~Kapitel 29 - Azrael~

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Nun war der Tag gekommen, an dem ich meinen zukünftigen Ehemann zur Gesicht bekommen würde. Uns trennten nur noch ganze zwei Stunden, bis wir uns zum ersten Mal sehen und kennenlernen würden. Ich hatte echt keine Lust gehabt, den Mann zu begegnen, an dem ich schon seit langen versprochen wurde. Nebenbei hatte ich Angst, Angst davor, was Azrael wirklich war. Seitdem mein Onkel zugeben hatte, dass er über die Unsterblichkeit schon vor meiner Geburt wusste, so wurde auch mir gleichzeitig bewusst, dass Azrael kein Mensch sein konnte, sondern unsterblich. Doch die eigentlich Frage war, was war er? Ein Vampir? Ein Wolf? Ein Dämon? Oder doch ein Engel? Ich wusste es nicht aber ich war mir 100% ig sicher, dass er kein Mensch sein konnte.

,, So, jetzt bist du fertig!", hörte ich Lola sagen, dabei befestigt sie mit der letzte Haarespange mir die verbleibenen Haarsträhnen, sodass die ganze Frisur zu einem schönen Duttform angebracht wurde. ,, Du siehst wunderschön aus!", schwärmte sie, dabei lächelte sie mich herzlich an, die ich im Spiegel sehen und erwidern konnte. ,, Danke für alles Lola aber...", sagte ich leise und hielt inne, während ich Lola im Spiegel betrachtet. Sie umarmte mich von hinten und sagte traurig. ,, Ich weiß süße. Ich wünschte auch es wäre anders gekommen. Ich wünschte du könntest ein anderes Leben führen, als diese, wo du glücklich sein kannst." Ihre Worte berührten mich, wobei ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken, da ich zu ungern Lolas Schminkwerk zerstören wollte. ,, Ich wünschte es auch.", wiederholte ich ebenfalls und nickte ganz leicht. ,, Was glaubst du, wie dieser Azrael aussieht?", wechselte Lola plötzlich das Thema und ich verdrehte uninteressiert die Augen. ,, Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Am liebsten würde ich ihn nie begegnen.", sagte ich schulterzuckend und stand geseufzt von meiner Schminktisch auf, wo ich dann gleichzeitig mein dunkelblaues Cocktailkleid zurecht zupfte. ,, Ich weiß Lynn aber bist du denn nicht trotzdem etwas neugierig? Ich meine wir wissen nur, dass er der Sohn eines Fürsten ist.", gab Lola von sich und dabei hob sie eine Braue. Etwas neugierig war ich schon, da ich nicht wusste, was er wirklich war, doch das konnte ich Lola nicht erzählen. Ich zuckte mit den Schultern. ,, Nö!", gab ich dann von mir und machte mir meine passende Ohrringe ran. Lola seufzte laut und verdrehte etwas genervt ihre Augen. ,, Du kannst ja echt stur sein." Ich lächelte sie dann an, bis wir plötzlich eine Männerstimme vor der Tür hörten. ,, Beeilt euch! Sie erwarten dich schon Lynn."Das war Gregor, mein Onkels vertraulicher rechter Hand, der manchmal nett sein konnte und manchmal nicht. Ich sah Lola an, während sie nickte. ,, Viel Glück!", flüsterte sie das letzte Mal und mit panischem Herzklopfen und mit der Angst, nahm ich tief Luft und ging zur Tür. Als ich die öffnete, sah ich vor mir Gregor, mit seinem üblichen Anzug, stehen. ,, Na endlich! Dein Onkel rastet schon aus und fragt sich schon, wo du bleibst!", hörte ich ihn etwas hecktig und etwas genervt sagen, dabei begleiete er mich zum großen Esszimmer, wo Onkel Vlad und dieser Azrael bereits auf mich warteten. Als ich das Esszimmer betrat, pochte mein Herz mir bis zum Hals und eine Art Deja vu machte sich sichbar. So hatte ich mich auch gefühlt, als ich schon Mal vor dieser Tür des Esszimmers stand, da ich mein Onkel nach langer Zeit wieder zur Gesicht bekommen hatte und jetzt? Jetzt stand ich wieder hier, wieder mit einem Stein im Magen und viel Herzklopfen, doch diesmal nicht wegen Onkel Vlad, sondern wegen Azrael. Ich nahm das aller letzte Mal tief Luft und ging rein. Das erste was meine Augen wahrnahmen, war der Tisch, der mit vielen köstlichen Gerichten bedeckt war und nebenbei hörte ich das Knacken des Feuers, dass durch zwei Männerstimmen vermischt wurden. Plötzlich brachen die Männer das Sprechen ab und drehten sich zu mir. Jetzt sah ich ihn. Der Mann, der mein zukünftiger Ehemann sein würde. Der Mann, der mit seinem pechschwarzen, kurzen Haaren irgendwie geheimnisvoll wirkte und seine helle Haut zum Vorschein brachte. Der Mann, dessen Augen jeweils eine unterschiedliche Farben hatten, Topas und Grün. Der Mann, der kein Mensch war, sondern unsterblich.

