2.2. Heute (überarbeitet)

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Mason 

Die Blondine. Nein, lieber die Brünette. Oder doch die Schwarzhaarige? Ich überlege, welche der Schönheiten heute die Ehre hat, mich glücklich zu machen und lehne mich, meinen Whiskey fest in der Hand, gegen die Wand und genieße dieses All-You-Can-Eat Buffet aus langen Beinen und kurzen Röcken.

Grinsend nehme ich einen Schluck von dem teuren Whiskey und gehe meine Möglichkeiten durch. Die Schwarzhaarige zupft an ihrem Shirt herum, als könne sie es kaum erwarten, bis es ihr jemand auszieht. Die Brünette sucht schon seit einer Weile den Augenkontakt mit mir und wirkt, als wäre sie nur allzu bereit, mir jeden Wunsch zu erfüllen. Ich überlege gerade, ob ich dieses stumme Angebot nicht sofort annehme, als die Blonde selbstsicher auf mich zugestöckelt kommt.

Mit einem Blick, den man nur als Hau ab deuten kann, verscheucht sie die anderen Mädchen in meiner Nähe und lehnt sich neben mich an die Wand. Dann nickt sie fragend zu meinem Glas und ich ziehe abwartend die Augenbrauen hoch. Wenn sie glaubt, dass ich ihr etwas von meinem Whiskey abgebe, dann täuscht die Gute sich aber.

Sie lächelt aufreizend und nimmt dann ein Bier aus dem Kühleimer, der neben uns steht. Beinahe in Zeitlupe schließt sie die Lippen um den Flaschenhals und saugt – sie saugt! – das Bier heraus. Unwillkürlich frage ich mich wie es wäre, wenn sie das bei mir an einer gewissen Stelle machen würde und ihrem Blick nach zu urteilen, denkt sie in die gleiche Richtung. Rockstar sein ist wirklich super.

„Ich bin Addie", säuselt die Blondine und fährt mit ihren manikürten Fingernägeln über den Flaschenhals. Sie fängt das Kondenswasser auf und leckt es sich langsam von den Fingerspitzen und ich grinse beinahe anerkennend. Sie weiß wirklich, wie sie sich in Szene setzen muss. Dann setzt sie noch einen drauf und sagt: „Keine Sorge, du musst dir meinen Namen nicht merken."

Und damit hat sie meine volle Aufmerksamkeit.

Mein Glas immer noch fest in der Hand, wende ich mich nun vollständig zu ihr um und ihre Augen blitzen begeistert auf. Ich mache mir nicht die Mühe, mich ihr vorzustellen, immerhin ist sie meinetwegen – der Band wegen – hergekommen. Ich berühre sie am Arm und führe sie zu dem großen Ledersofa in der hinteren Ecke des Backstage Bereichs. Dort zwänge ich sie in die Sitzpolster und will mich gerade über ihren willigen Mund hermachen, als Shane sich neben uns auf das Sofa fallen lässt.

„Na, was treibst du so, Armleuchter", fragt er, wohlwissend was ich gerade vorhatte.

Er zwinkert der Blondine zu und legt seine Arme über die Rückenlehne. Shane hat ein Talent dazu, immer im ungünstigsten Moment aufzutauchen.

„Ich bin beschäftigt", sage ich ihm und trinke den Rest von meinem Whiskey in einem Zug aus. Dann streiche ich über die nackten Oberschenkel der Blondine und genieße ihr wohliges Schaudern. „Ich bereite mich auf die Show vor."

Das tat ich wirklich. Whiskey und eine Frau sind irgendwie zu meinem persönlichen Ritual vor einem Auftritt geworden. Jedenfalls seitdem ich aufgehört habe, mir eine Line Koks reinzuziehen.

Kurz taucht ein Bild von einem anderen Ritual in meinem Kopf auf. Oktopus-Umarmung und ein Kuss auf –

Nein!

Beinahe brutal dränge ich die Gedanken zurück und umklammere mein leeres Glas. Mein Atem beschleunigt sich und die Wut kommt zurück. Wut auf mich selbst. Auf jeden, um mich herum. Wut auf sie.

Ich bin so vertieft in meine hasserfüllten Gedanken, dass ich nicht einmal richtig mitbekomme, wie die Blondine an meinem Shirt herumfingert. Plötzlich kommt mir alles an ihr falsch vor. Ihre Haare, das Gesicht und das viele Make-up, selbst ihr Geruch passt mir nicht mehr. Ich rutsche von ihr weg und ignoriere den überraschten Blick, den sie mir zuwirft.

Stuck In Your Head! *pausiert*Where stories live. Discover now