Wenn man vom Teufel spricht ... naja eher denkt.

Ich lasse das Handy zögerlich sinken.

„Wieso gehst du nicht dran?"

„Ich ruf ihn später zurück", erwidere ich und antworte nicht auf ihre Frage. Mein Handy lege ich in die Küche und gehe nach oben in mein Zimmer.

Die einzige ernsthafte Beziehung die ich bis jetzt hatte, ist – Überraschung – nicht gut ausgegangen. Er hat mich abserviert, mit der Erklärung, einfach nicht mehr große Gefühle mir gegenüber zu haben. Später habe ich erfahren, dass mein Vater ihm eine ordentliche Summe Geld geboten hat, wenn er mich abserviert. Natürlich war das ganze noch etwas komplizierter, aber ich will gar nicht genau drüber nachdenken. Das Ganze war einfach nur krank.

Aber ich bin nicht mehr in Mexico, ich bin nicht mehr bei meinem Vater, stehe nicht mehr in seinem Einfluss. Ich kann mit London zusammen sein, ohne, das ihm oder mir etwas passiert.

Aber will ich mit ihm zusammen sein? Und – was ich auch nicht vergessen darf – will er überhaupt mehr mit mir zutun haben oder wird das zwischen uns immer eine lockere Nummer bleiben?

***

Gleich zum ersten Ferientag kommt ein Kapitel :)

Also wünsche ich euch allen schöne Ferien! ^^

Forget meOù les histoires vivent. Découvrez maintenant