~Kapitel 24 - Alles ist ihre Schuld~

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 ,, Sie haben mich gefunden", flüsterte ich wieder in die Stille hinein, dabei fing an mein ganzer Körper an zu zittern, so als hätte mir jemand eiskaltes Wasser übergegossen. Ramiel, der mich besorgt ansah und sich mir nährte, dabei eine Hand um mein Schulter legte, sagte: ,,Hab keine Angst Lynn. Sie können dir nichts antun, dass würden wir nicht zu lassen und außerdem wissen wir nicht wirklich, ob es wirklich die Männer deines Onkels waren." Lenny und Sam nickten zustimmend dabei ihren Kopf, während Nekael sich kaum rührte und seine übliche Arme-vor- der-Brust- verschränkte-Position hatte. ,, Zwar waren es Männer, die hier eingebrochen sind, jedoch könnten diese Einbrecher auch ganz normale Einbrecher bzw. Diebe gewesen sein.", meinte Lenny , dabei wollte er mir meine Angst nehmen, die mein Inneres grad zu nichte machen versuchte. ,, Ja aber wenn es so wäre, dann hätten die doch alle wertvollen Gegenstände mitgenommen und nichts übrig gelassen, oder? Stattdessen nehmen sie nur das Bild von Lynns Eltern mit. Da ist was faul, wenn ihr mich fragt.", stellte Sam fest und in dem Moment war ich mir 100%tig sicher, dass mein Onkel mit dem Ganzen hier zu tun hatte. Wer sonst sollte das Bild meiner Eltern mitnehmen und als einziger Gegenstand von der WG klauen, obwohl es vieles zu klauen gab, was viel wertvoller war, als das einzige Erinnerungsstück meiner Eltern? Ich verstand nichts mehr und wenn es wirklich mein Onkel gewesen war, der hier alles angestiftet hatte, so sollte dies vielleicht ein Zeichen sein, dass er mich gefunden und das ich von ihm kein Entkommen mehr hatte. Bei dieser Gedanke, stiegen mir alle Nackenhaare nach oben und ein schwerer, großer Stein platzierte sich genau in die Mitte meines Magens. ,, Wenn Lynns Onkel damit was zu tun haben sollte, dann ist Lynn hier nicht mehr sicher. Dieser WG wäre für ihn sein erster such Ort, um Lynn zu bekommen, deshalb müssen wir von hier fort.", unterbrach Ramiel meine Gedanken und versetze mich wieder in die Realität zurück, die mich sofort einholte. ,, Wohin sollen wir gehen?", fragte Sam nach. Ramiel überlegte kurz bevor er antwortete. ,,Wir sollten uns an der Grenze von Berlin aufhalten, so haben wir die Möglichkeit, falls Lynn's Onkel uns finden sollte, Berlin sofort zu verlassen." ,, Ja das ist eine gute Idee, dann sollten wir so schnell wie möglich, eine Unterkunft finden.", schlug Lenny vor und sah dabei uns alle an. Sam nickte. ,, Dann schlag ich vor das Lenny und ich uns um die Unterkunft kümmern, während ihr die nötigsten Sachen einpackt, damit wir keine Zeit verlieren." ,, Genau das machen wir.", stimmte Ramiel nickend ein, während Sam und Lenny ebenfalls nickten und sich dann zur Tür begeben wollten, hielten sie inne, als Nekael seinen Mund aufmachte und kalt ,,Das ist nicht euer ernst, oder?", von sich gab. Wir alle sahen Nekael fragend an. ,, Was meinst du?", fragte Ramiel nach und hob dabei eine Braue. Nekael's Miene verfinsterte sich als er etwas deutlicher wurde und antwortete. ,, Ihr wollt doch nicht im ernsthaft alles hier stehen und liegen lassen, nur um..." Er zeigte mit den Fingern auf mich, während er mich gleichzeitig wütend und angeekelt ansah. "...diese Göre zu beschützen?  