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Wenn die beiden wüssten, dass ich eigentlich alles, was sie vorhin geredet haben, gehört hatte, und ich eben nur so getan hatte, als würde ich von nichts wissen.

Die ganze Zeit hatte ich hinter dem Türrahmen gestanden. Ja, eigentlich lauschte man nicht, aber wer würde das nicht tun, wenn über einen selbst gesprochen wird. Im Nachhinein bereute ich es jedoch, das getan zu haben.

Warum war ich nicht einfach noch im Schlafzimmer geblieben? Warum musste ich überhaupt schon aufwachen? Wie soll ich denn jetzt bitte damit umgehen? Einfach so tun, als wüsste ich von nichts?

Eben hatte ich genau das zwar getan, doch auf Dauer? Mich verhalten wie ich es sonst auch immer tat? Das würde ich nie im Leben schaffen... Alleine zu wissen, das Wincent sich in mich verliebt hat, ist schon hart...

Okay, ich musste unbedingt versuchen, jetzt keine Gedanken daran zu verschwenden. Nicht, dass er noch etwas davon merkte. Das durfte nämlich nicht passieren...

Ich seufzte leise in mich hinein. Das heißt jetzt wohl erstmal weiterhin so tun, als wäre nichts.

"Würde ich auch sagen...", meinte ich leicht lachend, wobei es keineswegs ein echtes Lachen war. Genauso, wie mir der Hunger eigentlich schon längst vergangen war.

Wincent die Erleichterung nach meiner Aussage gerade, deutlich anzusehen, während Shayenne hingegen etwas verwundert wirkte. Bestimmt hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich ihnen ihre Ausrede 'abkaufen' würde.

Während die beiden dann kurze Zeit später zu essen begannen, saß ich einfach nur da und sah ihnen dabei zu. Ich würde jetzt keinen einzigen Bissen hinunter bekommen.

"Willst du nichts essen?", hörte ich Wincent auf einmal fragen, was mich kurz zusammenzucken ließ, da ich schon wieder in Gedanken gewesen war, bei denen ich eigentlich nicht sein sollte.
"Was? Äh... Achso... Nein, ich habe keinen Hunger... Ich geh ein bisschen raus... Ich brauch kurz frische Luft...", stammelte ich und war schon dabei aufzustehen, doch ich wurde von Wincent an der Hand zurückgehalten.

"Hey... Ist alles in Ordnung?", fragte er mich und sah mich besorgt an. Ich nickte nur schnell, bevor ich meine Hand aus seiner zog und nach draußen vor die Tür lief, wo ich erstmal tief durch atmete. Klappt ja super mit dem so tun, als hätte ich nichts gehört und von nichts wüsste...

Seufzend lies ich mich die Hausmauer runter und sah hoch zum Himmel, während mir still ein paar Tränen über die Wangen liefen.

Warum musste er sich ausgerechnet in mich verlieben? Warum nicht in jemand anderen? Warum?

Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen, aus denen sich immer mehr Tränen lösten, und versuchte den Gedanken daran zu verdrängen, jedoch funktionierte dies nicht mal annähernd. Je mehr ich es versuchte, desto mehr brannte er sich in meinem Kopf ein. 

Ich hasste mein Leben... Ich hasste es so sehr...

Frische Luft || Wincent Weiss Where stories live. Discover now