13.1. Heute (überarbeitet)

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Emma

Nach dem Gespräch mit den Jungs im Café habe ich nur noch zwanzig Minuten, um mich für die Arbeit umzuziehen und pünktlich zu meiner Schicht im Gravity zu erscheinen. Heute arbeite ich mit Grant an der Bar, was bedeutet, dass ich mir mehr Mühe mit meinem Aussehen gebe. Wenn Grant anfängt mit mir zu flirten, ist das nicht nur gut für mein Ego, sondern auch für unser Trinkgeldglas. Die Gäste mögen unsere kleinen Auseinandersetzungen und sehen gerne dabei zu, wie Grant sich zum Idioten macht, weil er versucht mich zu beeindrucken. Das letzte Mal gingen dabei zwei megateure Tequila Flaschen zu Bruch, weil er mir beweisen wollte, dass er besser ist, als Tom Cruise im Film Cocktail. Nicht nötig zu erwähnen, dass der Punkt dabei an Tom Cruise ging.

Um mir also das Trinkgeld für heute zu sichern, lasse ich die Haare offen und stecke mir nur einige Strähnen am Kopf hoch, damit sie mir beim Arbeiten nicht ständig ins Gesicht fallen. Dazu das enge schwarze Team-Gravity Shirt, das alle Angestellten tragen müssen und eine schwarze Skinny Jeans mit Cut-out-Knees, die recht tief auf meinen Hüften sitzt und damit einen Zentimeter meines Bauches entblößen. Fertig ist das Barkeeper Outfit. Für aufwendiges Make-up bleibt mir keine Zeit, deshalb begnüge ich mich mit ein wenig Mascara und Lipgloss. Ein schneller Blick auf die Uhr verrät, dass ich noch ungefähr fünf Minuten bis Schichtbeginn habe, weshalb ich beinahe ohne Schuhe aus der Wohnung renne. Als ich dann völlig aus der Puste im Gravity ankomme, sehe ich, dass ich mir die Hetzerei auch hätte sparen können. Der Laden ist wie ausgestorben.

„Heute ist einer dieser Tage", meint Lou, der Türsteher, der entspannt mit einem Red Bull an der Bar lehnt. „Am Strand bieten sie heute Karaoke an. Ich schätze, dass die meisten Studenten dort sind."

„Karaoke?" Ich runzle missbilligend die Stirn.

Wer entscheidet sich für drittklassige Laiensänger, die betrunken in ein Mikro grölen, wenn er entspannt in einem Club feiern kann?

Als würde Lou mir den Gedanken im Gesicht ablesen, erklärt er: „Es gibt Freibier am Strand."

Alles klar. Freibier lockt Studenten wirklich an jeden Ort. Da ich mich nun nicht mehr so beeilen muss, schlendere ich entspannt in den Mitarbeiterbereich und hänge Tasche und Jacke in meinen Spint. Ein letzter Blick in den Spiegel verrät, dass die Lauferei meiner Frisur keinen Schaden zugefügt hat. Ich trage eine letzte Schicht Lipgloss auf und gehe dann zu Grant hinter die große Bar, um ihm beim Getränke auffüllen zu helfen.

„Hey Ginger."

Ich verdrehe die Augen bei Grants Begrüßung und werde prompt in eine feste Umarmung gezogen. Er riecht gut. Nach Apfel und frischen Blättern im Frühling.

„Ist es wirklich so schwer, mich einfach Emma zu nennen?", frage ich ihn, nachdem er mich aus seiner Umarmung entlässt.

„Wo bliebe da der Spaß, Rotkäppchen?" Er weicht geschickt meinem Schlag aus und lacht jungenhaft. „Du siehst hübsch aus heute."

„Ich sehe aus wie immer."

„Du siehst ja auch immer hübsch aus."

Lachend und geschmeichelt über sein Kompliment wende ich mich schließlich meiner Arbeit zu. Die nächste halbe Stunde füllen Grant und ich die Getränkeflaschen auf und sortieren die Spirituosen im Regal. Dann schneiden wir Zitronen- und Limettenscheiben für die Drinks und polieren Gläser. Wir arbeiten synchron und drehen die Musikanlage auf, um uns dann über die Playlist zu streiten. Grant besteht auf eine Mischung aus den Ramones, Kiss und Def Leppard, während mir heute nach Three Days Grace, Shinedown und Rise Against ist. Als sich dann auch noch Lou einmischt und Kings of Leon und Red Hot Chili Peppers vorschlägt, entscheiden wir uns einfach für die Shuttle Funktion bei Spotify und eine fertige Playlist von Mike.

Stuck In Your Head! *pausiert*Where stories live. Discover now