Lasst sie doch dahin gehen, woher sie auch gekommen ist. Wir haben mit ihrer Sache nichts zu tun, sie hat nicht das Recht uns in ihre Angelegenheiten hineinzuziehen! Seit sie hier ist, macht sie nur noch ärger. ", sagte er eiskalt, dabei knirschte er mit seinen Zähnen. Seine Worte taten weh, als hätte mir jemand mit seiner Faust ins Gesicht geschlagen. ,, Nekael,  pass auf was du sagt.", wahnte Ramiel, dabei ballte er seine Hände zur Fäusten.  ,,Sonst was? Ihr wisst alle, dass ich Recht habe. Seit sie hier ist, haben wir nur noch ärger am Hals. Nicht mal unsere Identität war bei ihr sicher, sie musste ja uns unbedingt hinterher schnüffeln!  Du hättest sie nie hierher bringen dürfen Ramiel. Nie! Alles ist ihre Schuld!", diesmal knurrte Nekael laut, was meine Glieder erfrieren ließ. ,, Halt deine Klappe Nekael!", brüllte Ramiel laut und aggressiv und wollte auf Nekael zu gehen, doch Sam und Lenny versuchten ihn dabei aufzuhalten. Ich stand einfach erstarrt nur da und beobachtete das Ganze, wie sich die besten Freunde stritten und das nur wegen mir. ,, Leute! Jetzt kommt Mal beide wieder runter ok? Eine Auseinandersetzung brauchen wir hier grad wirklich nicht!", rief Sam den beiden zu und dabei wechselte sie ihre Blicke hin und her, während sie Ramiel am Arm hielt und Lenny die von Nekael. ,, Dann soll Nekael kein Blödsinn reden! ", meinte Ramiel kurz und knapp und schaute seinen Freund wütend an.  ,, Blödsinn? Alter was ist bloß los mit dir?! Siehst du nicht was diese Göre mit uns anstellt? Wegen ihr waren die Dämonen hinter uns, die uns früher kaum verfolgt hatten, sie kennt unsere Identität, unser Geheimnis, was eigentlich niemand erfahren sollte und wegen ihr wollt ihr von hier weg! Alles. Ist. Ihre. Schuld.", die letzten vier Wörter betonte er hart und traf direkt mein Herz. ,,Jetzt reicht’s!", rief Ramiel und versuchte sich wieder auf Nekael zu stürzten, was diesmal auch klappte. ,,Du bist so ein Arsch, weiß du das!? Immer wieder denkst du nur an dich, nie hast du dich um andere gekümmert! Du selbstverliebter, arroganter Vampir!", sagte Ramiel und genau in der Sekunde verpasste er Nekael einen Kinnhaken. Dann passierte alles viel zu schnell. Nekael knurrte laut und verpasste Ramiel ebenfalls einen, wodurch der gefallener Engel nach hinten auf dem Boden knallte. Ich hörte wie Lenny und Sam deren Namen riefen, die eins mit dem Knurren von den beiden Freunden, die gerade miteinander kämpften, wurden. ,,Du bist ein Mistkerl, weißt du das!?", rief diesmal Nekael laut und wütend ins Raum, dabei versuchte er Ramiel am Kragen zu packen, doch sein Freund war schneller und drückte ihn von sich, sodass er diesmal auf Nekeal lag. ,,Das muss DU gerade sagen was?!", entgegnete Ramiel und schlug Nekael ins Gesicht, sodass er sofort eine Platzwunde an der Lippe hatte, wo dunkelroter Flüssigkeit tropfte. ,,HEY, HÖRT SOFORT AUF DAMIT!", schrie Sam und versuchte mit Lenny die beiden auseinander zu nehmen, was sie auch nach einer Weile auch schafften. ,,Du bist das Letzte!", schrie er Nekeal keuchend an, als er durchs Sam's Hilfe sich aufrappelte. Lenny versuchte Nekeal ebenfalls aufzurappeln, doch er wies es ab und erhob sich ohne Hilfe mit aller Kraft ebenfalls vom Boden und schaute seinen Freund finster an, während er mit seinen Daumen sich das Blut vom Mund abwischte. ,,Du bist nicht besser:", sagte Nekael zurück und entfernte dabei seine Blicke von seinem Freund nicht. ,, Hört jetzt auf! Verdammt ihr seid ja schlimmer als Kinder. Was soll das?", kam Sam dazwischen uns sah die beiden Jungs wütend an. ,, Er hätte Lynn diese Sachen nicht sagen sollen, dann wäre das nicht passiert.", verteidigte sich der gefallener Engel und fuhr sich mit seiner linken Hand durchs Haar. Nekael