~Kapitel 9 - Verzweifelt~

1.9K 105 3
                                    

Wie in Zeitlupe, sah ich wie Sam gerade dabei war auf mich zu stürzte, während ich immer noch wie erstarrt gekniet auf dem Boden lag. Das einzige was ich wirklich wahr nahm, war ein lautes Knurren und das Chaos, die in wenigen Sekunden erschaffen wurde.

Bevor Sam sich überhaupt auf mich springen und die messerscharfen Zähne in meine Haut bohren konnte, hielten sie zwei starke Arme fest und schleuderten sie gegen eine Wand. Sie heulte vor schmerzen auf, als ihr Rücken die harte Wand traf. Es war Ramiel gewesen, der mich vor Sam bewahrt und sie gegen die Wand geschleudert hatte. ,, LENNY, BRING SAM VON HIER WEG. NA LOS!", hörte ich ihn rufen, während ich immer noch erstarrt das Ganze beobachtet. Lenny nickte und versuchte Sam aus der Küche weg zu zerren, während sie ihr Knurren weiterhin im ganzen Raum verteilen ließ. Sie zappelte mit Gewalt, als Lenny versuchte sie fest zu halten. Sam wehrte sich immer noch und ihre tödliche Blicke wanderten immer wieder zu mir oder besser gesagt auf mein Blut, das immer noch auf dem Boden tropfte. Plötzlich spührte ich eine Hand auf meine Schulter und zuckte leicht zusammen. Ramiel sah mich mit gemischten Gefühlen an und zog mich hoch. ,, Komm Lynn, wir müssen hier weg. ", sagte er nur und zog mich in Richtung Hinterausgang, der zur Garten hinausführte. Wie ein Roboter, maschierte ich hinter Ramiel her und ließ ihn mich einfach dahin führen, wo auch immer wir hin gingen. Als wir den Garten hinter uns gelassen hatten, liefen wir direkt auf die Garage zu, wo Ramiels schwarzer BMW stand. Er öffnete die Autotür und ich stieg ohne weiteres ein, während er sein Platz am Steuer nahm und schon den Motor laufen ließ. Der Motor heulte auf und schon fuhren wir los, während die WG hinter uns immer kleiner wurde.

**

Ramiel parkte das Auto am Rande eines Sees und man hatte von hier eine prachtvolle Aussicht gehabt, die ich in meiner jetzige Zustand leider nicht genießen konnte. Als Ramiel den Motor abdrehte, richtete er diesmal seine Blicke auf mich und starrte mich eine Weile einfach so an, doch mein Blick war auf den See gerichtet. ,, Lynn...", flüsterte er meinen Namen leise und ich konnte von seiner Stimme anhören, dass er nicht genau wusste, wie und von wo er anfangen sollte, den traumatisches Ereignis von der WG zu erklären. Plötzlich begann ich zu zittern und merkte, dass ich keine kontrolle über meinen Körper mehr hatte. Panik stieg in mir auf und das Ereignis in der WG, ließ wie ein Filmband vor mir abspielen und ein Gefühl von Angst breitete sich am ganzen Körper - ließ alles erstarren, ließ alles in Dunkelheit verdecken und raubte mir die Luft zum Atmen. ,, Lynn, ganz ruhig...", seine Hand streifte ganz leicht meinen Arm und versuchte mich zu beruhigen, doch so leicht würde ich nicht runter kommen - dafür war das Ereignis zu traumatisch gewesen. ,, Lynn ich werde dir jetzt..." ,, Was ist Sam?", unterbrach ich ihn und meine Stimme war aus einer Mischung aus Wut, Verzweiflung, Verwirrtheit und Angst gewesen. Er antwortete nicht sofort, sondern ließ sich Zeit - Zeit zum Denken. Als er immer noch nichts antwortete wiederholte ich meine Antwort aber diesmal hart. ,, Was. Ist. Sam?", ich drehte meinen Kopf in seine Richtung, als ich wieder meine Muskeln fühlen und bewegen konnte und schaute ihn erwartet an. Ramiel setzte für einen Moment seine Stirn in Falten und löste es wieder, wärend er gleichzeitig seinen Mund kurz öffnete und wieder schloss. ,, Ein Vampir.", war alles was Ramiel nach so einer Ewigkeit rausbrachte und schaute diesmal zum See rüber. Ich wusste nicht, wie lange ich so mit offenem Mund stand und Ramiel fassungslos anstarrte. Hatte ich das grad richtig gehört gehabt? Sam war ein Vampir?

Ein Vampir...

,, Ein Vampir also...", flüsterte ich in die Leere und genau in der Sekunde sah mich Ramiel an. Vampire. Die gab es also. Naja, eigentlich glaubte ich an sowas nicht aber das Verhalten von Sam war ein Beweis genug gewesen.

Smoothie, Blut, Zähne, Sam...Vampir

,, Lynn? ", Ramiels Stimme ertönte vor Sorge und berührte mich wieder leicht am Schulter, doch anstatt mich in seine Richtung umzudrehen, mich von ihm umarmen zu lassen und mich von ihm trösten zu lassen - löste ich meinen Sicherheitsgurt, zerrte die Tür auf, stieg panisch aus dem Auto aus und knallte die Tür wieder zu. Ich hörte wie Ramiel meinen Namen rief, doch ich ignorierte sie und lief direkt zum See. In dem Moment fühlte ich viele Dinge gleichzeitig. Wut, Angst, Verzweiflung und Trauer beherrschten mich und ließ alles um mich zertrümmern.

,, Lynn! Warte doch bitte! ", hörte ich Ramiel immer noch hinter mir herrufen und plötzlich packte er mich am Arm, damit ich endlich zum Stehen blieb.

,, Lass mich los! Ramiel! ", ich versuchte mich von ihm zu lösen, doch er ließ es nicht zu, sondern schüttelte leicht seinen Kopf. ,, Lynn, ich bitte dich. Lass mich dir alles erklären. Ich schwöre dir, ich...besser gesagt wir werden dir nichts tun. Das würden wir niemals." ,, Das sehe ich aber anders. Sam hätte mich fast getötet und ihre killer Zähnen fast in meine Haut gebohrt. Das nennst du also wir werden dir nichts tun? ", argumentierte ich giftig und versuchte immer noch seine Hand weg zu drücken. ,, Lynn, ich weiß das Sam fast...du weißt schon aber ich schwöre dir, ich werde...ich könnte dir niemals wehtun. Ich schwöre es.", versicherte er mir und sah mich mit seine blauen Augen gequält an. ,, Bist du auch ein Vampir? ", fragte ich sofort und hatte plötzlich noch mehr angst bekommen. Ramiel setzte seinen Stirn in Falten, jedoch wirkte er über meine hastige Frage etwas unsicher und überraschend. Eine Sekunde vergingen, doch er sagte nichts. Zwei Sekunden vergingen. Drei Sekunden - immer noch nichts. ,, Bist du auch ein Vampir, habe ich gefragt!", hetzte ich weiter nach und plötzlich schüttelte Ramiel den Kopf.

,, Ich glaube dir nicht...", sagte ich leise, löste meinen Blick von ihm und biss mir leicht auf die Lippen. ,, Du solltest es aber...", flüsterte er und sah mich eindringlich an. Ich schüttelte meinen Kopf leicht, während mein Blick auf den See gerichtet war. Ich glaubte ihn nicht. Ich konnte es einfach nicht, da ich ein ungutes Gefühl bei Ramiel hatte. Ein Gefühl, das mir deutlich fühlen ließ, dass er kein Mensch war. Ja, kein Mensch aber was war er dann?