,, Ah, da ist sie ja endlich! Meine einzige, wunderschöne Nichte, Lynn.", hörte ich meinen Onkel sagen, dabei merkte man an seiner Stimme, dass die Freude, mich zu sehen, nur gespielt war. Ich spürte die intensiven Blicke von Azrael auf mir, der einfach wie königlich darstand. Er war hübsch, dass musste ich zu geben, doch beängstigend und mysteriös ebenfalls. Onkel Vlad streckte eine Hand nach mir aus und zaubert ein falsches Lächeln auf seinem Gesicht. ,, Komm her meine Liebe, nicht so schüchtern. Ich will dir mein Freund Azrael vorstellen.", sagte mein Onkel und als mir nichts anderes übrig blieb, seine Hand zu entnehmen und nebenbei meine Angst zu verstecken, der mich von Innen folterte. Nun stand ich vor ihm, Azrael, der meine Hand aus meinem Onkels befreite, es sanft festhielt und gebügt einen Kuss darauf gab. Seine Lippen waren kalt gewesen. ,, Endlich lernen wir uns kennen.", sagte er ganz ruhig und seine Stimme passte zu ihm, doch irgendwas unruhiges lag darauf, die ich nicht beurteilen konnte. Als er seinen Kopf wieder aufrichtete, sah er mir tief in die Augen. Mein Herz klopfte doppel so viel, als ich sein Gesicht diesmal besser sehen konnte, dabei entdeckte ich eine ganz leichte Narbe, dass von seiner Linken Schläfe, bis hinzu seine Augenbraun verlief. Plötzlich wurde ich durch das Röspern meines Onkels wieder in die Realität zurückgeholt, sodass ich endlich den Blickkontak zur Azrael beenden konnte. ,, Wir sollten jetzt was essen. Was meint ihr?", fragte mein Onkel und wir willigten ein.

Das Essen verlief ruhig. Onkel Vlad und Azrael waren die einzigen gewesen, die sich unterhielten. Ab und zu fragte mich Azrael etwas, dabei sah er mich mit seiner geheimnisvollen und mysteriösen Blicke an, die mich etwas unruhig machten. Nebenbei erfuhr ich einiges über ihn, wie z.B. das seine Familie mit meinem sich schon seit längerem kannten und das seine Familie aus früheren königlichen Ebene standen. So wie er angezogen war und wie er sich bewegte, gab es keinen zweifel, dass er aus einer königliche Familie stammte.