zischte. ,,Ich habe nur die Wahrheit gesagt, mehr auch nicht." ,,Keiner hat dich darum gebeten.", konterte Ramiel zurück, dabei zog Sam ihn etwas zurück. ,, Seit jetzt endlich still, verdammt nochmal! Anstatt euch gegenseitig fertig zu machen, solltet ihr euch lieber unterstützen! Das was wir wirklich zurzeit nicht brauchen, sind eure verdammten Auseinandersetzungen!", beschwerte sich Sam, dabei schaute sie mich kurz an. Alles war meine Schuld, schoss es mir durch den Kopf. So war es ja auch. Alles was hier passiert war und passierte, war meine Schuld. Nekael hatte mit allem Recht. Ich hatte sie in Schwierigkeiten gebracht, indem ich einfach in ihre Leben eingetreten war und alles durcheinander gebracht hatte. Es war nie meine Absicht gewesen, sie in so einer Lage zu bringen und sie somit in meine Probleme zu schieben aber ich hatte es dennoch getan. Ich hatte sie genau direkt zu meinem Onkel Vlad geführt und er würde jeden wehtun, der mir nah stand. Mein Herz schmerze plötzlich höllisch und Panik stieg in mir auf. Ich musste von hier fort. Je länger ich hier blieb, umso mehr brachte ich sie alle in Gefahr. Das wollte ich nicht - niemals!
Die anderen bemerkten meine Unruhe und sahen zu mir rüber. ,,Lynn?", sagte Sam besorgt und genau in dem Moment rannte ich schon los. Meine Beine führte mich die Treppen nach unten und ab da an, hörte ich Ramiel meinen Namen rufen, doch ich blieb nicht stehen, sondern rannte einfach weiter, bis ich aus der WG raus trat und auf die Straße zu rannte. Ich rannte einfach um mein Leben, so als würde mich jemand verfolgen. Ich wusste zwar nicht wohin, doch das spielte in dem Moment keine Rolle, nur bloß weg von der WG, weg von ihnen, weg von meinen Freunden. Meine Lungen taten beim Atmen weh und gleichzeitig war es ein Zeichen gewesen, dass sie bald nachgeben würden, doch ich hörte nicht auf zu rennen. Egal wie weh es in dem Moment auch tat, egal wie wenig Sauerstoff ich in dem Moment bekam, ich rannte dennoch weiter. Einfach so weiter, bis ich soweit gerannt war, dass die WG nun ganz weit zurück lag. In der nähe, wo ich mich befand, gab es eine U-Bahn, auf die ich direkt zu lief, sodass  ich wenigstens ein paar Stationen damit fahren konnte, obwohl ich kein Ticket hatte. Scheiß darauf, wenn mich die Kontrolleure erwischten sollten, Hauptsache ich war weit weg. Weg von Ihnen.
Als der nächste Zug kam, stieg ich ein und versuchte mich etwas zu beruhigen und füllte meine Lungen mit Sauerstoff, während mein Herz etwas zu Ruhe kam. Wohin sollte ich nun hin gehen?
Ja, wohin als nächstes? Zu meinem Onkel würde ich niemals gehen. Niemand würde mich dazu zwingen, zu ihm zurück zu gehen. Es war mir auch egal, ob mein Onkel Vlad immer noch nach mir suchte, sobald meine Freunde nicht bei mir waren und er ihnen nichts antun konnte, war alles andere mir egal.

 Du bist so witzig Lynn! Was bitte besitzt du zurzeit? Du hast keine Unterkunft mehr, keine Sachen zum Anziehen, kein Geld, kein Handy. Nichts. Einfach nichts und das soll dir nun egal sein?

 Ich schüttelte mein inneres Ich einfach ab, damit sie mich nicht mehr nerven konnte und überlegte mir wohin ich hingehen konnte. Dann kam mir plötzlich nur ein Ort in Frage. Der Ort, was ich schon lange nicht mehr besucht hatte. Der Ort, der für mich sehr wichtig war. Der Ort, wo die wichtigsten Personen in meinem Leben ihr Frieden gefunden hatten. Der Ort, wo ich immer willkommen sein würde.
Es war der Ort, wo meine Eltern begraben waren.

Die Nacht der UnsterblichenWhere stories live. Discover now