,, Lynn, sieh mich an. ", forderte er leise, doch ich tat es nicht. ,, Lynn, bitte...", sagte er, legte seine Finger unter meinen Kinn und drehte leicht meinen Kopf in seine Richtung, sodass meine Blicke auf seine tief blauen Augen trafen. ,, Ich schwöre dir...ich bin kein Vampir. ", gab er ernst zurück. ,, Du bist aber auch kein Mensch oder? ", fragte ich sicher und sein Mimik zu folge, hatte ich ins Schwarze getroffen. Ich sah, wie sein Adamsapfel sich bewegte, als er schwer schlucken begann. ,, Ich bin kein Mensch, da hast du recht...", bestätigte er meine Feststellung und ließ mein Arm los, damit er beide Hände in seine Hosentasche stecken konnte. ,, Was bist du dann? ", ich ließ nicht locker. Er sah mich an, dann den See und dann den Himmel. Ramiel lächelte flüchtlich und nahm tief Luft, bevor er mir sagte, was er genau war. ,, Ich bin ein gefallener Engel.", sagte er kurz und knapp und mein Herz klopfte plötzlich so laut, dass ich das Gefühl hatte gleich umzukippen. ,, Gefallener Engel?", fragte ich fassungslos und nebenbei frage ich mich selber, was für mythische Wesen als nächstes kommen würden. Ramiel nickte und sah mich mit gemischten Gefühlen an. ,, Ein Engel, was Gott verraten und vom Himmel gefallen ist und nun hier auf der Erde auf seine Erlösung wartet.", definierte er sein Dasein und seufzte kurz auf. Als ich etwas erwidern wollte, klingelte Ramiels Handy. Er nahm es aus seiner Jackentasche raus und gin ran. ,, Ja, was ist? "

Stille.

,, Bist du dir sicher? Wenn nicht, dann... Ja, okay. Ich versuche es. Bis dann. ", er legte auf und steckte sein Handy wieder in die Jackentasche zurück. Ich blickte ihn an und sah wie er sein Mund etwas öffnete um zu sprechen. ,, Es war Lenny. Er sagt, dass Sam es höllisch bereut, wegen der Sache... und möchte es dir lieber persönlich alles erklären und sich entschuldigen. " Mein Mund bleib mir offen und sah Ramiel fassungslos an.

,, Ramiel ich..." ,, Ich weiß...aber sie wird sich unterkontrolle haben. Vielleicht ist es besser, wenn wir alle drei alles dir erklären würden. Du hast eine Erklärung verdient. Dir wird nichts passieren, dafür werde ich sorgen.", sagte er ernst und sah mich eindringlich an. Ich biss mir wieder meine Lippen, da ich echt nicht genau wusste, was ich nun machen sollte. Sollte ich nun wieder zurück in die WG gehen, damit ich endlich erfuhr, was das Ganze sollte und nebenbei mir Sam's Entschuldigung

anhören? Oder sollte ich lieber nein sagen und nie wieder in diese WG einen Fuß wagen, damit Sam oder besser gesagt meine Mitbewohner mich nicht wieder versuchten zu töten? Ich würde sofort, ohne weiteres zu überlegen, die zweite Möglichkeit nehmen, doch wo sollte ich dann bleiben? Ich hätte dann keine Bleibe und keine Familie mehr. Ich wäre wieder allein. Ganz allein. ,, Lynn? ", Ramiels Stimme unterbrach meine Gedanken. Ich sah ihn an und konnte seine flehenden Blicken sofort erkennen. ,, Lynn, bitte gib uns noch eine Chance. Lass uns dir alles erklären und wegen Sam...da brauchst du dir keine Sorgen machen. Ich werde dich beschützen. Ich verspreche es dir. Ich schwöre es. ", er klang viel versprechend, so besorgt und beschützerisch zu gleich. ,, na gut...", sagte ich nur und schon machten wir uns auf dem Weg in den Käfig des Löwens.

Die Nacht der UnsterblichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt