~Kapitel 23 - Der Einbruch~

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Als Ramiel und ich ins Auto eingestiegen waren, schnallte er sich ohne Zögerung an und behielt seine Hände am Lenkrad. Im Auto war es still, schon seit wir das Haus von Peggy verlassen hatten, hatte er kein einzigen Ton von sich gegeben, geschweige denn mich angesehen. Was war los? Was hatte er? Ich schnallte mich ebenfalls an und wagte einen kurzen Blick auf Ramiel, der immer noch den Lenkrad kräftig festkrallte, sodass einige Adern hervortraten. Seine Blicke waren nach vorne gerichtet und es sah so aus, als würde er seine Zähne zusammen beißen, da sein Kiefer angespannt war. Als er sich immer noch nicht rührte und diese Stille nicht durchbrochen wurde, konnte ich es nicht mehr aushalten und sprach ganz vorsichtig und fragend seinen Namen aus. ,,Ramiel?“ Ein kurzes Zucken durchfuhr ihm, doch trotzdessen schaute er mich nicht an. Als ich diesmal nachfragen wollte, was mit ihm sei, klingelte plötzlich sein Handy. Nach einer kurzen Zögerung, entnahm er sein Handy aus seiner Jackentasche und nahm den Anruf entgegen. ,, Ja?“, fragte er etwas genervt und war wieder still. „Was?!...Ja, hab verstanden. Wir kommen. Ja…bis dann.“ Er legte auf und startete ohne weiteres den Motor und fuhr direkt los. „Was ist? Wer war das?“, fragte ich besorgt und klammerte mich etwas fester am Sitz, weil Ramiel fast am rasen war. „ Bei uns wurde eingebrochen.“, gab er kurz und knapp von sich und lenkte das Auto Richtung Autobahn, wo er dann die Geschwindigkeit des Autos noch mehr erhöhte. ,,Was?! Wie…Wer..?“, vor Panik und mit der hohen Geschwindigkeit, die wir auf der Autobahn fuhren, konnte ich den Satz nicht vervollständigen. Ramiel schüttelte leicht den Kopf, während er weiterhin aufs Gas drückte. „ Ich weiß es nicht…aber wir werden es herausfinden, wenn wir da sind.“

Als Ramiel irgendwann Mal nach rechts abbog und die Ausfahrt der Autobahn nahm, fuhr er nicht mehr allzu lange und erreichten endlich die WG. Das Auto vor dem Haus geparkt und den Motor abgedreht, stiegen wir hektisch aus dem Wagen und rannten direkt ins Haus. Schon beim betreten der WG, sah man all das Chaos, die Drinne herrschte. Regale wurden durchwühlt, Gegenstände lagen zerstreut auf dem Boden und einige Möbel wurden ebenfalls auf dem Boden befördert. „Da seit ihr ja!“, rief Sam, als wir das Wohnzimmer betretet hatten. „Wie sieht es denn hier aus! Wie ist das passiert?“, fragte Ramiel entsetzt und wanderte seine Blicke in jede Richtung des Raumes. „Wir wissen es nicht. Als Lenny und ich nach Hause kamen, war die Tür schon einen Spalt auf. Jemand muss sie aufgebrochen haben.“, berichtete Sam uns und fuhr sich dabei seufzend durch ihr kurzes schwarzes Haar. „Wo ist Lenny?“, wollte Ramiel wissen.  „Er ist Oben und nimmt Geruchspuren auf.“, beantwortete sie und in dem Moment kam Lenny die Treppen runter und lief direkt auf uns zu. „Ihr seid ja endlich da!“ „ Und hast du irgendetwas aufspüren können?“, fragte Sam direkt. „Ja, ich konnte menschliche Gerüche aufnehmen. Es müssen Menschen gewesen sein, die eingebrochen sind.“ Ramiel setze seine Stirn in Falten. „ Menschen also.“, wiederholte er nachdenklich und fragte dann: „ Sieht es überall in den Zimmern so aus, wie hier?“ Lenny nickte. „ Ja, alles wurde durchsucht, doch das seltsame daran ist, dass keine wertvollen Gegenstände mitgenommen wurden.“ Ich sah mich im Wohnzimmer um und Lenny hatte Recht. Der Plasmafernsehr und einige teuren Gegenständen waren noch hier und wurden nicht Mal angerührt. Doch warum? Warum haben die Diebe, die hier eingebrochen waren, die wertvollen Gegenstände nicht mitgenommen? Dafür brach man ja schließlich in einem Haus ein oder?

„Das ist sehr seltsam. Warum sollte jemand hier einbrechen und keine wertvollen Gegenstände mitnehmen. Bist du dir sicher das nichts fehlt?“, fragte nochmal Ramiel nach, wobei Lenny wieder zu nicken begann. „Ja, ich habe alle Räume mir angesehen und in meinem und in Sams Zimmer fehlen nichts. Wenn ihr wollt, schaut selber in euren Zimmern nach, vielleicht fehlt doch was.“, schlug Lenny vor und dann machten Ramiel und ich jeweils auf dem Weg in unser Zimmer.  Meine Tür stand weit auf gerissen und ich konnte sofort das Chaos sehen, der hier ebenfalls herrschte. Die Schranktüren waren aufgerissen worden, einige Kleidungsstücke lagen verteilt auf dem Boden, Papiere und Stifte waren zerstreut und mein Bett war verwüstet. Obwohl ich nichts Wertvolles besaß, checkte ich gründlich meine Sachen, um zu sehen, ob alles noch da war, doch alles schien noch da zu sein.  Plötzlich hörte ich hinter mir Ramiel kommen. „Lynn? Ist bei dir alles ok?“ Ich drehte mich um und nickte. „Alles scheint da zu sein.“, sagte ich und meine Blicke wanderten zufällig auf die Kommode, der neben mein Bett stand. Der Blick auf die Kommode war irgendwie seltsam gewesen, so als wäre da was anders, als würde da etwas fehlen und plötzlich wie aus dem nichts, traf mich der Schlag und mir wurde bewusst, dass doch etwas nicht an seinem Platz war. Das Foto meiner Eltern. Sie war weg. Nicht mehr da. „Das kann doch nicht wahr sein…“, flüsterte ich fassungslos und fuhr aus Entsetzlichkeit  mir durchs Haar. Ramiel kam zu mir rüber. „Was ist los?“, fragte er mich besorgt und sah in die gleiche Richtung, wo meine Blicke galten. „Das Foto…Das Foto meiner Eltern ist nicht mehr da!“, sagte ich panisch und durchsuchte die Kommode nochmal genauer, doch da war nichts. „ Bist du dir sicher?“, fragte Ramiel nochmal nach, doch es gab kein Zweifel, das Bild meiner Eltern fehlte. „Sie stand immer auf dieser Kommode und jetzt…jetzt ist sie nicht mehr da.“ Ich zeigte Ramiel auf die Stelle, wo das Bild immer stand und schaute ihn dann panisch an. „Leute, fehlt euch denn etwas?“, hörte ich Sam an der Tür fragen und sie merkte unsere Unruhe, weshalb sie dann fragend ihre Braue hochzog. „Ist was? Ihr sieht nicht gut aus.“ „Das Bild von Lynns Eltern fehlt.“, antwortete Ramiel und schaute mich dabei immer noch an. Sam kam etwas näher und sah mich ebenfalls verwirrend an. „Bist du dir sicher? Lynn hast du richtig nachgeguckt?“ Ich nickte hektisch, dabei klopfte mein Herz wild in meiner Brust, „Warum sollte bitte jemand das Bild klauen und es mitnehmen? Ich verstehe nichts mehr. Das müssen wirklich seltsame Verbrecher sein.“, sagte Sam genervt und stemmte nervig ihre Hände an ihre Hüften. „Ich frage mich ebenfalls, was, wer auch immer das sein mag, mit dem Bild anstellen möchte. Das ergibt alles keinen Sinn! Warum soll jemand in unser Haus einbrechen, dabei die Sachen rumwühlen und dann nur ein einziges Bild mitnehmen? Ich verstehe es auch nicht. Verdammt!“, fluchte Ramiel und ging im Zimmer auf und ab. Plötzlich tauchte Lenny auf, doch er war nicht allein, hinter ihm folgte Nekael. „Nekael“, gab Ramiel von sich und wirkte dabei etwas entspannter, als er seinen Freund sah. „Ich wurde schon informiert.“, sagte er nur und sah mich kurz an, bevor er wieder seine Blicke auf seine Freunde richtete. „Leute, ich habe euch Neuigkeiten!“, begann Lenny zu sagen, während Nekael hinter ihm stand und seine Hände vor der Brust verschränkte. „Und die wären?“, fragte Sam gespannt. „Ich konnte die Gerüche in Männer zuordnen. Es waren genau 4 Leute, die hier eingebrochen sind.“ „4? Bist du dir sicher?“ Lenny nickte selbstsicher und richtete seine Brille zu Recht. „Verstehe…aber ich verstehe es immer noch nicht, warum sie keine wertvolle Gegenstände mitgenommen haben aber dafür das Foto, wo Lynns Eltern drauf sind?“, fragte Ramiel an die ganze Gruppe, dabei kratze er nachdenklich seinen Kinn. „Lynn‘s Bild ist weg?“, fragte Lenny mit hochgezogener Braue und als Antwort nickte ich. „Vielleicht…“, fing Sam zu sagen. „…vielleicht kennen ja diese Männer die Eltern von Lynn oder Lynn persönlich.“ Wie alle sahen Sam an und dabei fing Ramiel an langsam zu nicken. „ Das könnte möglich sein aber die Frage ist dann wer sind diese Männer.“ Genau in dem Moment tauchten unzählige Bilder vor mir auf, die mit meiner Flucht damals von den Männern meines Onkels zutun hatten. „Mein Onkel…“, flüsterte ich plötzlich und alle Blicke richteten sich diesmal auf mich. „Dein Onkel?“, fragte mich Ramiel mit gerunzelter Stirn. Nach einer kurzen Weile, sah ich meine Freunde an. „Es sind bestimmt die Männer meines Onkels. Nur sie wissen und kannten meine Eltern…“ Ich hielt kurz inne und sprach dann weiter aber diesmal flüsterte ich. „Sie haben mich gefunden…“

Die Nacht der UnsterblichenWhere stories live. Discover now