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|| Wincent ||

Am späteren Abend, lagen Alina und ich wieder aneinander gekuschelt in meinem Bett, da sie mich darum gebeten hat, bei ihr zu bleiben. 

Wie immer hatte ich einen Arm schützend um sie gelegt, während der andere ihr als Kopfpolster diente. 

"Wincent?", murmelte sie leise an meiner Brust. "Hm?", gab ich genauso leise von mir, während ich über ihren Rücken strich. "Ich hab dich lieb...", flüsterte sie. Ich gab ihr einen zärtlichen Kuss auf den Scheitel und lächelte leicht. "Ich hab dich auch lieb..." Diese Worte kamen so selbstverständlich über meine Lippen, dass es mir schon fast Angst machte, aber es war nun mal so. Ich hatte sie einfach wirklich lieb.

"Danke, dass du vorhin gesungen hast..." "Hab ich gerne gemacht, und  ich würde es auch jederzeit wieder tun." Für sie sowieso. "Jetzt auch?", fragte sie unsicher und sah mich an. "Wenn du das möchtest, ja..." "Bitte..." Ich lächelte leicht und nickte. Sofort wusste ich, welches Lied ich singen wollte. Es war vorhin, eines meiner eigenen und mein Bauchgefühl sagte mir, dass dieses Lied gerade ganz gut passen würde. Zu ihr passen würde. 

Leise begann ich die ersten beiden Strophen zu singen und wandte den Blick dabei kein einziges Mal von ihr ab. Beim Refrain sah ich ihr tief in die Augen, um jeden noch so kleinen Funken darin wahrzunehmen. 

"Ich brauch frische Luft, damit ich wieder bisschen atmen kann. Irgendwo sein, wo ich noch niemals war. Nehm meine Jacke und lauf einfach los. Ich brauch frische Luft, damit ich wieder bisschen atmen kann. Wenn was endet, fängt was neues an. Muss nur d'ran glauben und dann wird alles gut. Ich brauch frische Luft..." 

Ich sang zwar leise, wobei es fast schon ein Flüstern war, aber steckte dafür so viel Gefühl in den Song, so wie ich es immer tat, wenn ich sang. 

Ich lächelte, als ich merkte, wie ihr langsam aber doch die Augen zufielen. Langsam hörte ich auf zu singen, bis ich ganz verstummte. "Schlaf gut Kleine...", flüsterte ich und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah ihr beim Schlafen zu. Selbst brachte ich kein Auge zu, da ich viel zu sehr in Gedanken war. In Gedanken bei dem Menschen, der hier gerade in meinen Armen lag und schlief. 

Ich hoffe so sehr für sie, dass es ihr irgendwann besser geht und sie richtig mit ihrer Vergangenheit abschließen kann. Es ist schrecklich mit anzusehen, wie sie, auch wenn es ihr manchmal ein bisschen besser zu gehen scheint, dennoch daran kaputt geht.

Wie von selbst legte sich meine Hand sachte an ihre Wange und ruhte dort, während meine Daumen sanft darüber strich. Verdammt, was ist denn schon wieder los mit mir?

Schnell nahm ich meine Hand wieder weg und legte sie neben mich, und schloss meine Augen, in der Hoffnung einfach einzuschlafen, und meinen Gedanken entfliehen zu können, jedoch war dies schwerer als gedacht. Seit wann war einschlafen so schwer? 

Ich glaub, dass ich noch mindestens zwei Stunden wach im Bett lag, bis ich es schlussendlich doch schaffte einzuschlafen. 

Frische Luft || Wincent Weiss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt