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|| Wincent ||

Es war mitten in der Nacht und ich lag hier schon mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Stunden wach auf der Couch und brachte kein Auge zu.

Ich war der Meinung, dass es vielleicht besser wäre, wenn ich hier schlafen würde, und auch Alina war damit einverstanden gewesen. Jetzt könnte ich mich aber selbst dafür schlagen. Ich konnte nicht mal annähernd an Schlaf denken.

Meine Gedanken kreisten nur um sie und um unseren Kuss.

Bei dem Gedanken daran legte sich sofort ein Lächeln auf meine Lippen. Sie hat mich nicht zurück gewiesen. Sie wollte das...

Es war ein so schönes, unbeschreibliches Gefühl, das in dem Moment durch jede Nervenzelle meines Körpers strömte.

Ich verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf und sah an die Decke, die irgendwo über mir lag und spielte mit dem Gedanken, zu ihr rüber ins Schlafzimmer zu gehen und mich zu ihr zu legen.

Wieso bin ich überhaupt auf die blöde Idee gekommen, hier auf der Couch zu schlafen, wenn ich doch auch gleich bei ihr hätte bleiben können. Ich hätte mir ja eigentlich von Anfang an denken können, dass das nicht funktionieren würde.

Ich wollte bei ihr sein. Sie in meine Arme schließen. Sie beschützen. Neben ihr einschlafen und am nächsten Morgen wieder aufwachen.

Doch ich wollte sie auch nicht, dass sie sich in irgendeiner Weise bedrängt fühlt, was wohl der Hauptgrund war, dass ich jetzt hier auf der Couch lag.

Wir hatten bisher zwar immer in einem Bett geschlafen, doch ich glaube, dass so ein Kuss das Verhältnis zu einander schon ein wenig verändert. Zumal Alina nicht wusste, was sie fühlte und ich mich aber wirklich in sie verliebt hatte.

Sie war so nah, aber doch schien sie so unerreichbar, so unantastbar zu sein.

Ob es jemals ein 'uns' geben wird?

Ich drehte mich zur Seite und zog mir die Decke bis zum Hals hinauf, um zum gefühlt tausendsten Mal zu versuchen einzuschlafen.

Ich schloss meine Augen und lauschte der Stille, als ich kaum hörbare Schritte hörte, weshalb ich sie wieder öffnete und mich langsam aufrichtete.

"Hallo?", fragte ich vorsichtig in den Raum, da ich kaum etwas sehen konnte.

"Ich bin's nur", hörte ich eine mir nur all zu bekannte Stimme leise, irgendwo vor mir, sagen. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken...", entschuldigte sie sich.

"Keine Sorge. Hast du nicht. Ich habe nicht geschlafen...", entgegnete ich.

Meine Augen, die sich mittlerweile an die Dunkelheit gewohnt hatten, konnten sie vor mir auf dem Boden sitzend, ausmachen.

"Was machst du hier?", fragte ich sie etwas verwundert darüber, dass sie noch wach war.

"Ich kann nicht schlafen...", gestand sie leise, als würde sie sich dafür schämen und senkte ihren Blick auf ihre Hände.

"Da bist du wohl nicht die einzige...", seufzte ich.

"Du auch nicht?", fragte sie darauf hin und ich schüttelte den Kopf. "Nein...", gab ich leise von mir. "Schon die ganze Zeit nicht..."

Dann sagte niemand mehr etwas und es entstand wieder Stille zwischen uns. Jedoch konnten wir die Anwesenheit des jeweils anderen deutlich spüren, auch wenn wir mit ungefähr einem Meter Abstand voneinander entfernt da saßen.

Es war keines Falls eine unangenehme Stille. Wir mussten aber auch nichts sagen. Es reichte zu wissen, dass der andere da war.

"Wincent?", brach Alina die Minuten des Schweigens.

"Hm?", gab ich leise von mir und hob den Kopf um zu ihr zu sehen.

"Kannst du nicht vielleicht doch drüben bei mir schlafen?", fragte sie, mit einer Spur von Unsicherheit in ihrer Stimme.
Ich lächelte. "Sicher doch..."

Es gab nichts, was ich jetzt lieber tun würde.

Ich war schon so daran gewöhnt bei ihr zu schlafen und sie dabei in meinen Armen zu halten, als müsste ich sie vor allem bösen auf dieser Welt beschützen. Ich würde selbst im Schlaf nicht zulassen, dass ihr etwas passiert.

"Danke...", flüsterte sie in den Raum, was mich erneut lächeln lies. Sie war einem selbst für so kleine Dinge dankbar, die für andere selbstverständlich waren.

Langsam erhob ich mich von der Couch und streckte ihr meine Hand entgegen, an der sie sich kurzerhand selbst hoch zog. Unsere Blicke trafen sich dabei und wir verharrten einen Moment lang so, bis sie ihren Blick von mir abwandte.

"Wollen wir rüber gehen?", fragte ich sie, bekam jedoch keine Antwort von ihr und auch so reagierte sie nicht darauf.

"Alina?" Diesmal reagierte sie und sah zu mir hoch. In ihrem Blick lag pure Ahnungslosigkeit.

"Alles in Ordnung?", fragte ich ein wenig besorgt und sie nickte. "Tut mir leid, war nur kurz in Gedanken... Hast du vorhin was gesagt?"

"Ich hab gefragt, ob wir rüber gehen wollen...", lächelte ich sie sanft an. Wieder nickte sie.

Ich nahm ihre Hand und so gingen wir dann hinüber ins Schlafzimmer.

Während Alina schon dabei war sich hin zu legen, drehte ich noch schnell das Licht ab und bahnte mir dann im Dunkeln den Weg zum Bett.

Alina lag mit dem Rücken zu mir und ich neben ihr. Ich konnte nicht anders.

Vorsichtig streckte ich einen Arm aus, legte ihn legte ihn um ihre Hüfte und zog ihren Körper gegen meinen.

Sie gab einen wohligen Laut von sich und ich lächelte.

"Schlaf gut...", flüsterte ich. Jetzt konnte ich beruhigt schlafen...

Frische Luft || Wincent Weiss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt