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Jede andere wäre wohl sauer gewesen, wenn jemand etwas tut, dass sie eigentlich nicht wollte, doch ich war es nicht. Ich war nicht sauer auf ihn. Ich konnte auch gar nicht richtig sauer auf ihn sein.

"Wirklich Wincent... Ich bin nicht sauer auf dich. Das kannst du mir glauben...", sagte ich ruhig.

"Aber warum nicht? Ich versteh es nicht...", meinte er noch immer verunsichert. Ja, warum eigentlich nicht? Ich wusste es ja nicht mal selber.

"Ehrlich gesagt weis ich es selbst nicht mal...", gab ich der Wahrheit entsprechend von mir. "Aber reicht es nicht zu wissen, dass ich dir nicht böse bin?"

Mehr kann ich ja auch nicht sagen, da ich es wirklich nicht weiß. Es würde mich ja selbst auch interessieren, warum ich ihm nicht mal annähernd irgendwie böse war.

Wincent nickte kaum merklich, und man sah ihm auch an, dass er es trotzdem gerne wissen würde, doch wenn ich es nicht mal selbst wusste, kann ich es ihm ja auch nicht sagen warum. Wüsste ich es, dann hätte ich es ihm auch sagen können, aber das kann ich nun mal nicht.

Kurz schwiegen wir uns gegenseitig an, bis Wincent die entstanden Stille dann brach. "Ich glaub du solltest jetzt wirklich aus den nassen Sachen raus... Dir muss doch kalt sein...", meinte er ein wenig besorgt, worauf ich an mir runter sah. Stimmt, ich hatte ja noch immer die patschnassen Sachen an, weshalb ich sofort vom Bett auf sprang.

"Oh man, tut mir leid. Ich mach ja alles nass"

"Hey, ist doch nicht schlimm. Außerdem hab ich dich ins Bett gebracht, also ist es praktisch meine Schuld, wenn es nass wird, was mir aber relativ egal war und ist... Die Welt geht deswegen nicht unter. Ich geb dir schnell was trockenes von mir.", sagte er, während er schon Aufstand, zu seinem Kasten ging und dort einen schwarzen Hoodie heraus kramte, den er mir dann gab.

"Danke... ", sagte ich leise zu ihm und lächelte leicht.

"Nicht dafür...", meinte er. "Ich geh kurz raus. Dann kannst du dich umziehen." So schnell konnte ich gar nicht schauen, da war er schon aus dem Zimmer verschwunden und ich war allein.

Es dauerte nicht lange, da hatte ich mir die nassen Sachen auch schon ausgezogen und schlüpfte in den, mir viel zu großen Pulli, der mir fast bis zu den Knien ging.

Also entweder war Wincent so groß, oder ich so klein. Oder auch beides.

Ich ließ mich kurz zurück aufs Bett fallen und sah einen Moment lang einfach an die Decke, doch setzte mich wieder auf, als ich Wincents Stimme vor der Tür hörte.

"Alina? Kann ich rein kommen?"

Ich nickte, doch mir wurde schnell bewusst, dass er das ja gar nicht sehen konnte. Wie dumm von mir.

"Klar.", sagte ich dann, worauf er die Tür öffnete und mit einer dampfenden Tasse in der Hand das Zimmer betrat und sich damit neben mich setzte und sie mir hin hielt.

"Ich dachte der könnte dir vielleicht gut tun...", meinte er, während ich die Tasse Tee dankend entgegen nahm, worauf hin er leicht lächelte.

"Danke, das ist lieb von dir...", bedankte ich mich bei ihm für den Tee und trank einen Schluck. Eine wohlige Wärme erfüllte meinen noch immer etwas kalten Körper.

Ich hatte meinen Blick nach vorne auf die Wand gerichtet, sah im Augenwinkel aber, wie Wincent mich von der Seite her musterte. Was er wohl gerade denkt?

Frische Luft || Wincent Weiss Où les histoires vivent. Découvrez maintenant