11.1. Heute (überarbeitet)

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Emma

Vor dem Hörsaal umweht mich lautes Stimmengewirr. Ich bin vom Klang herumwuselnder Studenten umgeben, die hier im Hauptgebäude zu ihren Kursen hetzen oder sich in Gruppen auf den Sitznischen zusammentun. Normalerweise genieße ich den Lärm und die Atmosphäre hier, sie entspannt mich und erinnert mich daran, dass ich hier eine von vielen und trotzdem Teil einer Gemeinschaft bin. Aber heute möchte ich am liebsten laut schreien, damit alle die Klappe halten und ich in Ruhe meine Gedanken ordnen kann. In meinem Kopf herrsch ein wildes Durcheinander, seitdem ich Mason und Shane in der Vorlesung entdeckt habe. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Mich mit ihnen in eine Nische setzen?

Nein, zu viele neugierige Studenten.

Hier ist die Chance zu groß, dass jemand mithört oder dass einer der Studenten die Jungs als Bandmitglieder von Stuck In Your Head erkennt. Ein Groupie-Ansturm wäre wirklich das letzte, was ich gebrauchen kann.

Soll ich mit ihnen zu mir nach Hause gehen?

Nein, Raven ist zu Hause.

Ich habe ihr immer noch nichts von meiner Vergangenheit mit den Jungs erzählt.

Wohin soll ich jetzt gehen?

Am liebsten würde ich einfach zurück zu Liam rennen und mich bei ihm vor diesem Gespräch verstecken. Wieso musste ich auch darauf bestehen, dass ich das hier sofort klären muss? Ich hätte mich auch davor drücken und die Jungs zum Teufel jagen können. Immerhin haben sie mich ohne Vorwarnung überfallen.

„Emma?" Mason kommt vorsichtig an meine Seite und betrachtet mich fragend. „Lass mich kurz erklären - "

„Ich will es nicht hören!", unterbreche ich ihn zischend, während ich ihn mit einem finsteren Blick zum Schweigen bringe. Ich hole tief Luft, um mich zu beruhigen. „Im Moment bin ich so wütend auf dich, dass ich heulen könnte und du weißt, wie sehr ich das hasse. Also tu mir den Gefallen und sei einfach still, bis ich mir überlegt habe, was ich jetzt tun soll."

Er betrachtet mich einen Moment schweigend und nickt dann zustimmend. Er bringt etwas Abstand zwischen uns und gibt mir damit die Möglichkeit, ein wenig durchzuatmen. Nach ein paar Sekunden setze ich mich in Bewegung.

Ich verlasse das Gebäude und gehe den Weg Richtung Südcampus. Ein paar Studenten begrüßen mich, doch ich nicke ihnen nur im Vorbeigehen zu, ohne ein Gespräch mit ihnen anzufangen. Ich weiß, dass das unhöflich ist und sie sich über mich wundern, aber ich habe im Moment einfach nicht die Kraft, mich mit anderen zu beschäftigen. Die Jungs folgen mir schweigend und halten dabei ausreichend Abstand. Ich bin dankbar für die paar Meter, die mich von ihnen – und damit von meinen Problemen – trennen. So kann ich wenigstens für ein paar Minuten so tun als wäre alles in Ordnung.

Die Temperatur ist weiter angestiegen und ich fühle, wie mir ein dünner Schweißfilm am Körper entsteht. Zum zweiten Mal heute bin ich froh über die kurzen Shorts. Als ich den Coffee Shop entdecke, in dem ich erst vor einer Stunde war, steuere ich automatisch darauf zu. Zucker ist vielleicht genau das Richtige, um mit diesem Gespräch fertigzuwerden. Reichlich Zucker. Und Koffein. Hinter der Theke entdecke ich denselben Barista und er scheint sich auch an mich zu erinnern, denn er füllt gerade neue Cookies in die Auslage und winkt mir grinsend zu.

Na toll, ich hatte wohl Eindruck hinterlassen.

„Sollen wir uns in die Ecke dort setzen?"

Das sind die ersten Worte, die Mason an mich richtet, seit ich ihn zum Schweigen aufgefordert habe. Ich drehe mich nicht zu ich um, sondern halte meinen Blick auf den Barista geheftet, der mich garantiert für verrückt hält, weil ich ihn so fixiere.

Stuck In Your Head! *pausiert*Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