Nach einer Ewigkeit, so kam es mir vor, ließ mein Onkel Azrael und mich alleine. Einerseits fand ich es gut, da ich die nervige hin und her Gerede meines Onkels nicht mehr aushalten konnte aber anderseits hatte ich Angst alleine mit Azrael zu sein, da ich nicht wusste, wozu er genau fähig war und was er genau war. Wir saßen diesmal vor dem Kamin, als Azrael unerwartet aufstand und sich in der kleinen Bar für sich einen Whisky goss, dabei begann er zu sprechen. ,,Weiß du, ich bin froh das du wieder zurückgekehrt bist." Ich schaute ihn überraschend an. Was meinte er damit? Als Azrael sich endlich zu mir umdrehte und seinen Glass Whisky leicht hin und her drehte, sah er mich mit seinem üblichen Blick an. ,, Dein Onkel hatte mir vor ein paar Monaten mitgeteilt, dass du abgehauen bist.", sagte er und nippte an seiner Whisky. Darauf wollte er also hinaus. ,, Ich konnte es am Anfang nicht glauben, doch als man dich dann nicht mehr auffindig machen konnte..." Er hielt inne und stellte seine Glass weg, während er seinen Blick von mir nicht abwendete. ,,...war ich wütend.", beendete er diesmal seinen Satz, dabei biss er fest seine Zähne zusammen. Plötzlich bekam ich Panik, weil ich Angst hatte er könnte handgreiflich oder sowas in der Art sein. Azrael kam ganz langsam auf mich zu, dabei sah er gefährlich aus, gefährlich wie ein Tiger. ,, Aber ich habe mir dennoch sorgen um dich gemacht.", flüsterte er diesmal ganz nah an meinem Gesicht, dabei roch ich den Geruch des Whiskys, während er eine Hand meine Wange ganz leicht berührte. Ich bekam eine Gänsehaut und in dem Moment nahm die Angst mich komplett unter kontrolle, doch plötzlich sprudelte etwas aus mir heraus, was ich gar nicht von mir selber erwartete hatte, es auszusprechen. ,, Was bist du?", flüsterte ich. Azrael war erstmal über meine schnelle Frage überrascht gewesen, doch er grinste schief, sodass seine Grübchen sichtbar wurden. ,, Mutig bist du schon.", meinte er und dann wurde seine Mimik nachdenklich. ,, Das hatte Sie mich auch gefragt.", begann er zu flüstern. Sie? Wem meinte er? ,, Sie?", fragte ich nach, während gleichzeitig Azrael's Gesicht verletzlich aussah. ,, Du siehst ihr so ähnlich, weißt du das? Doch ich merke, dass du anders bist aber für mich spielt es keine Rolle. Sobald ich dich habe, dich besitzen kann und du nur mir gehörst, spielt alles andere keine Rolle.", sagte er statt meine Frage zu beantworten und fuhr mit dem sprechen weiter fort, diesmal aber sahen seine Augen mich an und ich hatte das Gefühl in diese unterschiedlichen Augenfarben mich zu verlieren. ,, Ich habe auf dich so lange gewartet. Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange. Seit dieser...Bastard Sie umgebracht hatte, habe ich so lange auf dich gewartet und gesucht. Doch jetzt bist du da und ich werde nicht zu lassen, dass jemand meine Pläne ruiniert oder dich von mir wegnimmt. Diesmal nicht!", die letzten Sätze waren hart und gefühllos ausgesprochen, die mich etwas zusammen zucken ließ. ,, Umgebracht? Wer hat wen umgebracht?", fragte ich nach, doch dann wusste ich plötzlich in dem Moment, wen er damit meinte. ,, Lea.", gab ich selbstsicher. Azrael s Augen leuchteten bei dieser Name auf und langsam begann er zu nicken. ,, Ich bin nicht Lea, Azrael.", sagte ich ernst, dabei war ich wütend, da mich alle mit dieser Lea verglichen, die vielleicht meine Cousine war. ,, Ich weiß..." ,, Nein, du weiß es nicht!", rief ich ihn wütend zu, dabei stand ich auf und entfernte mich von ihm, doch meine Blicke galten immer noch ihn. ,, Keiner weiß es! Alle vergleichen mich mit ihr und warum? Nur, weil ich so aussehen, wie sie? Ich bin Lynn, okay? Ich bin Lynn!" Azrael sah ernst aus und dann fragte er mich plötzlich verärgert: ,, Alle? Wer noch?" Ich sagte nichts, da ich über Nekael, der mich ebenfalls mit Lea verglich, nicht reden wollte. ,, Keiner.", sagte ich stattdessen. ,, Lynn, sag es mir, wer noch!", sagte er diesmal drohend, dabei hörte ich ein schwaches Knurren. Ich schluckte schwer. ,, Niemand.", Ich ließ nicht locker bis ich plötzlich gegen die Wand gepresst wurde. Alles ging viel zu schnell. ,,Sag. Es. Mir." Azrael's Stimme war diesmal gefährlich und er war mir zu nah. Mein Herz klopfte so hart gegen meine Brust, sodass ich das Gefühl hatte, es würde gleich ausbrechen. Nebenbei wurde mein Blut durch alle meine Adern schnell gepumpt, sodass mir warm wurde oder besser gesagt heiß. ,, Na los!" Diesmal hörte ich ein lautes, animalisches Knurren. ,,N..Nekael...", flüsterte ich und plötzlich wurde Azrael's Mimik noch düsterer und wütender. ,, Dieser abscheulicher Bastard...", begann er zu wieder knurren, dabei kam er mir so nah wie möglich, sodass er diesmal in meinem Ohr ,,Diesmal wird er dich nicht bekommen. Dafür werde ich sorgen.", flüsterte und plötzlich war ich alleine im Zimmer.

Die Nacht der UnsterblichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt