25. Kapitel

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Hailey

Mein Kopf liegt noch immer auf Londons Schulter, er hat einen Arm um mich gelegt und wir unterhalten uns.

„Sie war noch so jung als sie gestorben ist", flüstere ich und merke, wie Londons Griff um mich fester wird.
„Ich will mir gar nicht ausmalen, wie schlimm das war. Ich ... ich hatte die ständige Befürchtung das Sydney sterben könnte. Das sie nicht aufwachsen könnte. Als ich kleiner war, habe ich das ganze nicht so ganz mitgekriegt, erst als Sydney größer wurde und ich gesehen habe, wie sie manchmal einfach zusammenbrach ist mir die ganze Lage voll bewusst geworden. Das hat mir eine riesige Angst eingejagt, sie ist ja immerhin meine kleine Schwester", erzählt er ebenso leise und ich merke, dass auch er es nicht leicht gehabt hat. Auch wenn es immer so wirkt.

„Meine Schwester war ... neun Jahre alt, als sie gestorben ist. Ich", ich stoppe und sammle mich etwas, „ich werde sie niemals aufwachsen sehen. Ich werde niemals", ich stoppe erneut und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Wie oft habe ich schon darüber nachgedacht? Was ich alles nicht mit ihr erleben kann?

London drückt mich automatisch wieder fester an sich und in diesem Moment tut es gut nicht alleine zu sein. Mit dem Schmerz, mit meinen ganzen Gedanken. Nein, ich habe London bei mir und ich weiß gar nicht, ob er weiß, wie viel er mir hilft, indem er einfach nur hier sitzt.

„Es ist okay", murmelt London und streicht langsam über mein Haar.

„Danke", flüstere ich ihm zu und richte mich auf. Seine grauen Augen sehen mich mit so viel Gefühlen an und ich weiß, dass es dir richtige Entscheidung war, es ihm zu erzählen.

„Dafür musst du dich nicht bedanken", wehrt er ab und ich hebe vorsichtig meine Hand, um eine Strähne aus seiner Stirn zu streichen. Meine Hand verweilt dort und ich lächle ihn zaghaft an.
Wie in Zeitlupe beugt sich London näher an mich heran und ich mache es ihm nach. Ich schließe meine Augen und fühle wie unsere Lippen sich berühren. Der Kuss beginnt vorsichtig, wird mit der Zeit jedoch immer leidenschaftlicher.
Londons Hände fahren durch meine Haare, meinen Rücken hinunter und ... ich gebe mich vollkommen dem Kuss hin. Kurzerhand liege ich auf den Sofa, London über mich gebeugt, jedoch ohne den Kuss zu unterbrechen.

Ich ziehe ihn noch näher an mich heran und stöhne leicht auf, als er anfängt meinen Hals zu küssen. Nach kurzer Zeit ziehe ich seinen Kopf wieder zu mir, seine Lippen wieder an meine. Eins muss man ihm lassen, er ist ein verdammt guter Küsser.

London

Ich muss leicht lächeln, als Hailey mich ungeduldig zu sich zieht. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so ... fordernd ist und kein bisschen zurückhaltend. Aber das gefällt mir. Sehr sogar.

Ihre Lippen sind leicht angeschwollen, kein Wunder. Ich betrachte sie, ihre leicht geröteten Wangen und das Haar ganz durcheinander ... wie verdammt hübsch sie in diesem Moment ist.
Langsam beuge ich mir vor, verweile einen Augenblick und spüre ihren warmen Atem. „Jetzt küss mich schon", murmelt sie ungeduldig und zieht mich näher. Ich lächle.
„Hey Leute", höre ich plötzlich eine laute Stimme und ich löse mich abrupt von Hailey. Sydney kommt ins Zimmer mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Ich glaube, dass wir nicht gerade unschuldig aussehen. Hailey liegt unter mir, ich liege halb auf ihr und ich bin mir ziemlich sicher, dass man uns unsere Knutscherei deutlich ansieht.
„Ähm ... ich", beginne ich, aber weiß gar nicht was ich sagen soll. Es ist einfach nur peinlich und unangenehm.

„Ich hoffe ich habe euch nicht allzusehr gestört", flötet Sydney und hat immer noch ein fettes Grinsen in Gesicht.
„Ich ... wir ...", beginnt auch Hailey, aber ihr fehlen ebenfalls die Worte. Kein Wunder nachdem was eben los war.

„Ach ihr müsst mir doch nichts erklären. Ich muss noch mal eben mit Nate telefonieren, bin gleich wieder da", schmunzelt sie und ist im nächsten Augenblick aus der Tür verschwunden. Ich bewege mich erst jetzt und helfe Hailey beim Aufsetzen.
„Gott war das peinlich", sagt Hailey und schlägt ihre Hände vor ihr Gesicht. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen und auch Hailey nimmt die Hände von ihrem Gesicht und lächelt.
„Es geht schon noch peinlicher."
„Naja, sehr viel aber nicht. Ich ... ich glaube ich sollte lieber gehen. Ehrlich gesagt habe ich jetzt nicht besonders Lust einen Film zu gucken und Sydneys Fragen zu beantworten", gesteht Hailey und steht auf. Sie fährt sich leicht durch die Haare und lächelt mich etwas entschuldigend an. Und ich starre schon wieder.

„Kann ich verstehen. Soll ich dich nach Hause bringen?", biete ich an und stehe ebenfalls auf.
„Ja, ähm, das wäre nett", sagt Hailey etwas überrumpelt und lächelt mich jetzt richtig an. „Danke. Ich sag nur noch schnell Sydney Bescheid." Ich nicke und blicke Hailey hinterher, wie sie aus dem Zimmer geht.

Keine Ahnung was das mit uns werden wird. Und ich habe auch keine Ahnung, was sich noch hinter Haileys hübschen Gesicht verbirgt. Der Gedanke an ihre kleine Schwester ist schon so schmerzerfüllend. Ich hätte ihr gerne mehr geholfen. Ich will gar nicht wissen, was sie alles durchgemacht hat. 

Aber was ich weiß ist, dass was auch immer das zwischen uns ist, etwas anderes ist. Etwas anderes als sonst, dass hoffentlich auch anders endet, als meine sonstigen Erfahrungen diesbezüglich. Das erste Mal habe ich das große Bedürfnis genauer wissen zu wollen, was sich hinter ihr verbirgt, was sie denkt, was sie fühlt, was sie alles durchgemacht hat. Was sie alles durchmacht. Und wie ich ihr in irgendeiner Weise helfen kann. 

Ja, ich weiß was anders zwischen uns ist. Hailey ist mir nicht egal, nein, ganz im Gegenteil. Sie bedeutet mir etwas, auch wenn ich noch nicht genau weiß, was das genau heißt.

Forget meWhere stories live. Discover now