15.1. Heute (überarbeitet)

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Mason

Von meinem Zimmer aus hat man die perfekte Sicht aufs Meer. Zwar ist es das kleinste Zimmer – Luke hat sich ziemlich schnell das größte geangelt – aber der Ausblick ist unbezahlbar. Der hauseigene Strandabschnitt geht fließend in den öffentlichen Strand über und ist nur durch ein paar Schilder gekennzeichnet. Bisher hatten wir aber keine Probleme mit der Privatsphäre. Eigentlich ein Wunder, wenn man berücksichtigt, dass wir kein Geheimnis aus unserer Ankunft gemacht haben. Selbst am College werden wir meistens in Ruhe gelassen. Es scheint fast so, als würden sich die Leute an uns gewöhnen, aber wir sind schließlich auch nicht die Rolling Stones und brauchen deshalb keinen Groupie-Ansturm zu befürchten. Unsere Fans sind viel gelassener, behandeln uns mehr wie Kumpel und weniger wie Idole.

Ich stehe am Fenster, ein Glas Whiskey in der Hand, und betrachte die Wellen, die elegant die Fußspuren am Sand wegspülen. Den Blick auf mein Bett meide ich.

Vorhin fand ich Davids Idee, eine kleine Party zu schmeißen, wirklich gut. Sam machte ein paar Anrufe und innerhalb einer Stunde war das Strandhaus bis zum Rand gefüllt mit hübschen Mädchen und Alkohol. Eine weitere Stunde später hing an jedem meiner Arme eine vollbusige Blondine, die beide versuchten sich an mir festzusaugen. Jetzt, drei Stunden später, liegt in meinem Bett eine dieser beiden Blondinen und ich finde die Idee mit der Party gar nicht mehr so toll. Keine Ahnung, wie es so weit kommen konnte.

Eine Flasche Whiskey und sexuelle Frustration.

Okay, ich weiß sehr gut, wie es so weit kommen konnte. Dennoch liegt in meinem Bett eine nackte Frau, deren Namen ich nicht mehr weiß und die ich so schnell wie möglich loswerden möchte.

Ich hätte sie nach dem Sex nicht einschlafen lassen dürfen. Aber selbst ich bin nicht so ein Arschloch und setze eine Frau direkt nach dem Orgasmus vor die Tür. Das habe ich jetzt davon. Seufzend fahre ich mir durch die abstehenden Strähnen am Kopf. Das Mädchen hat ein ordentliches Chaos mit meinen Haaren angestellt. Ich glaube, sie hat mir sogar welche ausgerissen.

Ich leere den Whiskey und stelle das Glas auf den kleinen Tisch neben dem Fenster. Wieder lasse ich meinen Blick über den Strand schweifen und erstarre, als sich die Blondine in meinem Bett rührt. Sie dreht sich auf den Rücken, wodurch die Bettdecke hinunterrutscht und cremeweiße Brüste mit einladend rosa Spitzen entblößt. Der Teil von mir, der nicht bereut, mit ihr geschlafen zu haben, rührt sich erfreut und ich verdrehe über mich selbst die Augen. Hübsch ist sie, das muss ich ihr lassen. Anders als ihre wasserstoffblonde Freundin wirkt das Mädchen – ich glaube ihr Name ist Camille – viel natürlicher. An ihrem Körper ist alles echt, was mir selbst ohne den Sex mit ihr aufgefallen wäre. Denn ihr Kleid bestand aus nicht mehr als einem Stück Schal, der sich um ihre wichtigsten Körperteile schlingt, um diese notdürftig zu bedecken. Als Camille sich wieder auf dem Bett zu drehen beginnt, ergreife ich die Flucht. Bevor sie aufwacht, öffne ich leise die Glasschiebetür, die von meinem Zimmer direkt auf den Strand hinausgeht, und schleiche mich davon. Wenn sie merkt, dass ich nicht mehr da bin wird sie hoffentlich verschwinden, damit wir uns das peinliche Gespräch danach ersparen.

Vielleicht bin ich ja ein Feigling oder ein Arschloch, aber wenn ich sehe was das Mädchen mit ihren Fingernägeln auf meinem Rücken angestellt hat, graut mir davor zu erfahren, wie sie reagiert, sollte ich sie mitten in der Nacht vor die Tür setzen.

Draußen schiebe ich die Tür leise wieder zu und achte auf jedes Geräusch. Das Haus ist inzwischen still, die Jungs alle mit einer Frau beschäftigt und wahrscheinlich im siebten Himmel. Ich spaziere den Strand entlang und achte dabei, nicht auf irgendwelche Menschen zu treten, die dort ihren Rausch ausschlafen.

Die Nacht ist angenehm kühl, eine willkommene Abwechslung zur kalifornischen Hitze. Die Wellen liefern eine ruhige Atmosphäre und ich kann zum ersten Mal heute richtig entspannen. Der Collegealltag hat uns völlig eingespannt und auch wenn Shane und ich nur zwei Kurse belegen, fordern die eine ganze Menge Zeit. Zusätzlich zu der Arbeit am neuen Album und den anstehenden Konzerten bleibt mir momentan nicht viel Freizeit.

Stuck In Your Head! *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt