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|| Wincent ||

Ich war wirklich froh, als es dann endlich an der Tür leutete und Octa davor stand, welcher mir freundschaftlich auf die Schulter klopfte. "Hey Wincent" "Hey..."  Ich trat einen Schritt zur Seite, damit er rein konnte, und schloss dann die Tür hinter mir, bevor ich Octa, der sich schon auf den Weg ins Wohnzimmer gemacht hatte, folgte. "Brauchst du irgendwas?", fragte ich ihn, doch er schüttelte den Kopf. "Nein danke, aber sag... Was ist los? Du klangst richtig fertig am Handy..." Seufzend lies ich mich neben ihn fallen und sah zu ihm. "Ich hoffe du hast Zeit... Ist ne lange Geschichte...", sagte ich. "Alle Zeit der Welt, also, schieß los..." Ich nickte kurz und atmete tief durch. "Als ich vor ein paar Tagen mit dem Zug wieder nach Hause gefahren bin...", begann ich zu erzählen, und ließ dabei wirklich gar nichts aus. Ich erzählte ihm alles bis ins kleinste Detail. Kein einziges Mal unterbrach er mich dabei, sondern hörte mir einfach zu.

"Und jetzt schläft sie gerade...", beendete ich dann nach gut einer halben Stunde meine Erzählung des Ganzen. "Oha...krass...", war Octas erste Reaktion, während er mich mit einem geschockten Gesichtsausdruck ansah. Ich nickte nur. "Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll und mache mich selbst die ganze Zeit fertig..." Ich stützte mich auf meinen Armen ab und fuhr mir mit den Händen übers Gesicht. "Wie soll ich mich denn jetzt ihr gegenüber verhalten, wenn ich nicht mal weiß, wie ich damit klarkommen soll...", sprach ich verzweifelt. "Was, wenn sie nochmal versuchen würde sich umzubringen?" Octa legte seine Hand auf meine Schulter und sah mich eindringlich an. "Daran darfst du gar nicht denken... Das macht dich nur noch fertiger... Versuch positiv zu denken..." Ich seufzte. "Dann sag mir wie? Wie soll ich positiv denken, wenn sie sich gestern noch von einer Brücke stürzen wollte?" Nun sah mich selbst Octa ratlos an. "Siehst du?", meinte ich, bevor ich mein Gesicht in meinen Händen vergrub. Ich vernahm wie Octa tief ein und dann wieder ausatmete. "Ich weiß, dass du davon nicht sehr begeistert sein wirst, aber als dein Freund rate ich dir, dass du dir einen Psychologen sicher, der dir hilft, damit klar zukommen und das Ganze auch zu verarbeiten. Ich bin mir sicher, dass er dir bessere helfen kann wie ich." 

Ich sah wieder auf und schüttelte schnell den Kopf. "Ganz bestimmt nicht. Keine zehn Pferde bringen mich zu einem Psychologen..." "Ich habe nicht gesagt, dass du auch wirklich zu einem hingehen sollst, aber ich würde es dir raten..." Kurz machte er eine Pause, bevor er weiter sprach. "Überleg es dir doch einfach mal... Ich mein es wirklich nur gut..." Ich weiß ja, dass er es eigentlich nicht böse meint. "Lass es dir einfach mal durch den Kopf gehen, und falls du dich doch dazu entschließen solltest, kannst du mich jederzeit anrufen, und dann kann ich auch mitkommen, wenn es dir lieber ist...", bot er mir an. Ich seufzte kurz bevor ich leicht nickte. "Ich überlegs mir, okay?" Octa nickte und lächelte leicht. "Ich will doch nur, dass es meinem Freund gut geht..." "Ich weiß..." Ich setzte mich wieder ein wenig auf. "Und danke fürs zuhören...", sagte ich noch. "Dafür sind Freunde doch da..." Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen, Octa nicht nur als Gitarrist, sondern auch als sehr guten Freund zu haben.

Frische Luft || Wincent Weiss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt