2.1. Heute (überarbeitet)

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Emma

Ich fasse es nicht, dass ich meinen freien Abend in dem Club verbringe, in dem ich vier Tage die Woche arbeite. Erst gestern, nachdem mir eine Verbindungsstudentin während meiner Schicht auf die neuen Schuhe gekotzt hat, habe ich mir geschworen, weniger Zeit in Studentenbars zu verbringen.

Wie kommt es also, dass ich an meinem freien Abend hier stehe und um die Aufmerksamkeit eines zukünftigen Anwalts buhle? Eines ziemlich betrunkenen zukünftigen Anwalts.

Der Grund für meine Anwesenheit hier im Gravity, einem Club in der Nähe des Collegecampus, sitzt kichernd und flirtend an einem Tisch in der Nähe der Bar. Meine Mitbewohnerin Raven, der jedes Mittel recht war, um mich heute von der Couch herunter und in einen knappen Minirock hinein zu bringen. Sie drohte damit, unsere gemeinsame Wohnung mit Fotos ihrer Lieblingsband zu dekorieren. Das mag für viele nicht wie eine waschechte Drohung klingen, doch wer Raven und ihre Fan-Girl-Neigung kennt, muss ihre Warnung einfach ernst nehmen. Da ich diese Deko-Pleite nun einmal verhindern musste, war mir nichts anderes übriggeblieben, als mich in ein Partyoutfit zu werfen und Raven ihren Willen zu lassen. Wenigstens dieses Mal.

Als ich den zukünftigen Anwalt an der Bar kennenlernte, bekam der Abend wenigstens eine angenehme Wende und ich sah mich bereits schwitzend und keuchend unter ihm – oder über ihm, ich bin da sehr offen. Doch seit ungefähr fünfzehn Minuten spricht der Typ nur noch von seinem Studium. Dabei ist er sich nicht einmal zu schade, mir irgendwelche Paragraphen vorzutragen, um mich damit zu beeindrucken.

Ich bin jedoch alles andere als beeindruckt. Genau genommen bin ich gelangweilt. Frustriert, um es auf den Punkt zu bringen. Als er beim Jugendschutzgesetz ankommt reicht es mir und ich beschließe heute Abend selbst für mein Glücksgefühl zu sorgen, als diesem Typ noch eine Sekunde länger zuzuhören. Bevor er also bei Paragraph drei, Abschnitt eins, ankommt, drehe ich mich um und tauche in der tanzenden Menge unter. Ein Blick zurück verrät mir, dass er meine Abwesenheit nicht einmal zu bemerken scheint, da sich bereits die nächste Dumme an seinem Arm festklammert. Habe ich den Kerl vorhin wirklich noch für attraktiv gehalten? Ich sollte echt aufhören, meine Zeit in Studentenbars zu verbringen.

Raven entdeckt mich in der Menge und zieht fragend die Augenbrauen hoch, während sie an ihrem Cosmopolitan nippt. Neben ihr sitzen zwei Jungs, die vorhin noch nicht da waren.

„Schon zurück?", fragt sie überrascht und blickt neugierig über meine Schulter. „Wo ist der heiße Kerl?"

Ich lächle ironisch und mache ein Daumen-nach-unten Zeichen, als ich mich auf meinen Stuhl fallen lasse und einen Schluck von meinem Mojito nehme.

„Er fing an, irgendwelche Paragraphen aufzuzählen. Da bin ich abgehauen."

Sie verzieht das Gesicht und legt dann lachend den Kopf in den Nacken.

„Naja, vergiss den Typ." Sie deutet auf die beiden Jungs neben sich und grinst mir schelmisch zu. „Das hier sind Dillan und Jake. Die beiden werden dich sicher etwas ablenken, oder Jungs?"

Jake deutet das wohl als Zeichen, denn eine Sekunde später sitzt er plötzlich neben mir und flirtet was das Zeug hält, während Dillan sein Glück weiter bei Raven versucht. Jake will mir einen Drink spendieren, was ich ablehne, weil meiner noch fast voll ist.

„Du bist also auch im vorletzten Jahr an der Uni?", fragt er und ich nicke zustimmend, während ich an meinem Mojito nippe. Er könnte etwas Eis vertragen.

„Das ist cool. Was studierst du?"

„Fotografie und Grafik Design", murmle ich, ohne wirklich auf ihn einzugehen.

Er ist süß, hat braune Haare und blaue Augen, die immer wieder interessiert über meinen Körper wandern, doch irgendwie springt der Funke nicht auf mich über. Jake versucht angestrengt, das Gespräch aufrechtzuerhalten und beginnt dann, über sein eigenes Studienfach zu erzählen. Ich höre gar nicht richtig zu.

Stuck In Your Head! *pausiert*Donde viven las historias. Descúbrelo ahora