11.2. Heute (überarbeitet)

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Mason

„Wie ist es gelaufen?", will Luke sofort wissen, als wir durch die Terrassentür kommen und ihn und David am Pool finden.

Die beiden haben gestern den Grill entdeckt und verbringen seitdem beinahe jede freie Minute damit, die verschiedensten Dinge auf dem Rost zu braten. Als Shane und ich heute Morgen zum Campus fuhren, war Luke gerade dabei, rohen Mais auf den Grill zu legen, um Popcorn zu machen. Da das Haus noch steht und seine Augenbrauen vollständig sind, vermute ich, dass David ihn aufgehalten hat, ehe die Sache ausarten konnte. Wäre auch zu schade, dieses Haus wegen einer von Lukes verrückten Ideen zu verlieren.

„Du hast es vermasselt, oder?", fragt Luke als ich nicht sofort antworte. Seine hellbraunen Augen bohren sich vorwurfsvoll in meine und er zupft nervös an seinem Lippenring. Er wollte unbedingt dabei sein, wenn wir Emma treffen, aber da er sich weigerte in die Vorlesung zu gehen, musste er es Shane und mir überlassen, Emma davon zu überzeugen, uns nicht wieder davonzulaufen.

Seufzend lasse ich mich auf eine Sonnenliege neben dem Pool fallen. „Ich habe euch gesagt, dass das eine beschissene Idee ist."

Shane war von seiner Idee, sich am College anzumelden, überzeugt und wusste, dass wir Emma dort irgendwann über den Weg laufen würden. Ich war zuerst dagegen. Unser Gespräch auf der Metalltreppe hinter dem Gravity verlief nicht gerade reibungslos. Sie gibt mir immer noch die Schuld an der Verhaftung ihres Dads und will mich nicht in ihrer Nähe haben. Dass ich sie fast geküsst hätte, macht mich bestimmt auch nicht gerade beliebter. Kein Wunder, dass sie mich vorhin angesehen hat, als würde sie mir am liebsten den Schädel einschlagen.

„Ich sehe kein blaues Auge", bemerkt David nachdenklich und mustert mich ausgiebig. Er liegt auf der anderen Seite des rechteckigen Pools und trägt dieselbe grüne Badehose wie sein kleiner Bruder. Seine Haare sind mit einem Haargummi zurückgebunden. „Sie hat dir also nicht ins Gesicht geboxt."

„Hätte sie aber gerne getan", gibt nun auch noch Shane seinen Senf dazu und macht es sich auf einer Liege neben David bequem. Er hat sein Shirt ausgezogen und nippt an dem Bier, das David ihm aus der Kühltasche reicht. „Ihr hättet ihren Gesichtsausdruck sehen sollen als sie uns in der Vorlesung gesehen hat. Mörderisch."

„So schlimm wie damals, als ich ihren iPod kaputt gemacht habe?", fragt Luke und setzt sich auf seiner Liege auf. „Ich hatte echt Angst, dass sie mich im Schlaf erwürgt."

Alle ihre Songs waren weg, als Luke den iPod in seinen Smoothie fallen ließ. Ich weiß bis heute nicht, wie er das geschafft hat.

„Sie wird sich schon wieder beruhigen", meint Shane sorglos. „Wir wussten doch, dass sie nicht begeistert sein wird. Aber immerhin haben wir dadurch die Chance, sie langsam an uns zu gewöhnen."

„Und ihr könnt endlich euren Abschluss machen", sagt David. „Euch fehlen doch nur noch ein paar Kurse oder?"

„Zwei", murmle ich zustimmend.

„Ich hätte nie gedacht, dass ihr das Collegeding wirklich durchzieht", meint Luke und setzt seine Sonnenbrille auf. „Wozu lernen, wenn man Rockstar sein kann?"

„Wozu Musik machen, wenn man sie kaufen kann?", erwidere ich. „Du weißt, dass mein Dad darauf besteht."

Das war damals unser Kompromiss: Ich kann mich voll auf die Musik konzentrieren, wenn ich wenigstens Onlinekurse belege und meinen Abschluss per Fernstudium mache. Meinem Dad war es immer schon wichtig, dass wir eine Ausbildung haben, um einen Plan B zu haben, falls es mit der Musik nicht klappt. Ich fand es sinnlos, willigte aber ein, es wenigstens zu versuchen. Jetzt bietet es mir die Möglichkeit, Emma zu sehen und ich werde mich bei meinem Dad bedanken müssen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.

Stuck In Your Head! *pausiert*Where stories live. Discover now