Stuck In Your Head! *pausiert*

3.1. Heute (überarbeitet)

Emma

Mit Hilfe meiner Ellenbogen schaffe ich es zurück an den Tisch, ohne die Getränke zu verschütten. Wie erwartet freut sich Raven über ihren pinken Mädchendrink und nennt mich überschwänglich die 'allerbeste beste Freundin, die man sich wünschen kann'. Ich nehme das Kompliment augenrollend an und setze mich wieder auf meinen Hochstuhl. Um uns herum wummert der Bass so heftig, dass ich selbst auf meinem Stuhl sitzend die Vibration spüren kann. 

Dillan hängt immer noch an Raven's Seite und versucht, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Da fällt mir auf, dass Jake verschwunden ist und ich sehe mich nach ihm um. Raven bemerkt es und beugt sich zu mir.

„Er hat eine alte Freundin getroffen und ist mit ihr verschwunden", erklärt sie.

Es sieht so aus als würde es ihr leidtun, doch ich kann nur schwer meine Erleichterung überspielen. Ich bin froh, dass ich Jake nicht selbst loswerden muss. Raven runzelt die Stirn über mein Verhalten, sagt aber nichts dazu. Stattdessen stoßen wir auf einen tollen Abend an und leeren unsere Gläser in Rekordgeschwindigkeit. 

Kurz darauf kommt Tina an unseren Tisch, um mich zu begrüßen. Sie arbeitet erst seit ein paar Monaten im Gravity als Kellnerin und wir kennen uns noch nicht besonders gut. Mit ihrem blaugrünen Pixie-Cut und dem Lippenpiercing sieht sie aus wie eine echte Rockröhre und verkörpert damit genau das Image des Clubs. Ich arbeite gerne mit ihr zusammen. Besonders, weil sie Grant nicht ausstehen kann und ihn das jede Minute spüren lässt. Er ist es nicht gewohnt, dass jemand mit Eierstöcken seinem Charme widerstehen kann und versucht verzweifelt, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Es ist jedes Mal ein Genuss zu beobachten, wie sie ihn abblitzen lässt.

„Noch eine Runde?", fragt Tina lächelnd und zeigt auf unsere leeren Gläser. Wir nicken begeistert und sie kommt ein paar Minuten später mit einer neuen Runde zurück.

Wir stoßen auf Tina und ihren tollen Service an und bemühen uns, diese Runde etwas langsamer anzugehen. Ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus und ich spüre, wie der Alkohol seine Wirkung entfaltet. Ich entspanne mich und wippe zum Takt der Musik mit den Füßen. Bei guten Songs kann mein Körper einfach nicht stillhalten.

Als Stereo von Blockheads aus den Boxen dröhnt, schnappe ich mir Raven und ziehe sie auf die Tanzfläche. Wir hüpfen und springen wie zwei aufgedrehte Wiesel und ignorieren die komischen Blicke der anderen. Wir amüsieren uns und tanzen, bis uns die Füße in den viel zu hohen Schuhen wehtun und wir uns wieder setzen müssen.

Dann trinken wir noch einen Cocktail und tanzen erneut. Als Raven's Lieblingssong von Avril Lavigne gespielt wird, schnappt sie sich Dillan und schlingt ihm die Arme um den Hals. Da mir gerade kein heißer Typ zur Verfügung steht, setze ich mich wieder hin und beobachte meine Mitbewohnerin bei den verrückten Verrenkungen, die sie für Tanzschritte hält. Als sie ihren kleinen Hintern wie Shakira schwingt, muss ich so heftig lachen, dass mir die Tränen kommen.

Raven habe ich im ersten Semester vor dem Uni-Café kennengelernt. Ich war gerade auf dem Weg zur Einführungsvorlesung und wollte mir vorher noch einen Kaffee holen. Es war mein zweiter Tag auf dem Campus und ich kannte noch niemanden, außer meiner damaligen Mitbewohnerin, für die das Wort zickig quasi erfunden wurde. Als ich mit meinem brühend heißen Kaffee vor die Tür trat, lief ich geradewegs in eine Blondine hinein und leerte meinen Becher über ihrer schicken Lederjacke aus. Ich blieb erstarrt stehen und dachte wirklich, dass mir das Mädchen eine runterhaut, doch stattdessen fing sie an zu lachen. Tausend Entschuldigungen meinerseits später, zog sie mich wieder in das Café hinein und spendierte mir einen neuen Kaffee.

„Du hattest von deinem doch nichts", meinte sie, als ich sie nur verständnislos betrachtete.

Ich wollte ihr Geld für die Reinigung ihrer Lederjacke geben, doch das lehnte sie zu meinem Glück strikt ab. Das hätte ich mir niemals leisten können.