~Kapitel 39 - Der Wunsch~

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„Jit'gadal wejitkadasch sch'me rabba, Amen

bealma diw'ra chir'ute, we'jamlich malchutej,

be'chajechon uw'jomechon uw'chaje d'chol bejt

Jisrael, ba'agala uwisman kariw, w'imru: Amen.

Je'he sche'me rabba me'worach lealam ul' almej almaja.

Jitbarach we'jischtabach we'jitpaar we'jitromam,

we'jitnasse, we'jithadar we'jitale we'jithallal sch'mej

d'kudscha, brich hu.

Le'ela min kol bir'chata we'schirata tusch'bechata

we'nechemata da'amiran be'alma, we'imru: Amen

Je'hej sche'lama rabba min sche'maja w'chajim alenu

w'al kol Jisrael, we'imru: Amen.

Osse shalom bim'romaw, hu ja'asse shalom alejnu

we'al kol Jisrael we'imru: Amen..."

Als Nekael das letzte Wort aus dem Gebet Kaddisch jatom wieder einmal flüsternd ausgesprochen hatte, die er wer weiß wie oft aufgesagt hatte, so fühlte er wie jedes Mal einen schmerzhaften Stich, da wo sein Herz eigentlich schlagen sollte Draußen hörte Nekael den Regen wüten, die kräftig auf die kleine Glaskuppel des Mausoleums tropfte. Wegen den grauen Wolken, die über den Himmel verteilt waren, kam in das Mausoleum nur ein minimales Licht. Er spürte die kalte, traurige und verlassene Luft, die sich im Raum des Mausoleums verteilt war. Zwar beruhigte ihn das Gebet der Juden, die er auch damals, als er noch ein Engel war und alle Gebet aus allen Religionen in und auswendig kannte, für die Juden die gestorben waren aufgesagt hatte, doch diesmal war es nicht irgendein Jude, nein diesmal war es eine Jüdin, die er geliebt hatte und für ihn gestorben war. Nekael betrachtete die Jüdin, die vor ihm im Sarg lag. Ihre Augen geschlossen, ihre Hände miteinander verschränkt und mit ihrer kranken, blassen Haut, lag sie einfach leblos da. Sie sah mit dem weißen Kleid und die gewellten Haare wie ein Engel aus, ein Engel was schlief. Wie oft hatte er sich gewünscht sie würde nur schlafen und gleich wieder aufwachen, sodass er ihr einen Guten Morgen wünschen konnte? Wie oft hatte er sich Hoffnungen gemacht, Hoffnung darauf, dass dies nur bloß ein schrecklicher Alptraum wäre und alles wieder gut sein würde? Wie oft hatte er sich dabei getäuscht? Zu oft. Er hatte sich zu oft getäuscht und immer wieder wurde er dabei in die Realität geschleudert, die er am liebsten ignoriert und bekämpft hätte. Er wollte das Ganze nicht verstehen. Er wollte nicht verstehen, warum Sie eigentlich sterben musste? Warum Sie ihn alleine zurücklassen und ihn somit für immer verlassen musste? Wieder einmal hatte er alles falsch gemacht. Wieder einmal musste er zu sehen, wie das Mädchen starb, dass er liebte und wieder einmal konnte er das Mädchen nicht retten, dass ihm alles bedeutete hatte. Bei dem Gedanken ballte Nekael seine Hände zu Fäusten und biss seine Zähne fest zusammen, sodass sein Kiefer angespannt war. Er war wütend, wütend auf sich selbst, weil er Lynn nicht retten konnte. Das Mädchen, das ihm schon von Anfang an etwas bedeutete hatte aber er es nie wahr haben wollte. Er konnte sie aus Azrael's Gewalt nicht retten, sie beschützen und sie daraus holen, stattdessen hatte sie ihre Freunde befreit und sie somit beschützt, die sie anschließend mit ihr Leben bezahlen musste. Lynn hatte sich für den Tod entschieden, anstatt ihre Freunde zu töten und somit ein ewiges Leben mit Azrael zu führen.

 

Nekael, der schon seit Stunden in Lynn's Mausoleum,  den seine Freunde und er für sie so kurzfristig errichtet  hatten, sich nicht von der Stelle gerührt und sich ebenfalls von Lynn's leblosen Körper, die im Sarg lag, nicht entfernt hatte, konnte sich nicht von ihr verabschieden. Wie denn auch, wenn es für ihn unmöglich war, alles zu vergessen, insbesondere sie zu vergessen. Der Vampir schloss für einen Moment seine Augen, doch auch da tauchten dieselben Bilder auf, die er am liebsten nicht sehen wollte. Immer wieder tauchte die Szene auf, wo Lynn den Dolch in ihre Haut gestochen hatte, ihr Herz dann aufgehört hatte zu schlagen und sie ihren letzten Atemzug gemacht hatte. Er schüttelte verzweifelt den Kopf und öffnete seine Augen, die wieder die leblose Lynn aufnahmen. Nekael machte noch einen Schritt auf den Sarg zu und beugte sich etwas vor, sodass er ganz nah an Lynn's Gesicht war. Ganz leicht berührten seine Finger ihre kalten Wangen.

Die Nacht der UnsterblichenWhere stories live. Discover now