15.2. Heute (Überarbeitet)

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Emma


Noch Tage später verfolgt mich sein gequältes Gesicht. Mason sah so verletzt aus als er mir am Strand vorwarf, auf ihm herumzutrampeln. Seine Stimme war brüchig und die langen Finger zu harten Fäusten geballt als könne er sich nur schwer davon abhalten, seiner Wut freien Lauf zu lassen.

Ich bin zu weit gegangen. Viel zu weit.

Ich hätte ihm nicht vorwerfen dürfen, mein Leben zerstört zu haben. Schon bei diesem dämlichen Trinkspiel bin ich damit zu weit gegangen. Denn es ist nicht wahr. Mason Jones hat vieles getan. Er hat mich beschützt und umsorgt, mich begehrt und geliebt, mich verletzt und betrogen. Aber er hat nicht mein Leben zerstört. Er ist nicht schuld daran, dass mein Vater eine fünfjährige Haftstrafe absitzt oder daran, dass meine Mom mich nach ihrem Zusammenbruch verlassen hat. Meine Eltern sind selbst für ihre Taten verantwortlich und tief in mir drin weiß ich, dass Mason keinerlei Schuld an den Ereignissen jenes Abends trägt. Doch leider hält irgendetwas kleines und gemeines an der Mason-ist-Schuld-Variante fest und will einfach nicht loslassen. Vom logischen Standpunkt aus ist mir nämlich durchaus bewusst, dass ich überreagiere und mich an meiner Wut auf Mason festklammere. Doch dieser fiese Teil in mir will einfach nicht nachgeben und stellt ihn als Schuldigen dar. Dazu kommt die Tatsache, dass er mich mit tief verletzt hat als er mit Nikki geschlafen hat. Ich weiß, dass ich nicht das Recht habe deswegen auf ihm herumzutrampeln, aber es war die Wahrheit als ich ihm sagte, dass er mir damit das Herz gebrochen hat. Und ich bin nun einmal ziemlich nachtragend.

Seufzend betrachte ich mich im Spiegel. Der verdammte Knutschfleck will einfach nicht verblassen. Langsam denke ich, dass das so eine Art Mahnmal darstellen soll. Ein kosmischer Mittelfinger sozusagen, um mich daran zu erinnern, dass jede Handlung Konsequenzen mit sich bringt und ich endlich damit aufhören muss, mich von meinen Problemen abzulenken. Nachdem Mason mich und den Kerl, dessen Name ich mir einfach nicht merken kann, am Strand unterbrochen hat, fühlte ich mich schäbig wie schon lange nicht mehr. Ich habe eigentlich nichts gegen One-Night-Stands. Sie sind zwanglos und helfen beim Stressabbau. Niemand wird verletzt, weil keine intensiven Gefühle involviert sind. Aber als Mason mich mit diesem verachtenden Ausdruck angesehen hat, da kam es mir zum ersten Mal falsch vor, mich auf zwanglosen Sex einzulangen. Eigentlich lächerlich, denn ich weiß genau, dass er in den letzten Jahren selbst kein Heiliger war. Er hatte also kein Recht, mich quasi als Schlampe hinzustellen. Wieso muss alles so schwierig zwischen uns sein?

Kopfschüttelnd suche ich im Badezimmerschrank nach meinem Make-up, um den hässlichen Fleck auf meinem Hals abzudecken. Raven zieht mich seit drei Tagen damit auf, weil sie mich dabei ertappte, wie ich völlig zerzaust und mit Sand in den Haaren in die Wohnung schlich. Am liebsten wäre ich in dem Moment vor ihr zusammengebrochen. Ich wollte mich bei ihr ausheulen und über Mason schimpfen und dann mit ihr zusammen verrückte Racheaktionen planen, wie zum Beispiel Masons Haus mit fauligen Eiern zu bewerfen oder einen gammligen Fisch in seinem Auto zu verstecken. Irgendetwas verrücktes eben. Doch anstatt meiner besten Freundin endlich die Wahrheit über meine verkorkste Vergangenheit zu gestehen erzählte ich ihr einfach, dass ich einen Typen kennengelernt hatte, der mich im Sand herumgewälzt hat. Ich bin so ein Feigling.

Mit Mason habe ich seitdem nicht mehr gesprochen. Nachdem er mir vorgeworfen hat, ich würde auf ihm herumtrampeln - womit er absolut Recht hatte - wurde er ziemlich still. Wir schwiegen beide und hörten den Wellen beim Brechen zu. Irgendwann seufzte er tief.

„Ich habe das vorhin ernst gemeint, weißt du", sagte er nach einer Weile und fixierte mich mit seinem eindringlichen Blick. „Wenn du nicht mit mir zusammen sein willst, werde ich dich nicht drängen." Er machte einen vorsichtigen Schritt auf mich zu und nahm meine Hand. Ich war so überrascht über die Berührung, dass ich sie einfach zuließ. „Ich will nur die Chance, dich neu kennenzulernen, Emma."

Stuck In Your Head! *pausiert*Onde histórias criam vida. Descubra agora