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Nun stand auch Wincent auf, doch ich schaute weiterhin auf den Boden. Unglaublich wie interessant so ein stink normaler Straßenboden sein kann. Hätte ich mir nie gedacht.

Ich konnte seinen Blick deutlich auf mir spüren. Ich wusste genau, dass er vor mir stand, ohne, dass ich ihn richtig sah.

"Ist dir was passiert?", hörte ich ihn leise, mit einem leicht besorgten Unterton in seiner Stimme, sagen. Im nächsten Moment legte sich seine Hand ganz vorsichtig an meine Wange, während sein Daumen sanft darüber strich.

Ich schloss kurz meine Augen und genoss die angenehme Wärme, die von seiner großen Hand ausging, bevor ich sie nach ein paar Sekunden wieder öffnete und zu ihm hoch schaute und leicht lächelte. "Nein, mir gehts gut. Mach dir keine Sorgen.", versicherte ich ihm, dass es mir auch wirklich gut ging.

"Okay...", sagte er lächelnd und nahm seine Hand langsam wieder weg und ließ sie in seiner Jackentasche verschwinden.
An der Stelle, wo gerade noch seine Hand lag, breitete sich ein leichtes Kribbeln aus.

Auch, wenn ich es irgendwie genoss, verfluchte ich meinen Körper innerlich, dass er immer so auf ihn reagierte. Ich musste langsam wirklich lernen, das zu kontrollieren, denn wenn das so weiter geht, wird es irgendwann mehr als nur peinlich. Doch ob ich das überhaupt schaffe, ist die andere Frage...

"Sorry...", entschuldigte ich mich nochmal bei ihm, für das, dass ich auf ihn drauf gefallen war.

"Ist doch alles gut. Ich lebe ja noch.", lächelte er. Auch ich lächelte leicht und wandte meinen Blick dann in Richtung der Achterbahn, die sich gefährlich vor mir aufbaute.
Mit großen Augen starrte ich diese an.

"Du willst mir aber jetzt nicht sagen, dass du mit dem Teil da fahren willst oder?", fragte ich Wincent, ohne meinen Blick von der Achterbahn abzuwenden. Mich würde er da ganz bestimmt nicht rein bekommen. Ich bin doch nicht lebensmüde.

Doch, eigentlich bist du das schon... Ich musste schlucken bei dem Gedanken an meinen Selbstmordversuch, schüttelte aber kurz den Kopf und verwarf den Gedanken schnell wieder. Ich darf nicht zurück denken. Ich muss nach vorne schauen.

"Doch, genau das will ich dir sagen..." Auch wenn ich nicht zu ihm sah, wusste ich, dass auf seinen Lippen ein breites Grinsen lag. "Also ja... Ich will mit dem Teil da fahren..."

Nun schaute ich doch etwas geschockt doch zu ihm, was ihn leicht zum Lachen brachte.

"Auf keinen Fall...", kam es kopfschüttelnd von mir. Keine zehn Pferde werden mich da rein kriegen. "Ohne mich... Da steig ich nicht ein. Mit der kannst du alleine fahren..."

"Fährst du mit mir, wenn ich dich ganz lieb darum bitte?", fragte er mich und sah mich lächelnd an, doch ich schüttelte erneut den Kopf, worauf er seine Unterlippe nach vorne schob und mich aus großen Hunde-Augen ansah...

Frische Luft || Wincent Weiss Donde viven las historias. Descúbrelo ahora