~Kapitel 27 - Onkel Vlad~

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Als ich mein Bewusstsein wieder erlangt hatte und ganz langsam versuchte meine Augen zu öffnen, merkte ich, dass ich auf etwas weiches lag. Ich bewegte ganz vorsichtig meine Körperteile, um zu fühlen, ob noch alles da war und funktionsfähig waren. Nebenbei nahmen meine Augen ein ganz schwaches Bild auf, die ich nach einer Weile, als einen Raum zu ordnen konnte. Ganz langsam stellte ich mich auf, dabei merkte ich, wie mein Kopf pochte, so als hätte mir jemand darauf etwas schweres fallen gelassen. Was war passiert? Aber die eigentlich Frage war, wo war ich? Der Raum in dem ich mich befand, war dunkel gewesen, sodass ich nur ganz leicht die Möbelstücke und den Umriss des Raumes erkennen konnte. Ich hatte echt keine Ahnung wo ich mich gerade befand, doch genau das machte mir Angst. Sehr sogar.

Plötzlich wie aus dem nichts, bekam ich Panik und dabei beschloss ich mir einen Hinweis zu verschaffen, um herauszubekommen, wo ich mich befand, geschweige denn mich entführen lassen habe. Bei der Gedanke wurde mir übels schlecht und ein schwerer Stein lag unerwartet in meinem Magen, deshalb stand ich langsam von dem Bett auf und versuchte irgendein Knopf oder ein Schalter zu finden, der mir Licht spendete, wenigstens etwas. Nach einer kurzen Blindsuche, tastete ich in der Dunkelheit einen schalterartiges Ding und drückte ohne zu zögern darauf. Plötzlich hatte ich Licht, wobei ich kurz gebledent wurde, doch als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, war das erste was meine Augen wahrnahmen, eine Porzellanpuppe, die auf einer Kommode lag und mir sehr bekannt vor kam. Ganz langsam streifte ich es mit meinen Fingern und wagte dann ganz leicht mich umzudrehen, um den Rest des Raumes betrachten zu können und ich wünschte ich hätte es nicht getan. ,, Nein...", flüsterte ich automatisch zu mir selber, als mir so plötzlich alles bekannt vor kam und nebenbei pochte mein Herz mir bis zum Hals. ,, Nein...nein...nein..." Immer wieder wiederholte ich diese eine Wort und immer wieder wurde mir bewusst, wo ich mich befand. Es war mein Zimmer gewesen. Mein Gefängnis, vor dem ich vor einiger Zeit fliehen konnte und jetzt war ich wieder hier. Ganz langsam begann ich meinen Kopf zu schüttelen. Erst leicht, dann schneller, so als wäre ich eine psychisch gestörtes Mädchen. Meine Hände fuhr ich mir wie verrückt durchs Haar und begann zu keuchen, während meine Herz jedesmal schneller und schneller schlug.

,, Nein..nein..nein.." Ich konnte es nicht glauben, ich war wieder in meiner eigenen persönlichen Gefängnis gefangen und nur einer konnte dafür verantwortlich sein. Doch bevor ich seinen Namen innerlich aussprechen konnte, klopfte es an der Tür. Ich zuckte zusammen und lief ängslich rückwärts, bis ich den kalten Wand hinter mir spüren konnte. Als die Tür gehöffnet wurde, trat eine junge Dame ins Zimmer, die wie ein Dienstmädchen aussah. ,, Lola?", flüsterte ich unerwartet, als ich sie wieder erkannte. Lola lächelte mich an und machte die Tür hinter sich zu, wobei sie dann langsam auf mich zu kam. ,, Lynn? Oh mein Gott!", mit diesem Satz kam sie zu mir und umarmte mich. Lola war wie eine Schwester für mich. Sie war 22 und mein Onkel hatte sie aus dem Waisenhaus geholt, als sie noch klein war und jetzt arbeitete sie für ihn. Seitdem waren wir unzertrennlich gewesen und sie hatte mir immer zu gehört, mir geholfen, mich versorgt und nicht zu vergessen, die Zeit die ich mit meinem Onkel verbringen musste, etwas erträglicher gemacht. ,, Du bist es wirklich!", hörte ich sie glücklich an meinem Ohr sagen und ich erwiderte ihre Umarmung. ,,Ich habe dich so vermisst Lynn. Du weißt gar nicht, wieviel sorgen ich mir gemacht habe, seitdem du abgehauen bist. Ich konnte es am Ancang nicht glauben, als ich hörte, dass du wieder hier bist.", sagte sie anschließend, als sie sich von mir löste. ,, Ich habe dich auch sehr vermisst, Lola.", brachte ich raus und war froh sie wieder einmal sehen zu dürfen. ,, Wie bin ich hergekommen?", fragte ich sie etwas verzweifelt und plötzlich zog Lola ihr Gesicht schmerzhaft zusammen. ,, Du kannst dich an nichts erinnern, oder?", fragte sie mich traurig und streifte mit ihrer Hand beruhigend mein Rücken. Ich schüttelte meinen Kopf. ,, Sie haben dich im Friedhof deiner Eltern empfangen. Schon seitdem du abgehauen bist, hat Vlad einige Männer dahin positioniert. Anscheinend wusste er irgendwie, dass du irgendwann Mal zur Friedhof gehen würdest. Und jetzt bis du..." ,, Hier.", beendete ich den Satz und konnte es nicht glauben, dass mein Onkel es gewusst haben sollte, dass ich irgendwann Mal meine Eltern besuchen würde. ,,Lynn?", unterbrach Lola meine Gedanken und ich erblickte in ihre schokobraune Augen. ,,Du muss dich jetzt fertig machen, dein Onkel erwartet dich bereits im Esssaal."Mein magen zog sich noch mehr zusammen, als mir bewusst wurde, dass ich bald wieder das Gesicht meines Onkels zu sehen bekommen würde. ,, Im Schrank sind immer noch deine Klamotten, such dir was aus und beeil dich. Du weiß, das dein Onkel es nicht mag, wenn du zu spät kommst. ", erklärte mir Lola. Oh ja und wie ich es wusste. Ich seufzte laut und zog mir meine schmutzige Kleidungsstücke aus, die ich dann gegen neue austauschte. Als ich fertig war, ging ich zur Tür, die ich auch ohne weiteres öffnete und sah, wie zwei schwarz angezogene Männer vor der Tür wache hielten. Wie zwei Türsteher. Als sie mich bemerkt hatte, machte der eine mir eine Handbewegung, das wie folge mir bedeuten sollte und ich tat es auch diesmal, ohne mich zu wehren. Es dauerte nicht lange und schon standen wir vor dem Esszimmer, wo mein Onkel auf mich wartete. Wieder einmal begann mein Herz wild zu pochen und wieder einmal brach in mir der Panik aus. Wie würde mein Onkel wohl reagieren, wenn er mich wieder sehen würde? Was würde er sagen? Würde er mich anschreien oder mich schlagen? So viele Fragen gingen in dem Moment durch meinen Kopf und gleichzeitig breitete sich die Angst umso mehr. Als der Mann die Tür des Esszimmers öffnete, konnte ich keinen Rückzieher machen. Ich war gefangen, so wie früher. Der Mann, der für mein Onkel arbeitete, streckte seinen Arm Richtung Zimmer, damit wollte er mir klar machen, dass ich reintreten solle. Das tat ich auch, ganz langsam. Als ich die Tür hinter mir zu machen hörte, schluckte ich schwer und ließ meine Augen durch das Zimmer wandern, bis ich den Mann entdeckte, der mein Leben zur Hölle machte. Onkel Vlad. Plötzlich drehte er sich um, so als hätte er seinen Namen, die ich gedanklich ausgesprochen hatte, gehört und erblickte mich mit seinen strengen Zügen an. ,,Wen haben wir denn da.", gab er kalt von sich, dabei sah seine Miene ernst aus. Mein Onkel war, von seiner Körpergröße aus gesehen, nicht groß, eher klein und sah dennoch wie ein strenge, autoritäre Person aus. Seine grauen Haare, die er immer nach hinten gelte und seine grüne Augen, die mich immer an meine Mutters erinnerten, ließen ihn leider strenger und zu einem ernst nehmende Person wirken. ,,Meine einzige Nichte, die ich all die Jahre einen Dach überm Kopf gegeben habe aber sie dennoch abgehauen ist." Seine Stimme war wie Gift. ,,Setzt dich!", befehlte er und ich tat es, dabei zitterte mein Körper vor Angst. Als ich platz am Esstisch nahm und mein Onkel vor mir ebenfalls, legte er seine Hände, die miteinander verschränkt waren, unter seinem Kinn und stützte es damit ab, dabei sah er mir tief und ernst in die Augen, die meine Haut aufschlitzten. ,,Wo warst du?", fragte er mich nach einer kurzen Stille. Am liebsten hätte ich in dem Moment nichts gesagt, doch wenn ich es tat, so würde mir mein Onkel persönlich jedes einzelne Wort aus meiner Kehle herausbringen, also antwortete ich langsam, dabei hörte sich meine Stimme wie eine ängstliche Maus an. ,,Ich wurde in einer WG aufgenommen und da bin ich auch geblieben." Mehr wollte ich ihn nicht preis geben, dafür waren meine Freunde zu viel Wert. Mein Onkel lachte bösartig. ,,Du meinst damit bestimmt deine unsterblichen Freunde." Meine Augen breiteten sich auf. Woher wusste er das? Woher wusster er, dass es überhaupt übernatürliche Wesen gab? Mein Onkel lachte weiter. ,, Was ist los Lynn? Habe ich dich zu sehr überrascht? Dachtest du ich weiß über diese Sachen nicht? Weißt du, ich wusste schon vor deiner Geburt, dass es die Unsterblichkeit gibt aber es ist gut, dass du auch damit konfrontiert wurdest, so macht du mir einiges Leichter. Wie z.B. deine Hochzeitspläne." Sein letztes Wort, schnürrte mir meine Kehle zu und gab mir den Rest, sodass meine Wut für ihn immer und immer größer wurde. ,,Du hast nicht das Recht mich gegen meinen Willen, mich verheiraten zu lassen!", platze es aus mir heraus, da meine Wut zu hoch war. Mein Onkels Miene wurde noch härter und kälter und sprach diesmal noch beängstigender. ,,Hütte deine Zunge! Ich erinnere dich daran, dass ich dein Vormund bin und du das tun muss, was ich dir sage!" ,,Lieber sterbe ich!", gab ich giftig zurück. ,,Das werde ich nicht zu lassen mein Kind. Du wirst den Sohn des Füstens Azrael heiraten und seine Gefährten sein und das..." Er beugte sich etwas vor und sah mich intensiv an. ,,...für immer.", beendete er seinen Satz und in dem Moment, wurde mir richtig bewusst, was für ein abschaum und egoistich mein Onkel doch war und das er seinen Willen durchsetzen würde. Egal wie hoch der Preis dafür war.

Die Nacht der UnsterblichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt